Oberderdingen hat sein Herz für Kinder entdeckt

Günstige Bauplätze für Familien und Kindergartenplätze für die ganz Kleinen / Bürgermeister Nowitzki zieht Halbzeitbilanz
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier
Oberderdingen. Halbzeitbilanz zieht Bürgermeister Thomas Nowitzki in diesen Tagen. Vor vier Jahren, am 9. Februar 2003, wählten die Oberderdinger ihn für acht Jahre zum Bürgermeister. Nowitzki, der schon vorher als Hauptamtsleiter an maßgeblicher Stelle mitgestaltete, sieht die vier Jahre von einer kontinuierliche Weiterentwicklung geprägt – wobei er neue Schwerpunkt gesetzt habe.
Vor allem die Familienorientierung. Stolz verweist Nowitzki darauf, dass in seiner Gemeinde schon 2004 Kindergartenplätze für Zweijährige geschaffen wurden, ein Angebot, das derzeit von bis zu 20 Kindern in den verschiedenen Kindergärten der Gemeinde wahrgenommen werde. Seit 2006 gibt es darüber hinaus in Oberderdingen die Krippe für Kinder ab einem Jahr. Nach der Einrichtung einer Gruppe mit zehn Kindern bestehe weiterhin deutliche Nachfrage. „Wir werden sehen, ob es im laufenden Jahr eine zweite Gruppe gibt.“ Immerhin habe Oberderdingen – ganz gegen den allgemeinen Trend – einen deutlichen Geburtenüberschuss. Und dies wiederum sei auch ein Ergebnis des Werbens um junge Familien, indem die Gemeinde dafür sorgt, dass preisgünstige Bauplätze zur Verfügung stehen.
Auch den Jugendlichen sei Aufmerksamkeit gewidmet worden, resümiert der Bürgermeister und verweist auf die wesentlich verstärkte Schulsozialarbeit. Im Gespräch sei ein Jugendtreff, der womöglich noch dieses Jahr eröffnet wird. Details würden mit Sozialarbeitern und den Jugendlichen erörtert.
Ein weiterer Schwerpunkt der Gemeindepolitik: Umwelt und Energie. Öffentliche Gebäude wie etwa die Strombergschule wurden auf geringen Energieverbrauch getrimmt, auf mehreren Dächern sind Photovoltaikanlagen installiert, die Straßenbeleuchtung wird in einem Modellprojekt auf Sparkurs gebracht. Mit der anstehenden Sanierung der Schlossgartenhalle und der Samuel-Friedrich-Sauter-Schule ist eine weitere Reduzierung des Energieverbrauchs in die Wege geleitet. Dazu kommt der Hochwasserschutz. Vor allem Flehingen ist gefährdet und soll mit drei Rückhaltebecken für Humsterbach, Kohlbach und Kraichbach so geschützt werden, dass es auch bei größeren Fluten nicht mehr „Land unter“ heißt.
Rund 25,3 Millionen Euro wurden in den ersten vier Jahren seiner Amtszeit von der Gemeinde Oberderdingen und ihren Eigenbetrieben investiert, rechnet Thomas Nowitzki vor. Schwerpunkte waren die 2006 eingeweihte Ortsentlastungsstraße, die Haustraße, die Erweiterung des Baugebiets Spitzäcker/Hopfenacker und der Hochwasserschutz am Humsterbach. Einige Investitionen wie etwa die Umstellung der Wasserversorgung und der Ausbau von Hau- und Schillerstraße wurden vorgezogen, weil die Gemeinde sich antizyklisch verhalten und die zu dieser Zeit günstigeren Preise ausnutzen wollte. Dies habe viel Geld gespart. Andererseits musste die Gemeinde dafür schon eher das erforderliche Geld aufbringen. Dennoch werde das Ziel des Gemeinderats erreicht, dass die Verschuldung 2010 nicht höher liegt als 2004, ist sich der Bürgermerister sicher. Darüber hinaus würden auch noch die Rücklagen deutlich aufgestockt.
Möglich ist dies vor allem dank der positiven wirtschaftlichen Entwicklung. „Allein die Großunternehmen E.G.O. und Blanco haben in den vergangenen zwei Jahren rund 200 hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen“, freut sich der Bürgermeister und versichert: „Wir tun, was wir können, um günstige Rahmenbedingungen zu setzen: Aber auch beim interkommunalen Industriegebiet in Flehingen sieht Nowitzki nach der schwierigen Situation der letzten Jahre einen Silberstreif am Horizont. 21 Betriebe mit rund 200 Arbeitsplätzen haben dort ihren Sitz. „Die Steuereinnahmen decken mittlerweile die Kosten für die Vorhaltung der Grundstücke“, freut sich Nowitzki. Vier bis fünf Betriebe werde man 2007 neu ansiedeln können, hofft Thomas Nowitzki.
„Das Miteinander ist gewachsen“ resümiert der Bürgermeister die Entwicklung in der aus drei Teilorten bestehenden Gemeinde. So habe sich eine sehr intensive Zusammenarbeit zwischen den Vereinen in Flehingen und Oberderdingen/Großvillars entwickelt. „Man tauscht sich aus, stellt einen Veranstaltungskalender auf, hat gemeinsam mit der Gemeinde eine Bühne beschafft“, zählt Nowitzki auf. Auch das reiche kulturelle Angebot in allen drei Ortsteilen trage zum Zusammenwachsen bei.
Doch der Bürgermeister nennt auch Problemfelder, wo er noch nicht wesentlich vorangekommen sei. Etwa bei der fachärztlichen Versorgung seiner Gemeinde. So habe es zwar Gespräche mit einem Orthopäden und einem Psychologen gegeben, die sich in Oberderdingen niederlassen wollten. Auch für eine Kinderarztpraxis gebe es einen großen Bedarf in der Gemeinde. Aber die Kassenärztliche Vereinigung habe bisher alle Versuche scheitern lassen. „Die rechtliche Situation ist unbefriedigend“, klagt Nowitzki.
Unzufrieden ist er auch damit, dass die Bemühungen um ein Gymnasium in der Gemeinde nicht weiter fortgeschritten sind. „Wegen der Chancengleichheit müssten wir eine solche Schule in Oberderdingen haben. Ein Gymnasium mit 500 bis 550 Schülern wäre hier lebensfähig. Ich lasse da nicht locker“, kündigt Bürgermeister Nowitzki an.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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2 Antworten zu Oberderdingen hat sein Herz für Kinder entdeckt

  1. In. Zi. sagt:

    Weil es in den vergangenen vier Jahren der hiesigen Wirtschaft nicht besonders gut ging, verhielt sich die Gemeinde Oberderdingen antizyklisch mit dem Einsatz ihrer kommunalen Investitionen (25,3 Millionen Euro) an die jeweiligen Unternehmen sowie ihre Eigenbetriebe. Genau das war das richtige Mittel zur Belebung der Wirtschaft, was sich ebenso in der Schaffung neuer Arbeitsplätze bemerkbar machte.

  2. Ro. St. sagt:

    „Einige Investitionen wie etwa die Umstellung der Wasserversorgung und der Ausbau von Hau- und Schillerstraße wurden vorgezogen, weil die Gemeinde sich antizyklisch verhalten und die zu dieser Zeit günstigeren Preise ausnutzen wollte.“
    Hier verdient die Bezeichnung „antizyklisch“ Beachtung, weil sie in dem Zusammenhang stimmt. (In Bretten versteht man unter „antizyklisch“ etwas anderes.) In Oberderdingen hat man durch vorgezogene kommunale Investitionen auch der schwächelnden Bauwirtschaft Aufträge erteilt und dabei noch günstigere Preise ausnutzen können.

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