„Bei uns darf jeder einkaufen“

Das Sozialkaufhaus W 54 feiert heute seinen ersten Geburtstag
Bretten (cz). „Aus dem Gröbsten raus“, könnte man anlässlich des ersten Geburtstags sagen: Das Brettener Sozialkaufhaus W 54 wird heute ein Jahr alt, und seine Leiterin Elke Leuchtenberger schaut durchaus optimistisch in die Zukunft. Um 10.30 Uhr gibt es heute erstmal eine kleine Feierstunde mit Umtrunk für alle, die kommen möchten.
Und in den vergangenen zwölf Monaten kamen sie alle, wie Leuchtenberger im Rückblick erzählt. „Bei uns darf jeder einkaufen – vom Hartz IV-Empfänger bis zu gut Betuchten“, so die Chefin des ersten Second-Hand-Kaufhauses, das sich auf einer Fläche von 500 Quadratmetern in der Weißhoferstraße 54 befindet.

Diakonie und Rotes Kreuz betreiben die Einrichtung gemeinsam, die insgesamt rund 15 haupt- und ehrenamtliche Kräfte beschäftigt. Sie nehmen Waren an, sortieren sie und bieten sie dann in den hellen Räumen des Kaufhauses zum Verkauf: Kleider, Hausrat und Bücher sind die Kassenschlager des Ladens, der – so berichtet Leuchtenberger stolz – seine Bilanz mit einer schwarzen Null abschließt.
„Wir müssen hier wirtschaftlich rechnen“, sagt sie. Mindestens die Unkosten wie Miete oder Personalkosten müssen wieder reinkommen. Auch deshalb werden die gespendeten Dinge hier nicht weiterverschenkt, sondern zu kleinen Preisen verkauft. Für den kleinen Geldbeutel gibt es T-Shirts schon für Cent-Beträge, der gebrauchte Hugo-Boss-Herren-Anzug kostet aber auch im W 54 seinen Preis, nämlich 19,95 Euro.

„Wir behandeln alle unsere Kunden gleich“, berichtet Leuchtenberger. Ihr Konzept steht und fällt mit den Spenden, und die kommen durchaus reichlich, wie das volle Lager beweist. Reichlich Arbeit macht es aber auch, die Sachen zu sortieren. „Wir sind kein Entsorgungsbetrieb“, spricht Leuchtenberger eine deutliche Sprache über „Spenden“, die gar nicht verkäuflich sind.
Weil der Laden bereits nach einem Jahr gut läuft, träumt sie von einem neuen Zweig: „Ich könnte mir in der oberen Etage eine Möbelabteilung vorstellen, dann könnten wir auch ganze Haushaltsauflösungen anbieten“, so Leuchtenberger, der so schnell die Ideen nicht ausgehen. Die Chefin des W 54 ist hoch motiviert, das Erfolgskonzept auszubauen. Dazu sucht sie weitere ehrenamtliche Helfer und hofft, dass der Spendenfluss nie abreißt.
Service
Geöffnet ist das Sozialkaufhaus sowohl zum Anliefern für Spenden als auch für den Einkauf unter der Woche von 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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3 Antworten zu „Bei uns darf jeder einkaufen“

  1. Ros./Ta./ sagt:

    Gegen 82 Prozent der deutschen Bevölkerung richtet sich das aktuelle Sparpaket der Bundesregierung.

    Es richtet sich eben nicht gegen 18 Prozent der deutschen Bevölkerung ohne Geldsorgen.

  2. Quo. sagt:

    Nach der Studie leben 18 Prozent der Bevölkerung ziemlich sorgenfrei, sei es, sie haben neben einem auskömmlichen Einkommen auch noch auskömmliches Eigentum!

  3. -zell. sagt:

    Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) stieg der Anteil der Armen von 2000 bis 2009 von 18 auf fast 22 Prozent.
    Gleichzeitig sank ihr durchschnittliches Nettoeinkommen von 680 auf 677 Euro.

    Das Einkommen der so genannten „Mittelschicht“ stieg im gleichen Zeitraum von 1287 auf 1311 Euro pro Person.
    Deren Anteil schrumpfte von 64 auf 60 Prozent der Gesamtbevölkerung.

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