Kein Befreiungsschlag

MICHAEL LEHNER
Das Landesbank-Fiasko bewahrt den CSU-Parteisoldaten Erwin Huber vor weiterem Gesichtsverlust: Sein Verzicht auf ein Ministeramt in der künftigen Bayern-Regierung war überfällig – aber kein Befreiungsschlag für Hubers gebeutelte Partei. Nein, nun ist es kein Provinztheater mehr, das in Bayern abgeht: Im Feuer sind Milliarden, die den Bürgern fehlen werden, in den Schulen ebenso wie im Sozialen. Gänzlich klar sein wird der Schaden erst in einigen Jahren; dass eine Katastrophe droht, ist aber heute schon klar.

Klar ist ebenso, dass der Fall nicht erledigt sein darf mit dem Amtsverzicht des unglücklich agierenden Finanzministers Huber. Er hat nicht nur in der Landesbank Zustände angetroffen, die eng verbunden sind mit der Großmannssucht des früheren Bayern-Premiers Edmund Stoiber – und auch mit Parteibuch-Wirtschaft bei der Vergabe lukrativer Banker-Posten. Dass Staatsbanken und ihre Manager ihr Kerngeschäft mit der heimischen Wirtschaft vernachlässigen und lieber rund um den Globus mit Bürger-Geld zocken, ist zwar kein bayerischer Einzelfall. Aber der Normalverbraucher registriert erstaunt, dass solche Vorgänge auch unter CSU-Regie gedeihen.

Bayerns FDP-Riege reibt sich die Hände: Mit einem derart angeschlagenen Koalitionspartner erhoffen sich die Liberalen leichtes Spiel. So betont die FDP, sie bestehe auf einer zumindest halbwegs verlässlichen Abschätzung auch künftiger Risiken für den bayerischen Haushalt. Damit treiben die Liberalen den Preis in Koalitionsverhandlungen hoch. Keine einfache Situation für Horst Seehofer, der sich auf dem Weg ins Amt des Regierungschefs in der eigenen Partei nicht nur Freunde gemacht hat.

Letztendlich lässt das seit Monaten dilettantische Krisenmanagement der einst stolzen Staatspartei CSU auch für Bayerns Zukunft Risiken erahnen: Es fehlt an Führung und Prinzipientreue, die gerade in schwierigen Zeiten gefordert wären. Sonst könnten die übrigen Verantwortlichen im Landesbank-Fiasko nicht erwarten, dass das Bauernopfer Erwin Huber ausreicht.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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8 Antworten zu Kein Befreiungsschlag

  1. G. H. sagt:

    Aktuell gibt es einen weiteren Skandal bei den bayerischen Gewählten und Auserwählten:

    Die uneigennützige Familienförderung über mitarbeitende mittellose Familienmitglieder mit Steuergeld-Förderung!

    Die damaligen Amigos (Streibl und andere CSU-Politiker) sind durch echte Familienförderungen ergänzt worden. Die aufgesetzten Entrüstungen von Betroffenen kommt nur allzu flach rüber!

  2. cv- sagt:

    Kurz vor der Landtagswahl sagte CDU-Chefin und Kanzlerin Merkel während eines Wahlkampfauftritts unter anderem:

    „Der Bund will dahin, wo Bayern schon ist!“

    Diesen Wunsch werden ihr die Wähler bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr hoffentlich gern erfüllen! 🙂

  3. -slow.- sagt:

    Verantwortliches Handeln gegenüber den Kunden – ein Fremdwort?

  4. osk. sagt:

    In der aktuell abgestraften CSU haben wir es mit einem umfassenden Werteverlust zu tun.

  5. glad. sagt:

    Schon immer war und ist ein sauberes Management eine unternehmerische Notwendigkeit.

  6. E/A sagt:

    Gerade in öffentlichen Banken sollten Anstand und Charakter eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.

  7. wert.- sagt:

    Das haben uns weitere deutsche Landesbanken vorgelebt.

  8. -rand/-new.- sagt:

    Nicht nur in der BayernLB herrschte ein System von Gier und Maßlosigkeit!

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