Das Weltklima ist aufgeheizt. Daran sind auch die Kohlekraftwerke schuld. Über die Rolle des Klimakillers CO2 besteht inzwischen in Wissenschaft und Politik fast ausnahmslos globale Einigkeit – selbst die Wirtschaft hat diese Erkenntnis gefressen. Auch der Karlsruher Stromriese EnBW schwört auf seine Verantwortung für den Klimaschutz, gleichwohl will er den Karlsruhern einen zweiten annähernd doppelt so leistungsstarken Kohleblock an den Hafen setzen. Folglich beteuert der Konzern, man sei dazu nur aus Verantwortung zur gesicherten Energieversorgung und nur noch vorübergehend gezwungen. Die Argumentation zeigt, wie auch EnBW eigentlich in der Klimafalle sitzt und bei Protest in die Defensive gerät. Für die Genehmigung des Blocks zählt aber das Weltklima überhaupt nicht. So weit ist die Gesetzgebung trotz aller Bekenntnisse nicht. Solche Fesseln hat die Stromwirtschaft vorerst nicht zu fürchten, auch wenn die Politik sie in der weiten Welt reklamiert.
So ist die aufgeheizte Stimmung bei den Gegnern verständlich. Gerade weil ihnen im Prinzip selbst EnBW zustimmt – sie also eigentlich in der Offensive sind, schmerzt die Ohnmacht in der Praxis. Diese neue Umweltbewegung ist längst stark: Zu den Naturschützern haben sich Bürgervereine, Kinderärzte und Evangelische Kirche gesellt.
Auch im Rathaus und in den Parteien – selbst in der CDU gibt es heute Kohle-Gegner – hat man Bauchschmerzen. Überall in Deutschland kippt die Stimmung gegen die Kohle. Entscheidend für die Genehmigung aber bleibt, dass die Schadstoffe die Grenzwerte unterschreiten. Das scheint so zu sein, auch wenn durch den Kohleblock die Karlsruher Luft noch dicker wird.
Rupert Hustede