Wer will die Post in Bretten kaufen?

OB Wolff: Wir sind es nicht / Umzugs-Spekulationen
Von unserem Redaktionsmitglied Christina Zäpfel
Bretten. „Zu verkaufen“ verkündet ein großes Transparent an der Fassade der Brettener Post in der Melanchthonstraße. Und tatsächlich gibt es offenbar Interessenten, die den Betonbau aus den Siebzigern erwerben möchten. Wer es ist, der sich beim Verkäufer über Haus und Grundstück, über Kaufkonditionen und Preis informiert hat, bleibt aber geheim.
Wer mehr über das Verkaufsangebot wissen will, kommt von Bretten erst einmal nach Luxemburg, zur Immobilien-Verwaltungsgesellschaft Lorac Investment Management und deren Geschäftsführer Philippe Detournay. Dieser bestätigt gegenüber den BNN nicht nur, was man auf dem Plakat an der Fassade seit geraumer Zeit lesen kann: Der gesamte Komplex soll verkauft werden. Detournay sagt auch: „Für die Immobilie gibt es bereits Interessenten.“

„Wir sind es nicht“, entgegnet Oberbürgermeister Martin Wolff Gerüchten, die Stadt Bretten wolle die Immobilie am westlichen Rand der Innenstadt erwerben. Aber bevor Wolff am 1. Februar dieses Jahres auf dem Chefsessel im Rathaus Platz nahm, gab es durchaus Hinweise darauf, dass die Stadt Interesse hatte, das Gelände zu erwerben und neu zu überplanen. Im Oktober 2008 waren im weitläufigen Hof des Brettener Postamts plötzlich Altlasten zutage getreten. Der gepflasterte Boden hatte sich gesenkt. Man suchte nach der Ursache und der Bagger stieß auf eine zähe, stinkende Masse – Teeröl, wie sich später rausstellte, eine giftige, krebserregende Chemikalie. Es waren die Hinterlassenschaften des einstigen städtischen Gaswerkes, das bis in die Nachkriegszeit an der Stelle des Postamtes und der heutigen Postbank-Filiale stand.

Der finanzielle Aufwand für die Entsorgung der giftigen Hinterlassenschaften war überschaubar. Die Angelegenheit gab dem damaligen OB Paul Metzger Anlass zur Aussage: „Und dann wollen wir eben das Gelände wieder zurück haben“. Für die Stadt, so Metzger, spiele das Postareal eine Rolle bei der Innenstadtentwicklung. Ein Jahr später, im September 2009, sagte Metzger, als es um das alte Postgebäude am ovalen Kreisel ging: Statt des alten wolle man eher das derzeitige Postgebäude an der Melanchthonstraße erwerben, da man damit „die Weststadt planerisch neu ordnen“ könne.
„Es gibt keine Planungen seitens der Stadt“, sagt Oberbürgermeister Wolff im Gespräch mit den BNN, im Moment bestehe jedenfalls kein Interesse daran, Gelände oder Gebäude dem Investor abzukaufen. Der will für den Komplex 750 000 Euro haben und wirbt damit, dass die Immobilie voll vermietet sei. Das stimmt zumindest seit kurzer Zeit. Zum einen ist die Postbank im Erdgeschoss der Hauptmieter. Nach unbestätigten BNN-Informationen ist sie ausgestattet mit einem Mietvertrag bis 2019. Die Postbank, und mit ihr die integ-rierte Postfiliale, hat laut Auskunft ihres Pressesprechers Oliver Rittmaier derzeit kein Interesse, ihren Standort innerhalb Brettens zu verlagern, auch nicht auf das neu zu überplanende Innenstadtareal zwischen Sporgasse und dem ehemaligen Kaufhaus Schneider. Zum anderen wird im September eine deutsch-türkische Nachhilfeschule im Obergeschoss ihre Pforten öffnen.

Sie ist eine Zweigstelle der Karlsruher „Ekol-Privatschule“, die sich auf türkisches Klientel spezialisiert hat und in Bretten, so der stellvertretende Geschäftsführer, Kalinci Fek-ret, am Anfang rund 50 Nachhilfeschüler, später bis 120 Kinder und Jugendliche in Deutsch, Mathe oder Englisch unterrichten will. Dazu schaffe sie mindestens ein bis zwei Vollzeitstellen, sowie eine ganze Reihe von 400-Euro-Jobs für die Nachhilfelehrer.

Zu den kursierenden Vermutungen, Postbank und Post könnten mit einem Standort in der Innenstadt dem dortigen Einzelhandel wertvolle Dienste als Kundenmagnet leisten, sagt Andreas Drabek, der Sprecher der Brettener Einzelhändler: „Natürlich wäre die Post dort oben ein Frequenzbringer und deshalb sehr willkommen.“ Er könne sich die Post im Bereich der Sporgasse mit den dann notwendigen Parkplätzen vorstellen und spricht von einer „Bereicherung der Innenstadt“.

Damit tun sich gleich zwei Baustellen auf. Was hat ein potenzieller Käufer mit dem Komplex in der Melanchthonstraße vor? Und sollte sich die Postbank genötigt fühlen, nach einem neuen Standort zu suchen, fände sie Platz in oder um die Sporgasse, über die derzeit vor allem hinter verschlossenen Türen verhandelt wird?

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Eine Antwort zu Wer will die Post in Bretten kaufen?

  1. Cam. sagt:

    Ich finde es schon sehr interessant, wenn von der hoch verschuldeten Stadt Bretten bei dem Bestehen des allgemeinen Postulats wirtschaftlicher und sparsamer Haushaltsführung bereits ein Gedanke an Kaufabsichten einer Immobilie mit seltsamem Erdreich im Grundstück auch nur verschwendet wurde.

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