Leserbrief: Fauler Kompromiss

Zu „Weitgehendes Verbot von Pestiziden ist vom Tisch“ vom 21. Dezember:
War der EU-Vorstoß gegen den Einsatz von Pestiziden ein fauler Kompromiss? Die Landwirte freuen sich anscheinend darüber, was das EU-Parlament zum Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft beschlossen hat. Denn anfangs sollten rund 80 Prozent von den in Deutschland zugelassenen Pestiziden aus dem Verkehr gezogen werden. Jetzt beschränkt sich das Verbot auf etwa 15 Prozent der Substanzen, die nachweislich Krebs erzeugen, das Erbgut beeinträchtigen und Auswirkungen auf das Nerven- und Immunsystem haben.

Der EU-Abgeordnete Daniel Caspary wörtlich: „Wir leben in einer Kulturlandschaft und sind darauf angewiesen, dass die Landwirte ordentlich arbeiten können.“ Wenn das kein Zynismus ist? Da stelle ich mir aber unter Arbeiten in einer Kulturlandschaft etwas anderes vor. Anscheinend hat der EU-Abgeordnete Caspary vom Bienensterben, verursacht durch den Einsatz des Pestizids Poncho Pro, mit dem 11 500 Bienenvölker im Rheintal vernichtet wurden, keine Kenntnis gehabt oder er wollte nichts davon wissen.
Geht nun das Bienensterben im Frühjahr weiter? Eine für alle Beteiligten denkbare Lösung scheint vertan zu sein, oder?
Bei einem im April/Mai 2008 im Rheintal auftretenden Bienensterben von Tausenden von Bienenvölkern konnte als Ursache eindeutig das als Saatgutbeizmittel verwendete Pestizid Clothianidin nachgewiesen werden. Dieses Insektizid gehört zur Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide wie auch Thiametoxam und Imidacloprid. Letzteres wird weltweit in etwa 120 Ländern mit einem Jahresumsatz von über 500 Millionen Euro eingesetzt.

Hans Jürgen Rettig Schillerstraße 26 Eggenstein-Leopoldshafen

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