Kohlekraftwerk setzt Kritiker unter Strom

Erörterung des EnBW-Projekts am Rheinhafen läuft
Lässt Klimaschutzziel ein neues Kohlekraftwerk zu?
Von unserem Redaktionsmitglied Rupert Hustede
Unvereinbar sind gestern die Positionen der EnBW und der Gegner eines weiteren Kohlekraftwerks am Rhein aufeinandergeprallt. Der erste Tag der Erörterung, zu der rund 200 Menschen in die Knielinger Sängerhalle kamen, machte deutlich, dass auch die vom Stromkonzern im Genehmigungsantrag nachgeschobene Halbierung wichtiger Schadstofffrachten den Protest der Kritiker nicht schmälert. Auch die vom Regierungspräsidium gehörten unabhängigen Experten brachten keine unumstrittenen Fakten (siehe auch Kommentar).

Mit der Rückendeckung von 6 300 Unterschriften, von Bürgervereinen, Naturschutzverbänden sowie Kinderärzten und Evangelischer Kirche, in der Fächerstadt griffen die Gegner den geplanten 912-Megawatt-Kohleblock in dreierlei Hinsicht frontal an:
Erstens dürfe aus globaler Verantwortung für den Klimaschutz wegen des zusätzlichen CO2-Ausstoßes überhaupt kein Kohlekraftwerk mehr gebaut werden.
Zweitens sei es gegenüber den Menschen in Stadt und Region – besonders in Verantwortung für die Kinder – völlig inakzeptabel, die jetzt schon schlechte Luft zusätzlich zu belasten.
Und drittens sei die plötzliche Halbierung des Ausstoßes von Staub und Stickoxiden nicht von der EnBW plausibel belegt und somit unglaubwürdig – aber sie reiche ohnehin nicht aus.

Diese Argumente konterten die EnBW-Sprecher: Erstens müsse man einstweilen noch auf die Kohle setzen, um die Kraftwerkskapazität für die Grund- und Mittellast bei Abschalten von Altanlagen und dem Ausstieg aus der Kernenergie ungefähr zu wahren. Man wisse um die CO2-Problematik. Indessen erreiche man durch Spitzentechnologie einen Wert von 33 Prozent unter dem Weltdurchschnitt. Zweitens werde die durch Immissionen vorbelastete Karlsruher Luft durch die Emissionen des Kohleblocks nur in irrelevanter Größenordnung verschlechtert. Man dürfe nicht einfach die Emissionswerte am 230-Meter-Schlot den Immissionen in Karlsruhe zurechnen. Und drittens versicherte Hans Bubeck, Leiter des EnBW-Kraftwerkneubaus, dass man die halbierten Jahresmittelwerte bei den Schadstoffen einhalte, weil man die weiter zulässigen Tagesmittelwerte nur gelegentlich ausschöpfe.

Rolf Wiedenmann vom Bürgerverein Daxlanden geißelte das Projekt, weil es auf einer Fernwärme-Auskopplung basiere, für die in Karlsruhe überhaupt kein Bedarf mehr bestehe. Harry Block rief für den BUND, „das Fass ist voll, jede Zunahme der Luftbelastung ist nicht mehr hinnehmbar“. Karlsruhe trage mit Industrie-Schornsteinen schon eine enorme Last für die Region. „Verzichten sie auf das Kraftwerk auch aus globalen Gründen“, forderte er. Dagegen betonte Klaus-Peter Dolde für die EnBW: „Die Genehmigung des Einzelprojekts hat mit dem Klimaschutz rechtlich nichts zu tun“, es gehe nur um das Einhalten der Bundesimmissionschutzgesetzes.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Sonstiges abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert