„Edeka-Ausflug“ erhitzt die Grünen-Gemüter

Zwist um Lebensmittelmarkt: Fraktion wirft der Firma Harsch Eingriff in den Meinungsbildungsprozess vor
Von unserem Redaktionsmitglied Christina Zäpfel
Bretten. Die Diedelsheimer Höhe soll ein neues Gesicht bekommen, zumindest wenn es nach dem Willen der Firma Harsch Bau GmbH geht. Sie plant, auf dem Gelände des ehemaligen Steingutwerkes einen Edeka-Markt anzusiedeln. Dagegen hat sich der Gemeinderat im vergangenen Jahr ausgesprochen und über das Gelände eine Veränderungssperre verhängt. Jetzt geht der Entscheidungsprozess in eine neue Runde, nachdem die Firma Harsch Widerspruch gegen die Sperre eingelegt hat und ihrerseits den Gemeinderat zu einer Informationsfahrt zu einem Edeka-Markt nach Weil der Stadt eingeladen hat.

Als „unlautere Einflussnahme“ empfindet diese Informationsfahrt die Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und entgegnet in einem offenen Brief: „Die Absicht der Firma Harsch, auf dem Gelände des Steinzeugwerkes einen Edeka-Markt mit 3 500 Quadratmetern Verkaufsfläche zu errichten, läuft nach unserer Einschätzung der städtischen Entwicklungsplanung diametral entgegen“, so die Formulierung von Grünen-Fraktionschef Otto Mansdörfer.

Im Gespräch mit den Brettener Nachrichten begründet der Harsch-Prokurist Johann Busic die Einladung folgendermaßen: „Solch ein Markt würde der Stadt gut tun. Und er würde auf der Diedelsheimer Höhe eine ganz neue Ortseingangs-Situation schaffen“. Um sich über Art und Größe des Edeka-Marktes ein Bild zu machen, habe man die Fraktionen in den vergleichbaren Markt nach Weil der Stadt eingeladen.

Für die Grünen allerdings steht fest: „dass die Einladung zu einem „Edeka-Ausflug“ an die Mitglieder des Gemeinderats massiv in den Meinungsbildungsprozess der gewählten Vertreter der Bürgerschaft eingreift“. Im Gegenzug laden sie die Firma Harsch ein, sich als Investor an der Entwicklung des innerstädtischen Sporgassenareals zu beteiligen.

Oberbürgermeister Martin Wolff hat die Teilnahme an der Fahrt ebenfalls abgesagt. Wegen des schwebenden Verfahrens wolle er Zurückhaltung üben. Er verweist aber darauf, dass der Gemeinderat ein souveränes Organ sei, das frei über die Teilnahme entscheiden solle. Er sieht in der Fahrt „einen völlig normalen Vorgang“.
Wolff hofft darauf, im Zuge der Neuplanung von Schneider- und Sporgassen-Areal einen Lebensmittelmarkt als Frequenzbringer in die Innenstadt holen zu können. Diesem Vorhaben widerspräche ein zusätzlicher Markt in der Peripherie. Momentan sei das Verfahren beim Regierungpräsidium, er rechne in zwei bis drei Monaten mit einer Entscheidung.

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4 Antworten zu „Edeka-Ausflug“ erhitzt die Grünen-Gemüter

  1. RL sagt:

    Also ich selbst fahre oft nach Oberderdingen zum Edeka und dem fast nebenan gelegenen Discounter. Außerdem kann man da oft günstiger Tanken als in Bretten.

    Auch der Real in Heidelsheim ist recht gut sortiert…

    In Bretten gibt es zwar jede Menge Läden aber jeder hat die selben Produkte im Regal. Wer mal Außerhalb von Bretten einkauft wird das merken.
    Beispiel 1: Jogurt gibt es in Real und Edeka außerhalb von Bretten meistens in bis zu 7 Geschmacksrichtungen von einem Hersteller. In Bretten findet man aber nur 4 oder 5 Geschmacksrichtungen von diesem Hersteller – egal in welchem Laden man geht.
    Beispiel 2: Grillsoucen! In Bretten ist es sehr schwer mal das komplette HP Portfolio im Regal zu finden… HP BBQ Woodsmoke Im Real geht es aber…

    Zudem sind die Läden in Bretten total überlaufen und das Personal der Discounter feuert einem wie Wild die Ware in den Einkaufswagen beim Bezahlen… Kunden sind ja scheinbar im Überfluss vorhanden. Deshalb würde ich es begrüßen, wenn noch ein Edeka und vielleicht noch ein paar andere Läden den Wettbewerb anheizen.

    Trotzdem halte halte ich das Problem „Handel“ in Bretten für ein sekundäres Problem. Primär sollte man sich auf produzierendes Gewerbe kümmern. Wir können nicht davon leben wenn wir uns alle nur gegenseitig Tütensuppen und Autos verkaufen…

  2. spezi sagt:

    Falls der Gemeinderat eine Marketingstudie über die Akzeptanz der EDEKA-Märkte haben möchte, so soll er mal in Knittlingen, Jöhlingen, Bauschlot oder in Flehingen die Brettener Kunden nachzählen.

    Leider fahren sie alle nur mit dem Auto dorthin. Und das kann den Grünen, wegen CO2, doch gar nicht recht sein, oder …? 🙁

  3. -az- sagt:

    „…einen Lebensmittelmarkt als Frequenzbringer in die Innenstadt holen zu können…“

    Alle so genannten Frequenzbringer haben in der Vergangenheit einheitlich gesagt, dass sie verkehrsmäßig gar nicht so viele Kunden in die Innenstadt bringen können, um das Überleben absichern zu können.

    Wenn der Einzelhandel dieses Abenteuer unbedingt ausleben will, dann mögen doch die Einzelhändler eine Aktiengesellschaft gründen und ihre Vorstellungen umsetzen. Auf keinen Fall auf Kosten der Steuerzahler!
    Viellicht kaufen sogar zukünftige Kunden die Aktien dieser Gesellschaft…

  4. fr-ant. sagt:

    Man wird das Gefühl nicht los, dass der Gemeinderat unbedingt die Ansiedlung eines Wettbewerbers – jetzt EDEKA – zum bestehenden Handel verhindern will. Egal zu welchem Preis?! Das Gefühl hatte man schon beim Ansiedlungsversuch von GLOBUS.

    Wenn man heute die Korruptionsskandale von Siemens, Daimler etc. zu Kenntnis nehmen muss, dann sollte man sich gefühlsmäßig fragen, was man überhaupt noch ausschließen kann?

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