Kostenschätzungen deutlich überschritten

Abwasserverband erörtert aktuelle Berechnungen für Kanäle / OB Wolff übernimmt Vorsitz
Leitungssystem muss modernisiert werden
Bruchsal-Heidelsheim (wai). Der Abwasserverband „Weißach- und Oberes Saalbachtal“ hat einen neuen Vorsitzenden. Nachfolger von Paul Metzger ist der Brettener Oberbürgermeister Martin Wolff. Während seiner ersten Verbandsversammlung überließ er die Zügel allerdings noch seinem Stellvertreter, dem Knittlinger Bürgermeister Heinz-Peter Hopp, „um ein bisschen hineinzuschnuppern“, wie Wolff selbst formulierte.

Zum ersten Mal in seiner neuen Zusammensetzung tagend, nutzte Geschäftsführer Eugen Kurz die Gelegenheit für eine ausführliche Darstellung der Kläranlage. Er trug ein beeindruckendes Zahlenwerk vor: Der Zweckverband weise mittlerweile ein Investitionsvolumen von 87,7 und Bilanzwerte von 51 Millionen Euro auf. Die Betriebskosten belaufen sich jährlich auf 7,7 Millionen Euro. Jährlich würden 8,2 Millionen Kubikmeter Abwasser gereinigt.

Der Verband bleibt nicht auf dem Status quo stehen. Die Verbandsversammlung beschloss mehrere Sanierungen und Umbauten, die insbesondere das Leitungssystem auf den modernsten Stand bringen sollen. So wird etwa in der Kläranlage selbst die Gebläsestation eines Belebungsbeckens auf Vordermann gebracht mit einer Investitionssumme von 150 000 Euro.
Für die Modernisierung von Stauraumkanälen in den Regenüberlaufbecken „Wanne“ und „Kupferhälde“ in Bretten und „Reutweg“ in Ölbronn sind insgesamt 305 000 Euro vorgesehen. Für alle drei Maßnahmen sind im Haushalt 2010 155 000 Euro eingestellt. Die aktuellen Kostenberechnungen weichen erheblich von den ursprünglichen Kostenschätzungen ab. Es ist mit Mehrausgaben von 155 000 Euro zu rechnen.
Das Gleiche gilt für die Düker-Bauwerke in der Talbachstraße in Neibsheim und der Wilhelmstraße in Bretten. Die Modernisierung der unter dem Saalbach und dem Talbach hindurchführenden Kreuzungsbauwerke liegt ebenfalls erheblich über der Kostenschätzung.

Das wollten die Mitglieder nicht unkommentiert lassen. Mehrfach wurde die rund 30-prozentige Überschreitung der Kostenschätzung kritisiert. Ein Fehler, wie Geschäftsführer Eugen Kurz einräumte, aus dem man Lehren ziehen werde. Die Maßnahmen seien von hauseigenem Personal zu optimistisch eingeschätzt worden.

Ums Geld ging es auch bei Verabschiedung der Jahresrechnung und des Rechenschaftsberichts für das Jahr 2009. Der Verwaltungshaushalt schließt mit Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 7,7 Millionen, der Vermögenshaushalt mit 1,5 Millionen Euro ab. Die Verbandsversammlung nahm davon zustimmend Kenntnis, dann machte man sich auf eine ausführliche Besichtigungstour quer durch die Kläranlage.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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8 Antworten zu Kostenschätzungen deutlich überschritten

  1. u/-d sagt:

    Fremdverantwortlich und letztverantwortlich ist für angebliche Fehlleistungen des hauseigenen Personals stets der Geschäftsführer.

  2. h - z sagt:

    Allgemein funktioniert die Berichterstattung an die Geschäftsführung (Kurz) und von der Geschäftsführung an den Vorsitzenden der Verbandsversammlung (2009 noch Metzger).

    Die Berichterstattung muss neben der Gegenüberstellung von Soll- und Ist-Werten, der Begründung für Abweichungen, auch die voraussichtliche Entwicklung von Mengen- und Wertgrößen enthalten, wenn inner- oder außerbetriebliche Entwicklungen eingetreten sind, die Abweichungen von den Planzahlen erwarten lassen. Neben Plan- und Ist-Zahlen werden also im Budget sogenannte voraussichtliche Ist-Zahlen angegeben.

    Die Geschäftsführung und der Vorsitzende der Verbandsversammlung werden dadurch so früh wie möglich von nicht erwarteten Entwicklungen unterrichtet und können rechtzeitig Maßnahmen gegen weitere Planabweichungen einleiten.

    Hier werden meines Erachtens die beiden Verantwortlichen (Kurz, Metzger) Versäumnisse eingestehen müssen!

    Bei den Ursachenanalysen von Abweichungen geht man immer mehr dazu über, auch qualitative Veränderungen in Unternehmen und den relevanten Umfeldern zu charakterisieren.

    Im Vergleich geplanter und effektiver Kosten sollte man sich im Wesentlichen auf die Feststellung erheblicher Abweichungen beschränken. Und nur bei diesen versuchen, die Ursachen im Einzelnen zu erforschen.

  3. k-St. sagt:

    Bei einer rund 30-prozentigen Überschreitung der Kostenschätzung entsteht der Verdacht der Selbstbedienung mit öffentlichem Geld.

    Frage: Wen interessiert es?

  4. Th. sagt:

    Neben Herrn Wolff sehe ich auf einem Foto in der heutigen Brettener Woche auch Frau Leins und Herrn Nöltner.
    Als mir erscheinende Querdenker hätten sie bei den ausufernden Kostenschätzungen fordern müssen, dass mindestens vierteljährliche Sitzungen stattfinden.

    Oder ist das bereits eingeführt?

  5. O. Sch. sagt:

    Nach dieser schwachen Begründung von GF Kurz ist folgendes festzustellen.

    Ein funktionsfähiges Rechnungswesen scheint zu fehlen. Eine zielorientierte Führung des Abwasserverbandes innerhalb einer Planperiode kann nur dann vorgenommen werden, wenn das Rechnungswesen eine funktionsbereichsbezogene Soll-/Ist-Darstellung – ohne größere Zeitverzögerung – nach Ist-Datenanfall ermöglicht.

  6. O. Sch. sagt:

    Monatlich und quartalsweise müssen geplante und realisierte Werte verglichen und die eventuellen Abweichungen nach ihren Ursachen analysiert werden.
    Wer ist für die negativen Abweichungen verantwortlich? Wurden überhaupt Vergleiche angestellt?

    Eine pauschale Antwort von Geschäftsführer Eugen Kurz an die Mitglieder der Verbandsversammlung:

    „Die Maßnahmen seien von hauseigenem Personal zu optimistisch eingeschätzt worden.“

    Und vielmehr ist die Frage zu beantworten: Wie können diese Abweichungen durch künftige Maßnahmen kompensiert werden?

  7. Sad./-sch. sagt:

    Deutlich überschrittene Kostenschätzungen resultieren häufig aus schwachen Preisverhandlungen, falscher Lieferantenauswahl sowie fehlender Materialauswahl.

  8. Un. sagt:

    Besser keine Kostenschätzung als eine unbrauchbare!

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