Teuerungsraten beim Gas schockieren viele Kunden

Stadtwerke in der Region haben unterschiedliche Tarifpolitik / In Bretten sollen Preise vorerst stabil bleiben
Verbraucher in Bruchsal müssen die höchste Steigerung verkraften
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Rudolphi
Kreis Karlsruhe. Die Energiepreise nehmen seit Monaten fast nur einen Weg: steil nach oben. In diese Situation der Verunsicherung platzte nun am Wochenende das Bundesumweltministerium mit seiner Einschätzung, dass im Herbst eine Erhöhung des Gaspreises um bis zu 40 Prozent bevorstehen könnte. „Mit dieser Horrormeldung wird nur die ohnehin schon schlechte Stimmung gegenüber den Energieversorgern geschürt“, kommentiert Peter Solberg, der kaufmännische Geschäftsführer der Energie- und Wasserversorgung Bruchsal, diese Prognose. Er hält diese Einschätzung für politisch fragwürdig und nicht fair gegenüber den Stadtwerken, weil sie deren Situation nicht treffe. „Wir sind in der Futterkette die Vorletzten, die die höheren Bezugspreise an die Kunden weitergeben müssen“, betont Solberg. (Siehe auch „Politik“.)

Dass es vor allem beim Gas zu weiteren Preissteigerungen kommen wird, steht für den Geschäftsführer der Bruchsaler Stadtwerke außer Frage. Das von der Politik angekündigte Ausmaß hält er allerdings mit Blick auf die Ölpreisbindung für unrealistisch. Gemäß dieser Regelung schlägt eine Verteuerung beim Ölpreis erfahrungsgemäß mit einer zeitlichen Verzögerung von etwa einem halben Jahr auf den Gaspreis durch. (Siehe auch „Stichwort“.)

Aufgrund dieser Bindung haben die Bruchsaler Stadtwerke den Gaspreis in den vergangenen eineinhalb Jahren dreimal geändert: Zunächst fiel er zum 1. April leicht, legte dann aber bis zum Anfang des laufenden Jahres um rund 2,7 Prozent zu. Die nächste Anhebung steht unmittelbar bevor: Ab 1. Juli müssen die Kunden für 20 000 Kilowattstunden Gas (Durchschnittsverbrauch eines Vier-Personen-Haushaltes pro Jahr) 1 537 Euro (ein Plus von etwa 14,7 Prozent) hinblättern.

Bei den Stadtwerken Ettlingen gehen die Preise ebenfalls nach oben, bei ihnen fällt die Teuerung jedoch etwas geringer aus: Rund acht Prozent mehr müssen die Gaskunden ab kommendem Monat bezahlen. Die Preise blieben über einen längeren Zeitraum stabil, die letzte Anhebung datiert vom November 2006. „Der Spielraum, die gestiegenen Bezugskosten selber aufzufangen, ist nicht mehr da“, erläutert Eberhard Oehler, der Geschäftsführer der Stadtwerke Ettlingen. Er rechnet damit, dass sich die Verbraucher auf weiter dramatisch steigende Preise einstellen müssen. Die nächste Teuerungsrunde könnte bereits zum Oktober anstehen. „Ob das dann zehn oder 20 Prozent sind, kann ich jedoch nicht sagen.“ Obwohl die Ölpreisbindung beim Gas derzeit massiv in der Kritik steht, verteidigt Oehler diese Regelung. „Sie garantiert zumindest eine gewisse Preisstabilität, auch wenn die Richtung derzeit nur nach oben geht.“ Ohne diese Bindung könnte Gas zum Spekulationsobjekt werden – mit der Folge, dass die Preise völlig ungebremst stiegen.

Gaspreise_2008

Einigermaßen gelassen dürfen die Kunden in Pforzheim bleiben. Dort haben die Stadtwerke den allgemeinen Gaspreis zum 1. Mai um rund 5,8 Prozent erhöht. Bei bestimmten Treuetarifen ändert sich hingegen gar nichts: Kunden mit solchen Verträgen beziehen seit eineinhalb Jahren Gas zu einem konstanten Preis.

Geradezu eine Insel der Glückseligen ist Bretten: Die letzte Preiskorrektur gab es zum Februar 2007, und zwar nach unten. Seither blieb der Gastarif für die Kunden stabil. „Wir haben günstige Einkaufsmöglichkeiten“, erläutert Geschäftsführer Stefan Kleck seine Strategie. Das soll zumindest nach eine Weile so bleiben. Bis zum Beginn der Heizperiode wollen die Brettener Stadtwerke die Preise auf dem derzeitigen Niveau halten.

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6 Antworten zu Teuerungsraten beim Gas schockieren viele Kunden

  1. rob.-Sch. sagt:

    Für -rl- am 10. Juni 2008

    Es darf in der Zeitung doch auch noch Volksverdummung geben! 🙂

  2. -rl- sagt:

    Man muss doch in Bretten von Glück reden, wenn man keine Erhöhung erfährt, weil schon die ganze Zeit vorher der hohe Preis für einen entsprechenden Puffer sorgte. 🙁
    Sehen so die „günstigen Einkaufsmöglichkeiten“ aus, wenn der Preis bisher über den von den Stadtwerken Ettlingen und Pforzheim lag?
    Volksverdummung wäre eine schmeichelhafte Umschreibung für diese Berichterstattung.

  3. mm sagt:

    was dem Journalisten entgangen ist, oder was er nicht schreiben wollte, ist die Tatsache, das auf der „Insel der Glückseligen “ der Gaspreis laut Grafik wesentlich höher liegt als in Pforzheim! Ob erhöht wurde oder nicht ist doch wohl egal, wenn der Preis insgesamt wesentlich höher ist!?

  4. Clodw. sagt:

    Den Preistreibern hilflos ausgeliefert!

  5. S. sagt:

    Da können Verbraucherberatungen und Verbraucherverbände u.ä. nur wenig ändern.

  6. Norb/Schw. sagt:

    Die deutschen Verbraucher – gleich welcher Güter – sind die absoluten Melkkühe der Nation.

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