In der „Schneider-Ruine“ herrscht Aufbruchstimmung

Beim Rundgang durch das verlassene Kaufhaus erinnern nur noch die Schaufensterpuppen an bessere Zeiten
Von unserem Redaktionsmitglied Christina Zäpfel
Bretten. Beinahe gespenstisch muten die leeren Verkaufsflächen auf insgesamt sechs Etagen an: Im Innern des ehemaligen Kaufhauses Schneider erinnern nur noch Kleiderständer, Berge von Kleiderbügeln und alte Schaufensterpuppen an bessere Zeiten. Ende Juni vergangenen Jahres wurde mit der Anmeldung der Insolvenz der Anfang vom Ende des traditionsreichen Hauses eingeläutet. Heute kommt endlich Bewegung in das leerstehende Kaufhaus. Michael Hock ist angetreten, dem gesamten Gebäude zumindest vorübergehend wieder neues Leben einzuhauchen, „bis die Bagger kommen“, erklärt der Bezirksleiter der Firma Motion Fashion Network Europe GmbH, der vom 24. September an dort einen so genannten Marken-Lagerverkauf startet. (Siehe auch 4 Fragen an…)

Noch steht er mutterseelenallein auf den Verkaufsflächen und bereitet sich auf Vorstellungsgespräche mit potenziellen Mitarbeitern vor. „Es werden hier auch ehemalige Schneider-Verkäuferinnen arbeiten“, erklärt Hock im Gespräch mit den BNN seine Pläne. Deren ehemalige Sozialräume und die Büros hoch oben über dem Verkaufsraum mit Blick über die Dächer Brettens sind seither unangetastet. Das Geschirr steht noch in den Küchenschränken, es könnte schon morgen wieder benutzt werden.

Die aufgeschlagene Zeitung auf dem Tisch zeigt das Datum vom 31. Dezember vergangenen Jahres. Damals hatte nach dem endgültigen Schneider-Aus eine Textilhandelsgesellschaft die Restbestände des insolventen Kaufhauses bis zum Jahresende abverkauft.
Beim Blick durch das Büro-Fenster des ehemaligen Warenhaus-Chefs wird es endgültig gruselig: Fast könnte man glauben, der sei nur kurz in die Pause gegangen: Eine Lesebrille liegt noch auf seinem Schreibtisch, daneben ein Nasenspray, Stifte, Papier. Ein alter Zeitungsartikel hängt an der Wand, in dem das Schneider-Kaufhaus als zentraler Bestandteil der Innenstadt gepriesen wird.

Schlüsselgewalt über die Räume hat mittlerweile Michael Hock. Sein Chef hat das gesamte Kaufhaus gemietet, auf den ersten vier Etagen und einer Fläche von 2 400 Quadratmetern sollen schon von Freitag, 24. September, an, Markenklamotten für Frauen, Männer und Kinder, außerdem Haushaltswaren und Schuhe verkauft werden. Damit ist Bretten für den Outlet-Händler sein bislang größter Standort. Die Firma namens Motion Fashion Network Europe sitzt in Hamburg und betreibt eigenen Angaben zufolge in ganz Deutschland 25 Outlet-Geschäfte. „Vom Warenumsatz her ist das überhaupt kein Problem. Wir kriegen den Laden schon voll“, zeigt sich Hock optimistisch. Die ersten Wochen und Monate wird Hock dafür verantwortlich sein, dass das Geschäft gut anläuft, danach will er die Federführung dem neuen Team übergeben, wie er sagt.
Im Vorfeld habe man eine Standortanalyse für Bretten gemacht und das Objekt untersucht. Offenbar sind die Hamburger dann zum Schluss gekommen, dass sich ein Outlet-Center in Bretten lohnen könnte.

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