Leserbrief : Eine Verführungs-Ökonomie

Zur Berichterstattung über das Peter-und-Paul-Fest (BNN vom 6. Juli):
Der Zeitgeist hat offensichtlich die Verantwortlichen des Peter-und-Paul-Festes eingeholt. Augenscheinlich ist das Heimatfest an manchen Stellen (Alkohol/Randale) kollabiert, weshalb sich die Betreiber mit dem Gestus der Empörung jetzt zu Wort gemeldet haben. Ähnliche Veranstaltungen anderswo in jüngster Vergangenheit wurden mit den selben Problemen konfrontiert. Bevor nun in Zukunft weiteres Ungemach droht, sollte man bereits im Vorfeld entsprechend reagieren, was teilweise schon geschehen ist.
Die Forderung der Grünen Moschee (diese hat mit einer eigenen Veranstaltung parallel am Festgeschehen teilgenommen) schreckte unseren Oberbürgermeister und den Stadtvogt so auf, dass sich Letzterer zu der Aussage genötigt sah, für unsere ausländischen Mitbürger würden die mittelalterlichen Gruppen zum Mitmachen offen stehen. Die vom OB angedachten Maßnahmen mögen ja in guter Absicht geschehen, hochkarätige Wunder darf man aber nicht erwarten.
Die Ausrichtung des Festes müsste in Teilen, möglicherweise neu überdacht werden. Am Fest wollen einfach zu viele partizipieren. Die traditionellen Wertvorstellungen entsprechen einfach nicht mehr der Realität und verwischen immer mehr.
Eine Verführungs-Ökonomie, die mit allen Mitteln um den Besucher buhlt, manchmal exzessiv und überdreht, braucht sich nicht zu wundern, wenn manche Zeitgenossen dann über die Stränge schlagen. In dieser unübersichtlichen Gesellschaft ein ermüdend komplexes Phänomen, das sich zusammensetzt aus politischen Fehlentscheidungen, Fehlentscheidungen des Wirtschaftssystems und persönlichen Handicaps. Dafür kann man aber den Verantwortlichen des Festes nun wirklich keinen Vorwurf machen.

Reinhold Georg Kuttler
Gölshäuser Lücke 3
Bretten

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Sonstiges abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten zu Leserbrief : Eine Verführungs-Ökonomie

  1. wil.hen. sagt:

    Immerhin besteht die Möglichkeit, schon jetzt aus den aktuell gemachten Erfahrungen Anhaltspunkte für Verbesserunsgsvorschläge zu gewinnen.

    Allerdings traue ich das den Akteuren nicht so recht zu.

  2. Theob. Sch. sagt:

    Jedes Koordinierungsverfahren weist Nachteile auf (Markt- und Kommunalpolitiker-Versagen).
    Bestimmte Gruppeninteressen wurden in einem zu hohen Maße über die Interessen der Besucher hinweg befriedigt.

  3. rob.-Sch. sagt:

    War hier die Stadt Bretten etwa im Sinne des Gemeinwohls tätig?

    Wohl eher nicht, sondern sie hatte sich einen beachtlichen Spielraum zur Verfolgung von Eigeninteressen geschaffen und ihn auch tatsächlich genutzt.

  4. Ottm. Schu. sagt:

    „Eine Verführungs-Ökonomie“ doch allenfalls nur gegen den, der sich verführen läßt.

  5. F. M. sagt:

    „Dafür kann man aber den Verantwortlichen des Festes nun wirklich keinen Vorwurf machen.“

    Verantwortung wofür?

    Ich kann nach Lesen des Leserbriefes nicht nachvollziehen, wer wofür verantwortlich gewesen sein soll. Nur eines weiß ich, daß keiner der sogenannten Verantwortlichen seiner Verantwortung bewußt, geschweige denn gewachsen war.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert