Ja zur Gartenschau – aber auch Einwände

Die einen sehen die große Chance für Bretten, andere befürchten negative Folgen
OB Metzger drängt auf Südwestumfahrung / Landwirte kündigen Widerstand an

Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier

Bretten. „Wir wären schlecht beraten, diese Chance nicht zu ergreifen.“ Erich Hochberger, Sprecher der CDU im Gemeinderat, brachte zum Ausdruck, wie die Mehrheit des Gremiums über die Bewerbung der Stadt als Ausrichter der Landesgartenschau 2012 denkt. Bei nur drei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen folgte der Gemeinderat – wie bereits kurz gemeldet – am Dienstagabend dem Vorschlag von Oberbürgermeister Metzger und Stadtplaner Braun, beim Stuttgarter Landwirtschaftsministerium die Bewerbung einzureichen. Wie groß Brettens Chancen sind, im kommenden Frühjahr den Zuschlag zu erhalten, ist ungewiss. Mehr als 30 Städte aus dem ganzen Land haben, wie Paul Metzger berichtete, großes Interesse an der Landesgartenschau 2012.

Stadtplaner Ulrich Braun erläuterte dem Gemeinderat, der unmittelbar vor seiner öffentlichen Sitzung bereits hinter verschlossenen Türen über die Bewerbung diskutiert hatte, noch einmal die Grundzüge des Konzepts einer Gartenschau in Bretten. Es sieht vor, bereits in die Wege geleitete sowie dringend erforderliche Vorhaben zu bündeln, so die Neustrukturierung der Industriebrache westlich der Pforzheimer Straße, die Anlage eines Freizeitzentrums im Gewann „Eng“ beim Waldtierpark, die Ausweisung eines Wohngebiets samt Stadtbahnhaltestelle beim Viertel St. Johann, begrünte Fuß- und Radwege, renaturierte Wasserläufe und insbesondere den Bau einer südwestlichen Umfahrung Brettens von der B 35 über das Rinklinger Tal und durch den Rechberg zur B 294 nach Pforzheim. Dieses Straßenprojekt, das vom Bund realisiert werden müsste, hält Oberbürgermeister Metzger für besonders wichtig. Wenn erst die Umgehungsstraßen für Bauschlott und Bruchsal-Ost gebaut seien, werde Bretten sonst zum Nadelöhr auf der Querverbindung zwischen den Autobahnanschlüssen Pforzheim und Bruchsal.

CDU-Sprecher Hochberger erkannte in der Gartenschau die Möglichkeit, „Zukunftsaufgaben, die uns auf den Nägeln brennen, mitzuerledigen“. Auch SPD-Sprecher Heinz Lang bekundete Zustimmung, sorgte sich aber, ob
das von der Verwaltung vorgelegte Konzept originell genug sei, um die Jury zu überzeugen. Harald Müller von den Grünen verwies zwar auf die finanziellen Belastungen, bewertete aber letztlich die positiven Auswirkungen wie diverse ökologische Aspekte und den Gewinn an Freizeitwert höher. Allerdings müsse jede Einzelmaßnahme auf den Prüfstand.

„Eigentlich stehe ich der Landesgartenschau nicht ablehnend gegenüber“, erklärte Heidemarie Leins (FWV/LUB). Nicht akzeptabel sei für sie aber die Verknüpfung des Projekts mit einer ortsnahen Trasse für die Verbindung von B 35 und B 294. Leins plädierte für eine in größerem Bogen geführte Straße.

Auch Herbert Vogler, ehemaliger FWV-Stadtrat, setzte sich in seiner Wortmeldung in der Bürgerfragestunde kritisch mit dem Straßenvorhaben auseinander. Die Brücke über das Rinklinger Tal verglich er in ihren Dimensionen mit der Bauerbacher Talbrücke, der Tunnel durch den Rechberg sei lang und teuer, die Firmen am Alexanderplatz nicht bereit, Flächen abzugeben. „Diese Trasse ist im Zeitraum bis 2012 nicht realisierbar“, sagte Vogler. Als Alternative schlug er eine neue Straße im Südosten vor, die von der B 294 durch einen Tunnel unter dem Höhenzug der Scheuerwiese zur B 35 im Osten Brettens geführt wird.

Weitere Kritikpunkte Voglers am Gartenschauprojekt waren die Kosten („Woher soll die Stadt das Geld nehmen?“) und der Landschaftsverbrauch. Für das Gartenschaugelände in der „Eng“ würden 22 Hektar des besten Ackerbodens geopfert. Hier setzte auch der Landwirt Friedrich Holstein mit seiner Kritik an: „Mit der Gartenschau würden diese Böden für immer der Nahrungsmittelproduktion entzogen“, klagte er und warf – auch im Namen seiner Berufskollegen – dem Oberbürgermeister vor: „Sie zerstören landwirtschaftliche Betriebe in ihrer Existenz.“ Die Landwirtschaft, die seit Metzgers Amtsantritt ohnehin einen nie da gewesenen Flächenverlust habe hinnehmen müssen, werde dem „Prestigeprojekt Landesgartenschau“ Widerstand entgegensetzen.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Natur / Umwelt, SW-Trasse, Verkehr abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert