Im Mittelpunkt muß der Mensch stehen

Bürgerversammlung zum Verkehrskonzept mehr als 200 Zuhörer in der Diskussionsrunde / Zwei neue Trassen-Vorschläge
Von unserem Redaktionsmitglied Peter Huber
Mehr als 200 Brettener Bürger und Bewohner des Stadtteils Gölshausen informierten sich am Mittwochabend in der Jahnhalle bei der Bürgerversammlung über die geplante Umgehung der B 293 um Gölshausen sowie die augenblicklich heftig diskutierte Bündelungstrasse in Bretten. Die Vertreter des Regierungspräsidiums Heinichen, Rügert und Körnich erläuterten dabei das Ergebnis der sogenannten Umweltverträglichkeitsuntersuchung für die Gölshausener Umgebung, bei der die Trasse 3 — also die südlichste Südumgehungs-Variante – mit Abstand am besten abgeschnitten hatte. Eine Nordumgehung habe nach Ansicht der Planer keinerlei Realisierungschancen, der Beschluß des Brettener Gemeinderates solle daher nochmals überdacht werden.

Nach Ansicht von Oberbürgermeister Paul Metzger sei die als logische logische Folge der Gölshausener Südumgehung vorgeschlagene Bündelungstrasse lediglich der Versuch eines künftigen Verkehrskonzeptes. Den Ausführungen von Stadtbaudirektor Lange zufolge, der die Streckenführung mit Detailplänen vorstelle, sei die Trasse auch technisch zu verwirklichen. Wie bereits mehrfach berichtet, würde diese Straße samt der Kunstbauten rund 40 Millionen Mark kosten.

Und hier auszugsweise Stimmen aus der Bürgerdiskussionsrunde.
Professor Ulrich Reich schlug vor, im Falle einer Gölshausener Nordumgehung einen Tunnel vom Bereich Jahnstraße unter der Stadt hindurch bis zur Eisenbahnbrücke an der Pforzheimer Straße zu bauen. Dieses Bauwerk – wie es in anderen Städten auch geplant sei, so zum Beispiel Ettlingen -hätte eine Länge von rund 700 Meter und ein Gefälle von drei Prozent. Bei einer Kostengrundlage von einer Million Mark für 15 Meter Tunnel käme das unterirdische Bauwerk auf rund 50 Millionen Mark, also zehn Millionen Mark teurer als die in Rede stehende Bündelungstrasse.
Nach Ansicht der Verkehrsplaner aus dem Regierungspräsidium sei dieser Vorschlag jedoch kaum realistisch, -weil durch den Tunnel keine Verteilerschiene mehr angelegt werden könne. Zwar sei der Nord-Süd-Verkehr auf diese Weise dann kanalisiert, doch der Ost-West-Fluß noch nicht entscheidend gesteuert, hieß es.

Hart ins Gericht mit OB Metzger ging Werner Dittes: Eine Bündelungstrasse in dieser Form vorzuschlagen sei eine gehörige Frechheit, schimpfte der Redner. Ob Frösche und Kröten mehr Daseinsberechtigung hätten als die Menschen, wollte Dittes wissen und erinnerte daran, daß in den letzten Jahren Millionen ins Freibad investiert worden seien, das jetzt durch die Bündelungstrasse entwertet werden solle. Außerdem befürchtete Dittes durch die Bündelungstrasse eine Amputation der Siedlung: „Bretten wird dann für die Hausfrauen eine Stadt der langen Wege.“ Es gehe nicht an, daß der Verkehr um Gölshausen herum – und dann nach Bretten mitten hineingeführt werde. „

Dr. Klaus-Peter Lange sprach für die Bürgerinitiative Bündelungstrasse und erklärte, daß seine Initiative nicht gerne eine andere arbeiten werde und für alle anderen Bürgerinitiativen Verständnis habe. Seiner Meinung nach seien Schul- und Sportzentrum seinerzeit mit Weitblick gebaut worden. Man müsse diese Einrichtungen jetzt schützen, weil die Jugend ohnehin kaum noch Plätze habe, wo sie sich treffen kann. „Die Bündelungstrasse zerstört das Freizeitzentrum und wird durch ein Stadtgebiet gequetscht, in dem es einen hohen Kinderanteil gibt. Wir werden uns für die Kinder einsetzen, die sich noch nicht wehren können. Denn im Mittelpunkt muß der Mensch stehen“, erklärte Dr. Lange.

Heinrich Schnitzler sprach für die Anlieger der Georg-Wörner-Straße. Sie sehen in der Südumgehung Gölshausen die große Chance einer Lösung der Brettener Verkehrsprobleme in Verbindung mit der Bündelungstrasse. Das Problem mit dem Freibad sei zu lösen, indem man die Straße wie andernorts einfach in eine Röhre packt. Sollte die Bündelungstrasse nicht gebaut werden, dürfe die Südumgehung auf keinen Fall kommen, denn sie würde 4 000 zusätzliche Autos auf die Georg-Wörner-Straße bringen.

MdL Helmut Wirth unterdessen schlug eine neue Variante einer Südumgehung von Bretten vor: Von der L 1103 an den Hetzenbaumhöfen abzweigend verliefe die Trasse im Bogen aufdie B 35 zu. Im Bereich zwischen Reitanlage and Kleintierzucht-Anlage könnte sie mittels zweiblättrigem Kleeblatt an die Bundesstraße angeschlossen werden. Südöstlich der Wanne verliefe die Straße verdeckelt auf einer Länge von rund 250 Metern, wodurch die Fahrbahn relativ tief gelegt wäre und das Gelände durch die Verdeckelung nicht zerschnitten würde. Über das Ruiter Tal sieht Wirth eine Brücke vor. Die Straße würde unter der Bahnlinie am Burgwäldle hindurchstoßen und schließlich in Höhe der Abfahrt nach Sprantal in die B 294 münden. Vorteile wären nach Ansicht Wirths, daß die „Wanne“ direkt einen Anschluß an die Bundesstraße hätte, das Industriegebiet im Ruiter Tal direkt von außen erreicht werden könnte und diese Lösung etwa nur 20 Millionen Mark – also die Hälfte der Bündelungstrasse – kosten würde.

Auf keinen Fall zu einem Faustpfand für eine Bündelungstrasse dürfe nach Meinung von Dr. Peter Macke die Gölshausener Umgehung werden. Es müßten vom Gemeinderat klare Prioritäten gesetzt werden, die da heißen: Verkehr aus der Stadtmitte heraus, einen Großteil der Brettener entlasten und die Belastung einer deutlichen Minderheit in Kauf nehmen.

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