Brauchen eine gesamtstädtische Lösung

Bürgerversammlung zu Verkehrsproblemen in Bretten
Alternative zu „Bündelungstrasse“: 900 Meter lange Untertunnelung der Stadt
BRETTEN. Die befürchteten Gefühlsausbrüche blieben unwesentliche Randerscheinungen, unter der souveränen Leitung von Oberbürgermeister Paul Metzger gestaltete sich die zu den Verkehrsproblem in Bretten, insbesondere die zum Thema „Bündelungstrasse“ einberufene Bürgerversammlung zu einem sehr hart, aber sachlich geführten Gespräch zwischen Experten, Stadtverwaltung und Betroffenen. Wie sehr das angesprochene Problem den Melanchthonstädtern auf den Nageln brennt, zeigte das große Interesse an der Versammlung – über 500 Bürger waren in die Jahnhalle gekommen und diskutierten fast vier Stunden lang, tauchten Argumente aus, unterbreiteten Vorschläge und ließen sich informieren.

Die von Fachbeamten des Regierungspräsidiums vorgetragene und an Hand von Tabellen und Plänen erläuterte Umweltverträglichkeitsprüfung der verschiedenen Varianten einer Umgehungsstraße für den Stadtteil Gölshausen (B 293) erbrachte ein klares Ergebnis: Unter Berücksichtigung so gewichtiger Aspekte wie Flächenverbrauch, Zersiedelung, ökologische Belastung, aber auch bei Beachtung einer günstigen Befahrbarkeit und der überörtlichen Erreichbarkeit der Zentren Pforzheim, Heilbronn oder Karlsruhe kommt nur eine südliche Umgehung in Frage. Allerdings bleibt das Problem der Weiterführung dieser aus und in Richtung Eppingen – Heilbronn fließenden Verkehrsströme durch die Stadt Bretten ungeklärt und damit die schon jetzt unzumutbare Belastung der Innenstadt erhalten.

„Wir brauchen eine gesamtstädtische Lösung“, betonte deshalb OB Metzger mehrfach; besonders müsse dabei an den Ziel- und Quellverkehr sowie die schwierigen Verkehrsanteile in Richtung Pforzheim über die B 294 gedacht werden. Die allerschlechteste Position wäre, das Thema ganz zu lassen, stellte Metzger fest, „dann hätten wir wichtige Zukunftschancen für Bretten verspielt“.

Einen interessanten Alternativvorschlag zur „Bündelungstrasse“ — der von Oberbürgermeister und Verwaltung favorisierten innerstädtischen Straßenführung parallel zur Kraichgaubahn – unterbreitete Professor Reich, der eine Gesamtuntertunnelung der Stadt Bretten von der B 293 bis zur B 294 beziehungsweise von der Jahnhalle bis zur Pforzheimer Straße anregte. Die Gesamtstrecke von 750 bis 900 Metern könne nach seinen überschlägigen Berechnungen kaum mit mehr als 50 Millionen Mark zu Buche schlagen und verbliebe damit im Kostenrahmen, der auch für eine Bündelungstrasse angegeben werde, meinte der Diskussionsredner. Die Nachteile einer solchen Lösung lägen allerdings im Bereich der Verteilerschienen für den Ziel- und Quellverkehr der Melanchthonstadt.

Landtagsabgeordneter Wirth (CDU), der im Saal mit viel Beifall bedacht wurde, stellte seine bereits sehr weit gediehenen Überlegungen zur „südöstlichen Umfahrung“ Brettens zur Diskussion. Diese Vorstellungen zielen darauf ab, „weder Wohngebiete noch das Freizeitzentrum mit Sportstätten, Frei- und Hallenbad wesentlich zu tangieren“ und gute Möglichkeiten der verkehrsmäßigen Anbindung dieser genannten Bereiche über „ein zweiblättriges Kleeblatt zur B 35 in Höhe der Reitanlage“ zu schaffen; zudem spreche für diesen Vorschlag die „kostengünstige Durchführbarkeit“. Dagegen ließe sich allerdings anführen, daß der Ziel-und Quellverkehr zu weit um den Stadtkern herumgeführt würde.

Sichtlich erleichtert über den Verlauf dieser Aussprache stellte das Stadtoberhaupt fest, daß dies „eine hochkarätige, gute Veranstaltung“ gewesen sei. Metzger appellierte insbesondere an die Bürgerinitiativen, „mit uns zusammen nach gangbaren Lösungen zu suchen“ und nicht gleich auf alles, was aus dem Rathaus kommt, loszugehen. Der OB versicherte außerdem, „alle aufgezeigten Alternativen fachlich untersuchen zu lassen“ und auf dieser Grundlage erneut mit den Bürgern zu beraten. Auch werde sich der Gemeinderat in einer mehrtätigen Klausur intensiv mit dem Thema befassen. uh

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