Bretten spielt alljährlich ein erbärmliches Spiel

Zum Interview mit Stadtvogt Peter Dick (BNN vom 12. Juli) erreichte uns diese Leserzuschrift:

Nirgends zeigt sich die Einstellung einer Stadt zu ihrer Geschichte mehr als in der Darstellung eben ihrer Geschichte. Hier beweist sie der Öffentlichkeit, welche kulturellen und geschichtlichen Werte sie heutigen Menschen aus ihrer Vergangenheit vermitteln will. Das wird zu ihrem geistigen, geschichtlichen und kulturellen Vermächtnis an die Gegenwart.

Die Eindrücke im abgesperrten mittelalterlichen Bereich in diesem Jahr, insbesondere auf dem Marktplatz und in der Pforzheimer Straße, führten viele Besucher und Einheimische zu der tiefen Überzeugung, dass den Verantwortlichen dieses Festes – und damit auch der Stadtverwaltung – an Geschichtsbewusstsein, Tradition und Kultur nichts, aber auch gar nichts gelegen ist. Vorrang haben da nur die Besucherzahl und die Lizenzverträge, die das Geld bringen. Mittelalter hin – Neuzeit her. „Wo das Geld im Säckel klingt, die Seel im Hui zum Himmel springt.“

Solange Gruppen wie Filia irata und andere auf dem Marktplatz Geschichte veralbern, im abgesperrten mittelalterlichen Bereich der Pforzheimer Straße Bistros oder Dönerbuden (deren Besitzer wohl ohne jegliche Ahnung von Brettheimer Geschichte) das Fress- und Lärmbegehren befriedigen wollen, irgendwelche „Aigenartler“ mit ihrem 21st-Century-sound-Geplärre ein ganzes Wohnviertel zum Beben bringen und Besucher die Ohren zuhalten müssen, als Folge 300 Polizeieinsätze nötig sind, die aufgestellten Toiletten überlaufen und sich in die Friedrichstraße ergießen (authentisches Mittelalter), alle Ecken uriniert und fäkalisiert werden (authentisches Mittelalter), Besoffene sich überall übergeben und selbst darin suhlen (authentisches Mittelalter), solange kann ich nur sagen: Bretten spielt alljährlich ein erbärmliches Spiel zum Vorbild der Jugend und zur Achtung der Vergangenheit. So zeigt sie nur eine dekadente Stadt.

Solange diese Zustände beim Peter-und Paul-Fest von den Verantwortlichen nicht un terbunden werden, sind sie mit schuld an diesem dekadenten Bild ihrer Heimatstadt unc der Verrohung der Sitten. Das ist dann ihr Vermächtnis an die Gegenwart. Dabei ist dieses Fest von so vielen Organisatoren und Darstellern in vorbildlichster Weise initiiert, deren Engagement durch solche Duldungen leicht zur Farce wird. Abhilfe ist ganz einfach eine Verweigerung der Lizenzen oder eine Schließung, wenn von bestimmten Abzockern die mittelalterlichen Richtlinien in abgesperrten Bereichen nicht eingehalten werden oder arrogant die Menschenwürde von Anwohnern und Besuchern mit Füßen getreten wird.

Dieter Gebert
Friedrichstraße 5
Bretten

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