Leserbrief : Lärm aus dem Trichter

Zu „Neuer Recyclingbetrieb als Vorzeigeprojekt geplant“ vom 17./18. Mai:
Das interkommunale Industriegebiet „Kreuzgarten“ bildet mit dem gegenüberliegenden Wohngebiet „Hinterm Berg“, der Bundesstraße 293 sowie dem Bahndamm einen topographischen Trichter. Tiefster befahrbarer Zentralpunkt ist der Kreisverkehr, der die Ortsverbindungsstraße L 554 Oberderdingen/Flehingen sowie das Industriegebiet „Kreuzgarten“ mit dem Wohngebiet „Hinterm Berg“ verbindet und sich wie ein Sprachtrichter oder Schalltrichter entartet.
Die L 554 ist vom Kreisverkehr ausgehend zur Beschleunigungsstrecke für Motorräder und Pkws verkommen. Wenn es mit der Planung so bleibt, kämen zur jetzigen Verkehrsbelastung pro Arbeitstag 60 bis 80 Schwertransporte mit Recyclingmaterial hinzu, wobei hauptsächlich der Kreisverkehr passiert werden muss: Anbremsen, einfahren mit Gaspedal, durchfahren, beschleunigen, um den Kreisverkehr über die Ortsumgehungsstraße den Berg hoch zu verlassen – das donnert, wie wir es jetzt schon über alle Maße erfahren. Jetzt schon ist die Nacht zu kurz. Bis kurz vor Mitternacht und schon in den frühsten Morgenstunden befährt der Schwertransport den Trichter.

Bei „günstigen“ Windverhältnissen (aus Süd-Südwest-West) und die haben wir oft, ist ein Öffnen der Fenster zum Lüften unerträglich, vom Aufenthalt im Garten ganz zu schweigen. Für das Medium Wind ist es keine Strecke Lärm- und Geruchsemission kilometerweit fort zu tragen. Die Entfernungen sind nur wenige hundert Meter. Die Lebensqualität vermindert sich weiter – die Wut, ohnmächtig mit zu erleben, wie mutwillig weitere Lärm- und jetzt auch Geruchsquellen angesiedelt werden sollen, wird noch größer. Übrigens siedelt sich gerade auch ein Kunststoffverarbeitungsbetrieb an.

Alle Gemeinde- und Ortschaftsräte sowie Bundes- und Landtagsabgeordnete wurden einzeln schriftlich informiert. Gemeinderäte, die an einem Ende des Dorfes wohnen – können, wollen, sich nicht vorstellen, wie ihre Mitbewohner am anderen Ende des Dorfes zu leben haben. Ein Großteil des Oberderdinger Gemeinderats sieht die Verkehrsbelastung als vernachlässigbar an. Schon lange geht es nicht mehr um das Wohl der Gemeinde, sondern nur um persönliche Vorteile.
Mit dem Verkehr der Umgehungsstraße (über sieben Millionen Euro) zur Entlastung der Flehinger Ortsdurchfahrt wird das Wohngebiet „Hinterm Berg“ nachhaltig belastet. Eine direkte Anbindung des Industriegebiets an die B 293 war 2001 vom Gemeinderat abgelehnt worden. Die Aktivitäten des Bürgermeisters und des Gemeinderates scheinen gesetzmäßig legal, moralisch ist es ein Verbrechen, über das man Bescheid weiß. Die Problematik wird ignoriert und tot geschwiegen.

Gerhard Schwara IG Oberderdingen-Flehingen Wohngebiet „Hinterm Berg“ Germanenweg 12 Oberderdingen

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13 Antworten zu Leserbrief : Lärm aus dem Trichter

  1. glad- sagt:

    Im Oberderdinger Gemeinderat, im Ausschuss für UMWELT und Technik und im ORTSCHAFTSRAT FLEHINGEN ist offenkundig noch nicht einmal eine Mindestmaß an Kritikfähigkeit vorhanden.

  2. Norb/Schw. sagt:

    Und einen vorbildlichen Umgang damit!

  3. konrd. sagt:

    Die drei Affen reflektieren vergleichsweise für die Gemeinde Oberderdingen, man will Schlechtes nicht wahrhaben.

  4. av sagt:

    Hände weg in den Kommunen von Vorzeige-Projekten!

  5. Hub.Gr. sagt:

    Heute will man sie nicht mehr unbedingt „vorzeigen“.

  6. Chr.Z. sagt:

    Die Stadt Bretten hat im Jahr 1999 auch ein Vorzeige-Objekt gegründet:

    DIE USQ BRETTEN – DIE BRETTENER UNIVERSITÄT.

  7. Z.K. sagt:

    Der Erste hält sich mit den Händen die Augen zu, der Zweite die Ohren und der Dritte den Mund.
    Und die Oberderdinger Bürgerschaft ist Zaungast und reibt sich die Augen.

  8. V.Q. sagt:

    Im Oberderdinger Gemeindeparlament dominieren die drei Affen beim Vorzeigeprojekt.

    Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen!

  9. Kerst-.-FIsh. sagt:

    „Schon lange geht es nicht mehr um das Wohl der Gemeinde, sondern nur um persönliche Vorteile.“

    Ein harter Vorwurf. Schlimm, wenn er der Wahrheit entspricht.

  10. Gust. sagt:

    „Die Problematik wird ignoriert und tot geschwiegen.“

    Herr Schwara zieht für Bürgermeister Nowitzki und den Oberderdinger Gemeinderat die richtige Schlussfolgerung.

  11. -neresh- sagt:

    Bundestags- und Landtagsabgeordnete sind absolut nicht zuständig.

  12. -Kris.(To) sagt:

    Es ist mindestens zur Beratung sowie eventuell zur Abgabe einer Stellungnahme zuständigkeitshalber – jedoch hier völlig überflüssigerweise – der Ausschuss für UMWELT und Technik mit 8 Mitgliedern vorhanden.

    TOTALE FEHLANZEIGE!

  13. m/-tt sagt:

    „Alle Gemeinde- und Ortschaftsräte sowie Bundestags- und Landtagsabgeordnete wurden einzeln schriftlich informiert.“

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