Leserbrief : Aussage der Studie ist in Frage gestellt

Zu „Kernkraftgegner fordern weitere Untersuchungen“ vom 4. Januar:
Von den BNN erhoffen sich die Leser umfassende Information. Daher hätte ihnen im fraglichen Artikel nicht vorenthalten werden sollen, dass Bernd Haffner nicht Physiker, sondern Lehrer und Politiker ist. Die Zwischenlager, gegen die er wettert, sind jedoch das Ergebnis der Politik seiner eigenen Partei: Unter Rot-Grün wurde, um medienwirksam die Castor-Transporte zu beenden, die Wiederaufarbeitung verboten und die AKW-Betreiber zum Bau der Zwischenlager aufgefordert.
In der ursprünglichen Studie für die Jahre 1980 bis 1995 zum Auftreten von Krebs und Leukämie um die deutschen AKW war kein Einfluss der Nähe von AKW auf die Erkrankungshäufigkeit festgestellt worden. Wenn man allerdings die Befragten anhand zusätzlicher Untergruppierungen in ganz kleine Gruppen aufteilte, fand man bei den unter fünf Jahre Alten innerhalb von fünf Kilometer Abstand vom AKW eine Erhöhung, in anderen Altersgruppen jedoch niedrigere Werte. Dies ist der statistische Effekt der als „Gesetz der kleinen Zahl“ bekannt ist. Auf diese Gruppe konzentrierte sich aber das sogenannte Expertengremium bei der Ausschreibung der neuen, nun aktuell vorliegenden Studie. Allerdings wurden bei dieser Studie nicht etwa nur neue Daten erhoben; tatsächlich bezieht sie sich auf den Zeitraum von 1980 bis 2003; die alten, den ursprüngliche statistischen Effekt aufweisenden Zahlen, sind also in der neuen Studie erhalten. Das ist, salopp gesagt so, als habe man bereits gezogene Lottozahlen im Voraus.

Die neue Studie kommt auch nicht zu dem Ergebnis, dass die Häufigkeit der Erkrankungen mit der Nähe zum AKW zunimmt, sondern diese Annahme ist bereits in das der Auswertung zugrunde liegende Modell eingearbeitet. Wenn man sich die Studie ansieht (www.kinderkrebsregister.de), erkennt man dagegen, dass nur ein einziger Wert erhöht ist, nämlich der für die Entfernung von fünf Kilometern oder weniger. Alle anderen Entfernungsbereiche, in denen ja auch viel mehr befragte Personen repräsentiert sind, sind auf Normalniveau.

Und bei dem einzigen erhöhten Wert (weniger als fünf Kilometer) kommt hinzu, dass die Kontrollgruppe, also die Nichterkrankten, nach Aussage der Autoren der Studie deutlich unterschätzt werden, sodass dieser Wert (der das Verhältnis Erkrankte zu Kontrollen widerspiegelt) in Frage gestellt ist und damit auch die Aussage der gesamten Studie. Dies ist auch den Autoren bewusst.

Dr. Paul Schmidt Petergraben 9 Karlsruhe

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