Kein Quadratmeter Parkgelände wird bebaut

Antrag um Waldumwandlung beim Gondelsheimer Schloss wegen der gräflichen Pläne für einen Parkwald
Von unserem Mitarbeiter Arnd Waidelich
Gondelsheim. Der Wald hinter dem Gondelsheimer Schloss ist weg. Mit Stumpf und Stiel entfernt wurde ein Baumbestand, der sich durch natürliche Verjüngung über Jahrzehnte hinweg aus dem einstigen Park entwickelt hatte. Die Aufregung darüber ist in Gondelsheim groß.
Ilona Pricken, ehemalige erste Vorsitzende des Bürgervereins, argwöhnt, dem Waldbesitzer Axel Graf Douglas gehe es darum, durch das Zurückschieben des Waldrandes die Bebauung auf dem in seinem Besitz befindlichen Schlossbuckel erheblich auszuweiten und damit profitabler machen. Der Graf weist dies von sich. Für die geplante Einrichtung eines Parkwaldes (die BNN berichteten) habe er vor einem Jahr den Antrag auf Waldumwandlung gestellt.

Doch auf die Rodung des Waldes hat bereits die regionale Arbeitsgruppe Baden-Württemberg der so genannten PEFC reagiert und Graf Douglas am 2. August 2006 die Zertifizierung für seine Wälder entzogen.
Die PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) ist die größte unabhängige Institution zur Sicherstellung und Vermarktung nachhaltiger Waldwirtschaft durch ein Zertifizierungssystem. Das bedeutet: Holz und Holzprodukte mit dem PEFC-Zeichen stammen nachweislich aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Forstwirtschaft. Die Entscheidung der PEFC betrifft nicht nur die Gondelsheimer, sondern alle Wälder des Grafen. Grund dafür sind die Rodungen hinter dem Gondelsheimer Schloss.

Bei diesen Maßnahmen handele es sich, so die PEFC-Zertifizierungsstelle wörtlich, „um eine Hauptabweichung von den PEFC-Standards. Der Waldbesitzer ist nun aufgefordert, seine Urkunde zurück zu schicken, er wird aus der PEFC-Datenbank gestrichen und kann sein Holz nicht mehr als PEFC-zertifiziert verkaufen.“
Der von Graf Douglas gestellte Antrag auf Waldumwandlung wird zurzeit in der Forstdirektion Freiburg behandelt. Ein solcher Antrag muss gestellt werden, wenn geplant ist, das Waldgelände nach einer Rodung anders als bisher zu nutzen. Der zuständige Abteilungsleiter Andreas Volg bestätigte gegenüber den BNN, der Antrag liege seit geraumer Zeit vor. Eine Entscheidung darüber sei aber noch nicht getroffen. Zunächst müssen die Träger der öffentlichen Belange gehört werden.
Deshalb, und damit rechnet auch Dr. Bernhard Peichl vom Landratsamt Karlsruhe, könne das noch etwas länger dauern. Ursprünglich habe er seinen Plan, so berichtet Graf Douglas, den historischen Schlosspark in seiner Urform wieder herstellen zu wollen, über Ausnahmegenehmigungen erreichen wollen.

Zusammen mit dem Freiburger Forstpräsidenten sei er aber zu der Überzeugung gekommen, „keine Lex Douglas“ zu schaffen, sondern den Park über eine Waldumwandlung zu erreichen.
Ziel der beantragten Waldumwandlung sei jedoch keineswegs die Ausweitung des von der Gemeinde geplanten, 7,6 Hektar großen Baugebiets „Schlossbuckel“, betont Axel Graf Douglas ausdrücklich gegenüber den BNN: „Kein einziger Quadratmeter des Parkgeländes wird bebaut werden!“ Er werde sich streng an die dem Gemeinderat vorliegenden Pläne halten. Jeder könne diese Pläne im Rathaus einsehen.
Genau so sieht das auch Markus Rupp: „Mit uns“, so das Gondelsheimer Ortsoberhaupt am Rande einer Gemeinderatssitzung, „wird es keine Erweiterung der Grenzen des bisher vorliegenden Bebauungsplanentwurfs für den Schlossbuckel geben. Für uns ist maßgeblich, was im Flächennutzungsplan steht.“ Angesichts dieser eindeutigen Position seien die aufgekommenen Gerüchte eine ihm „völlig rätselhafte Unterstellung“, meint Axel Graf Douglas. Sein Park-Konzept sei allein mit dem rigorosen (und nicht genehmigungspflichtigen) Roden des Waldes realisierbar. Der vorhandene Bestand sei in die Planungen nicht integrierbar gewesen. „Es war nichts da, was erhaltenswert gewesen wäre. Alle Experten sagen: So einen Park kann man nur wieder aufbauen von Null aus.“

Auch für die mit ganz besonderem Argwohn verfolgten Erdbewegungen oberhalb des ehemaligen Kirchturms gebe es eine plausible Begründung. Sie seien vom Landesdenkmalamt angeordnet worden, um die durch Feuchtigkeit bedrohten Fresken im Turm zu sichern. Dabei sei man auf bemerkenswerte Funde gestoßen.
Von der Entscheidung der PEFC, seinen Wäldern die Zertifizierung zu entziehen, hatte Graf Douglas bisher noch keine Kenntnis und war völlig überrascht. Solange er entsprechende Unterlagen nicht habe, könne er dazu keine Stellung nehmen.
Trotz allen Argwohns, so betonte Graf Douglas abschließend, „passiert hier durch das Engagement vieler Leute Großartiges für die Öffentlichkeit. Da soll kein Zaun außen rum errichtet werden, sondern der Park soll immer für alle zugänglich sein und darüber hinaus auch kultureller Veranstaltungsort werden.“

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2 Antworten zu Kein Quadratmeter Parkgelände wird bebaut

  1. b.z. sagt:

    Die Besserwisser können doch einfach abwarten, was herauskommt. Dann können sie ja immer noch weiter Kritik üben.
    Wenn Natur-, Landschafts- und Denkmalsschutz sowie Umweltschutz nicht verletzt werden, dann macht der Eigentümer alles richtig.
    Wen soll die künstlich gegenüber der Zeitung geäußerte Aufgeregtheit denn erschrecken?

  2. n-Or sagt:

    Es ist müßig, sich mit diesem Zeitungsartikel zu befassen.
    Alle dort genannten Namen meinen, das Richtige zu tun oder bereits getan zu haben. Es mischen Personen mit, die absolut in der Angelegehheit nichts mitzureden haben. Die werden tatsächlich noch befragt und geben kuriose Antworten zu Sache.
    Ich weiß nur, daß ein Eigentümer ein Recht auf sein Eigentum hat (Eigentumsrecht). Davon hat der Eigentümer in zulässiger Weise Gebrauch gemacht. Also – wozu ist der Bericht gut, und wem nützt er?

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