Im Kampf gegen Masten zur Klage entschlossen

Gemeinden waren sich in Bretten einig / Die Bundesbahn soll ihre Stromleitung verkabeln
Von unserem Redaktionsmitglied Werner Schoger
Die Gemeinden Bretten, Knittlingen, Mühlac­ker, Neulingen, Ötisheim und Ölbronn-Dürrn werden nicht kapitulieren: Sie sind nach wie vor entschlossen, den Plänen der Bahn, parallel zu bestehenden Starkstromleitungen der Ener­gieversorgung Schwaben und des Badenwerks eine 110-kV-Stromleitung zu verlegen, erbitterten Widerstand entgegenzusetzen. Schon jetzt kündigen die Gemeinden an, notfalls gegen den Planfeststellungsbeschluß Klage zu erheben.
Dies war das Ergebnis einer neuerlichen Be­sprechung der Bürgermeister und Vertreter der Gemeinden im Brettener Rathaus. Wie bereits berichtet, haben die Kommunen Oberbürger­meister Paul Metzger, damit die Stadt Bretten, mit der Koordination ihres Widerstandes gegen die Bahnpläne beauftragt. Wie Paul Metzger be­richtete, sind die Gemeinden bei Gesprächen mit der Bahn und mit den Energieversorgungsunternehmen zu keinen positiven Ergebnissen gekommen. Allerdings haben die Verhandlungen auch gezeigt, daß Lösungen, die in der Ver­gangenheit als „nicht machbar“ abgelehnt worden seien, inzwischen technisch als durchaus praktikabel bezeichnet worden seien. Vor allem, so weisen die Bürgermeister darauf hin, ist es durchaus möglich, die 110-kV-Kabel der Bahn auf das 380-kV-Gestänge der Energieversorgungsunternehmen (EVU) zu hängen.

Die wehrten sich freilich mit dem Hinweis dagegen, die freien Traversen auf den Gitterma- sten für ihre zukünftigen Planungen und Ausbauten zu benötigen. „Sie können uns aber nicht sagen, wann sie diese zusätzliche Kapazität benötigen“, faßte Oberbürgermeister Metzger diese Verhandlungen zusammen.
Die Gemeinden hoffen darauf, daß zumindest für einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren ein solches Zusammenlegen der Bahn- und EVU-Kabel noch möglich ist, wenn die Bahn, was immer noch die Hauptforderung ist, ihre Stromleitung nicht verkabelt und eingräbt.

Unmut und Ärger bei den Gemeinden erregte vor allem die „Salamitaktik“ der Bundesbahn, die zunächst bis Bretten-Bauerbach ihre Stromleitungsprobleme löste und ebenso auf der Ostseite bis Illingen, den Problembereich dazwi­schen aber aussparte. „Jetzt sollen wir unter Druck gesetzt werden“, kritisierte Paul Metzger und sein Kollege Bangha aus Ölbronn-Dürrn nahm mit der Kampfansage: „Aber Klein-Bon­um wehrt sich“, eine Anleihe bei Asterix und Obelix.
Die Gemeinden wenden sich gegen eine wei­tere Starkstromleitung auf ihrer Gemarkung mit Rücksicht auf das Landschaftsbild, mit Hinwei­sen auf den Naturschutz aber auch im Blick auf die Landwirtschaft, die von dem Mastenwald ganz besonders eingeschränkt und tangiert wird. „Da wird auf alle Fälle bei der Planfeststellung ein Ausgleich durch Ersatzflächen ge­schaffen werden müssen“, war man sich einig.

Die Gemeinden wehren sich auch deshalb ge­gen die Pläne der Bahn, weil ihnen immer wieder die Nachteile und die „Schattenseiten“ der Zukunftspläne der Bahn aufgebürdet werden. „Wir werden nur einseitig von der Bahn bela­stet. Wenn wir aber Wünsche an die Bahn ha­ben, dann stoßen wir auf taube Ohren“, lautete das Resümee im Brettener Rathaus.

Geschlossen und auch entschlossen zur Klage wollen die Gemeinden nun zum Planfeststel­lungstermin am 28. April nach Dürrn gehen. Dort wird jede Gemeinde einzeln auf ihre Pro­bleme mit der geplanten Starkstromleitung hin­weisen. In Dürrn wird beispielsweise auch ein Naturschutzgebiet durchschnitten. Nach dem Erörterungstermin des Planfeststellungsverfah­rens treffen sich die Bürgermeister bereits einen Tag später wieder in Bretten, am 29. April um 9 Uhr.
Dort wird dann über das weitere Vorgehen be­funden. Nach Lage der Dinge heißt dies, daß spätestens zu diesem Zeitpunkt über den Klage­weg gegen die Bahn entschieden wird. „Schon im Hinblick auf unsere Bürger, die ja erhebliche Nachteile in Kauf nehmen müßten, bleibt uns keine andere Wahl“, gab Oberbürgermeister Paul Metzger bei der jüngsten Besprechung ei­nen Ausblick.
Mit Blick auf die Stromberggemeinden, die ein Durchschneiden ihrer Gemarkungen durch die Stromleitung der Bahn verhindern konnten, herrscht auch bei den jetzt Betroffenen Zuversicht.

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