Vorzug für einheitliche Öffnungszeit

Viele Händler in der Innenstadt halten nichts vom „Einkaufen rund um die Uhr“
Von unserem Redaktionsmitglied Joachim Schultz
Bretten. Nach 19 Uhr in Bretten einkaufen? Das Angebot in der Innenstadt fällt am frühen Abend für Passanten dürftig aus. Spätestens um diese Uhrzeit schließen die letzten Geschäfte in der Fußgängerzone. Ein paar wenige Modegeschäfte im Stadtzentrum halten ihre Türen bis 20 Uhr geöffnet. Daran ändert auch die völlige Freigabe der Ladenöffnungszeiten nichts. Denn eine Vielzahl von Einzelhändlern in der Fußgängerzone hält nichts von dem Gedanken des „Einkaufens rund um die Uhr“.
„Es wäre wichtiger für die Kunden, wenn die Geschäfte in der Innenstadt einheitliche Öffnungszeiten hätten. Mittags müssten die Läden durchgehend offen sein“, sagt ein Geschäftsmann, der nach eigenen Worten „damit ein heikles Thema unter den Einzelhändlern anspricht“, und deswegen anonym bleiben möchte.
Es bewegt sich etwas bei dem einen oder anderen Ladenbesitzer. Ein Beispiel: Alfred Ersch. Der Elektronikhändler verkürzte seine Mittagspause um 60 Minuten und schließt eine Stunde später. Noch später zu schließen, davon hält er nichts. „Das bringt nur mehr Umsatz, wenn entsprechend Laufkundschaft da ist. Selbst in Großstädten reduzieren Kaufhäuser wieder ihre Öffnungszeiten. Von Einkaufen bis 22 Uhr redet auch dort niemand mehr.“ Gleich neben Erschs Laden verkauft Sandra Joos Mode. Die neue Freiheit lässt die Modefrau unberührt. „Meine Öffnungszeiten bleiben wie sie sind. Es wäre besser, zu einer einheitlichen Regelung in Bretten zu kommen. Bei Bedarf berate ich Kundinnen auch außerhalb der Öffnungszeiten.“
Von einem Kaufkraftverlust und mangelnder Attraktivität der Innenstadt spricht Agathe Pohl, die einen Schmuckladen betreibt. „Wir brauchen zwei oder noch besser drei Geschäfte mit qualitativ hochwertiger Ware, die mehr Leute in die Innenstadt locken. Danach könnte man konkret über ausgedehnte Öffnungszeiten reden“, meint die Geschäftsfrau. Eine Änderung der Öffnungszeiten zeichnet sich in einem Schuhgeschäft ab. Wie dort zu erfahren ist, wird die Pause um die Mittagszeit möglicherweise bald entfallen und der Laden durchgehend geöffnet haben. „Das hat aber nichts mit dem Wegfall der Ladenschlusszeiten zu tun“, versichert eine Schuhverkäuferin. Noch in der Schwebe sei außerdem, ob der Laden künftig samstags bis 16 Uhr offen ist.
Einkaufen in Bretten von 9 Uhr bis 19 Uhr – das findet ein anderer Ladeninhaber gut. „Einheitliche Öffnungszeiten ohne Mittagspause wären für die Kunden wichtig. Das ist seit vielen Jahren unter den Einzelhändlern im Gespräch. Doch getan hat sich nur wenig.“ Diese Meinung teilt Wolfram Viethen von „Max Männersachen“. Bevor man über längere Öffnungszeiten redet, brauche man ein einheitliches Bild mit einer durchgehenden Kernöffnungszeit bis 19 Uhr von montags bis freitags und bis 16 Uhr an den Samstagen. „Dass Geschäfte mittags zumachen oder am Mittwochnachmittag geschlossen haben, ist nicht mehr zeitgemäß“, betont Viethen.
Als eine „unsinnige Reform“ stuft Andreas Drabek, Chef des Modeshauses Martin, die Abschaffung der gesetzlichen Regelung der Ladenöffnungszeiten ein. „Schon in der Vergangenheit bestand für die Menschen ausreichend Zeit, um ihre Einkäufe zu erledigen.“ Drabek kritisiert den Wegfall eines verkaufsoffenen Sonntags. „Das geht am Kundeninteresse vorbei. Sinnvoll wäre ein verkaufsoffener Sonntag in den Adventswochen. Das ist nicht möglich. Doch an heilige Kühe geht die Politik nicht ran.“ Bevor man allerdings in Bretten über längere Öffnungszeiten nachdenkt, müssten andere „Baustellen“ beseitigt werden.
„An einer einheitlichen Lösung für Bretten, was die Öffnungszeiten anbelangt“, zeigt sich die Geschäftsleitung des Kaufhauses Schneider interessiert. An den derzeit gültigen Öffnungszeiten werde sich nichts ändern. „Es bringt nichts, wenn wir als einziges Geschäft bis 22 Uhr öffnen und andere um 18 Uhr schließen. Der Handel in Bretten muss bei diesem Thema eine gemeinsame Lösung finden“, so in der Stellungnahme weiter. Keinen Anlass sieht Michael Röther vom „ModePark Röther“ zurzeit aktiv zu werden. „Die Öffnungszeit bis 20 Uhr bleibt vorerst bestehen.“

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