Leserbrief : Ein Schlag ins Gesicht aller Gewandträger

Zur Berichterstattung über das Peter-und-Paul-Fest:
Kaum vom Peter-und-Paul-Fest zurückgekehrt, will ich doch etwas zur monatelangen Diskussion um Plastikausweise, Waffenregistrierung und so weiter beitragen. Bislang habe ich diese Diskussion nur aus der Ferne verfolgt. Da ich schon viele Jahre nicht mehr in Bretten wohne, wollte ich mich nicht einmischen, auch wenn ich als alteingesessene Brettenerin das Fest seit Kindertagen feiere. Im Gewand natürlich – bis heute.
Doch wer weiß: Vielleicht sieht man manches aus der Ferne sogar deutlicher. Beispielsweise, wie unlogisch und überaus unfreundlich es ist, von Menschen, die in ihren mittelalterlichen Gewändern das Fest darstellen, Eintritt für eben jenes zu verlangen. Ich habe dieses Jahr viele Gewandträger mit gekaufter roter Plakette gesehen, denn die unansehnlichen Plastikausweise behagen offenbar wirklich vielen nicht.
Ob Plakette oder Ausweis: Alles, wofür bezahlt werden muss, empfinde ich als Schlag ins Gesicht all jener, die liebevoll ihr Gewand pflegen und mit Begeisterung (wenn auch vielleicht nicht mehr) als Mitglied einer Gruppe oft seit Jahren und Jahrzehnten Peter und Paul feiern. All diese Leute sind das Fest.
Dass Waffenträger sich registrieren lassen sollen, erscheint einsichtig. Immerhin kann von Waffen schon eine Gefahr ausgehen. Ad absurdum führt sich eine solche Registrierung allerdings, wenn man auf dem Fest staunend vor einem Stand steht, der allerlei scharfe Waffen anbietet. Wer eine solche dort kauft, muss sie aus dem Festgelände schmuggeln, denn dort sind unregistrierte Waffen schließlich verboten. Dass man etwas einerseits verbietet, es aber gleichzeitig mitten auf dem Fest-Areal verkaufen lässt, wird doch wohl nicht daran liegen, dass Alt-Brettheim vom Waffenhändler nicht zu verachtende Standgebühren kassiert?
Apropos Geld: Als jemand, der zwar noch längst nicht Rentner ist, sich aber gut an die Zeit erinnert, als Peter und Paul in erster Linie ein Fest der Brettener und ihrer Gäste war, sozusagen pures Vergnügen und nicht Kommerz, reibt man sich die Augen. Denn jedes Jahr siedeln sich noch mehr professionelle Händler auf dem Festgelände an, so dass langsam die Grenzen zwischen dem traditionsreichen und völlig unverwechselbaren Fest, wie ich es kenne, und jenen in Mode gekommenen Mittelalter-Märkten etwas verschwimmen.
Und deshalb bitte ich die Verantwortlichen von Alt-Brettheim: Macht kein Kommerzfest aus Peter und Paul, stoppt diesen Trend und opfert die Freude der Brettener an ihrem Fest nicht einem Regulierungswahn, der aus Peter und Paul die streng kontrollierte Kulisse einer Art Mittelalter-Festspiele macht.
Lasst die Menschen feiern, die Brettener und ihre Gäste, denn diese Freude am Feiern, die nicht durch tausend Vorschriften und Regeln getrübt ist, war immer das Markenzeichen von Peter und Paul. Mittelalterliche Marktstände gibt’s anderswo schon genug, und Plastikkarten haben wir auch in ausreichender Zahl in unseren Brieftaschen.

Petra Wilhelm
Schurwaldstraße 74
Stuttgart

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Sonstiges abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

3 Antworten zu Leserbrief : Ein Schlag ins Gesicht aller Gewandträger

  1. -A-H. sagt:

    Wer wird sich diese Kritik zu eigen machen?

  2. u/-d sagt:

    Endlich eine aktive Besucherin, die ihre Augen und sicherlich auch ihre Ohren geöffnet hatte.

  3. äth. sagt:

    Mit dem gesamten Inhalt ihres Leserbriefes spricht mir Frau Petra Wilhelm aus tiefstem Herzen.
    Ihre Vorschläge treffen genau den Kern der Sache.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert