Freiburg überweist 47 Millionen an Lehman

Auch Karlsruhe und Pforzheim haben Geld angelegt
Karlsruhe (dpa/BNN). Karlsruhe, Freiburg, Pforzheim und weitere Städte im Südwesten haben Geld bei der deutschen Tochter der insolventen US-Investmentbank Lehman Brothers angelegt und derzeit keinen Zugriff darauf. Zudem sind andere Kommunen in riskante Leasinggeschäfte verstrickt, die von der Bankenkrise betroffen sein könnten. Freiburg hat der Bank in den vergangenen drei Monaten insgesamt 47 Millionen Euro überwiesen, sagte Finanzbürgermeister Otto Neideck (CDU). Karlsruhe zeigt sich dagegen noch geduldig, die Stadt hat das Geld bis zum kommenden Sommer fest angelegt. „Wir machen uns zumindest im Moment noch keine Sorgen“, sagte ein Sprecher.
Ivo Gönner, Präsident des Städtetags Baden-Württemberg, sagte gestern, er wisse von mehreren Städten, die bei Lehman Steuergelder angelegt haben. „Sie sind blockiert, aber nicht verloren.“ Aus informellen Gesprächen mit Kollegen habe er von den Anlagen erfahren, wolle jedoch keine weiteren Orte oder Namen nennen. Seine Stadt sei nicht darunter, erläuterte der Oberbürgermeister der Stadt Ulm weiter. „Unter den 1 100 Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg handelt es sich insgesamt nur um eine kleine Promillezahl“, so Gönner. Die von Neideck angegebene Zahl von 50 Kommunen wollte er nicht kommentieren.
Karlsruhe baut auf den Sicherungsfonds. „Wir haben seit Anfang Juni zehn Millionen bei einer Lehman-Tochter fest für ein Jahr angelegt“, sagte Finanzbürgermeisterin Margret Mergen auf BNN-Anfrage. Zwar sei der Zugriff auf das Geld derzeit nicht möglich. „Wir gehen aber davon aus, dass sich die Sache bis zum kommenden Sommer geklärt hat.“

Insgesamt 18 Millionen Euro hat die Stadt Pforzheim bei der Lehman Brothers Bankhaus AG in Frankfurt angelegt. Dies bestätigte Kämmerin Susanne Weishaar gegenüber den BNN. „Die hatten die besten Konditionen“, sagte Weishaar. Die Summe wurde in mehreren Teilen zur Anlage als Festgeld im August und September überwiesen.
In Freiburg rechnen die Verantwortlichen aufgrund der unklaren Lage der Finanzmärkte nicht damit, das Geld bald zurückzuerhalten. Neideck gehe jedoch davon aus, dass die 47 Millionen Euro durch den Einlagensicherungsfonds der deutschen Banken gesichert seien und der Stadt damit nicht verloren gingen. Bislang habe er jedoch keine Signale erhalten, ob und wann mit Zahlungen zu rechnen sei. Mit Zinserträgen könne die Stadt nicht mehr rechnen, sagte Neideck.

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32 Antworten zu Freiburg überweist 47 Millionen an Lehman

  1. Arth. Br. sagt:

    Gut nachgedacht Kommentator(-in) -nz-.

    Das wär ein durchaus mögliches Szenario!

  2. -nz- sagt:

    Wer sagt, dass der Finanzkrise die Hungerkrise nicht automatisch folgen wird?

  3. Wit./MD sagt:

    Gegenüber der Hungerkrise erscheint die Bankenkrise als „peanuts“!

  4. p/T sagt:

    Die Hungernden in der Welt haben keinen Einfluß auf ihre Not – im Gegensatz zu den selbst verschuldeten Not leidenden Banken!

  5. edd. sagt:

    Fast eine Milliarde Menschen hungert:
    Eine große Schande für die, welche satt werden!

  6. Arth. Br. sagt:

    Für -nz- am 14.10.08

    Ein weitaus größeres Ausmaß als die Finanzkrise hat die Hungerkrise!!!

  7. -Ull.Kais.- sagt:

    Sehr wahrscheinlich strafrechtlich wegen Untreue sind die kommunalen Vertragsunterzeichner zu belangen, weil sie die Verantwortung für die von ihnen gezeichneten Verträge haben.

  8. -Schm. sagt:

    Unbedingt geklärt werden muss, ob und wie diese kommunalen Entscheider juristisch belangt werden können.

  9. -warsch.- sagt:

    180 Verträge dieser Art sollen in den Jahren 1996 bis 2003 abgeschlossen worden sein.

  10. -neresh- sagt:

    Aus Leasing für Heizkraftwerke, Kanalsysteme,
    Klärwerke, Messehallen, Schienennetze, Schulen, Straßenbahnen, Trinkwassersysteme, U-Bahnen u.a.

  11. -Jürgm. sagt:

    Deutsche Städte und Gemeinden sollen beispielsweise zwischen 1995 und 2004 einen Barwertvorteil von etwa einer Milliarde Euro erzielt haben.

  12. Völl. sagt:

    RISKANTE LEASING-GESCHÄFTE

    Cross-Border-Leasing (CBL) = eine Finanzierung auf vertraglicher Grundlage mit dem alleinigen Zweck, Steuern zu sparen!

  13. n-Or sagt:

    Werden etwa diese geistigen Fähigkeiten zur Spekulation mit Steuergeld vorzugsweise in den Fachhochschulen für öffentliche Verwaltung in Kehl und Ludwigsburg vermittelt?

  14. -My. sagt:

    Die Leiter von Kämmereien, welche Steuergeld so nutzbringend anlegten, sollten dringend wegen ihrer großartigen Fähigkeiten zu den Investmentbanken wechseln.

    Entsprechend sollte deren Personal im Austausch zu den Kommunen wechseln.

    So könnte man sich wechselseitig noch besser geistig befruchten! 🙂

  15. -Isid. sagt:

    Nur darüber liest man leider in den BNN nichts.

  16. -Dagm.Meur./ sagt:

    Die Not leidenden Geldgeschäfte von hiesigen Kommunen wurden auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Kommunen in den übrigen Bundesländern praktiziert.

  17. - zuk- sagt:

    Kommunalfinanzen in B.-W. = Kasinowirtschaft!

  18. -nz- sagt:

    Was man nur selten liest ist die Tatsache, dass außerhalb der Bilanzen in der „Finanzindustrie“ noch ca. 400 bis 600 BILLIONEN (u.a. Dollars und Euro in Hedge-Fonds) auf die Einlösung warten. Da reichen die 0,5 Billionen Staatshilfe, wie zur Zeit in Deutschland angedacht, noch nicht einmal für die Portokasse.
    Vor diesem Hintergrund ist auch die jetzige Hektik der Regierungschefs besser zu verstehen.

  19. -an-i- sagt:

    Frage: Woher haben die Kommunen das viele Geld zum Anlegen?
    Bei der hohen Verschuldung der Städte werden demnach die Kredite nicht zurück bezahlt, sonder angelegt!
    Biespielsweise können durch die Steuerzahler abgesicherten Kredite zu 3,8% in Risikoanlagen zu beispielsweise 5 oder mehr % angelegt werden. Wenn es gut geht macht der Anleger mit Geld noch mehr Geld und wenn nicht – ja dann – siehe die aktuelle Situation.
    Vor der Finanzkrise haben sich die ganz Großen beispielsweise in Japan das Geld für 0,5% geliehen und in die Risikopapiere von Aktien bis Hedge-Fonds angelegt.
    Selbst die seriösen Bänker (falls vorhanden) raten von solchen Vorhaben ab.
    Aber was soll’s, der Steuerzahler haftet zwischenzeitlich so oder so für jede Dummheit, die in den oberen Etagen gemacht wird. Ob Kommune, das Land, der Bund, die Banken oder überhaupt die gesamte Finanzindustrie. Man kann nur abwarten bis sich die Unternehmen aus realer Wirtschaft, die groß genug sind, auch noch melden.

  20. Quer. sagt:

    Tipp für kommunale Fachbeamte für das Finanzwesen

    Steuergeld = Spielgeld

    Nur eine von zu erprobenden seriösen Geldanlagen!

  21. Rich.S. sagt:

    Ein wirklich gut gemeinter Vorschlag:

    Es steht den Kämmerern im Musterländle frei, die nach Anlage schreienden Steuergelder im Spielkasino Baden-Baden zu investieren. 🙂

  22. Leibd. sagt:

    Die Gemeindeprüfungsanstalt Baden-Württemberg wird hoffentlich das unbedingt Erforderliche dazu beitragen!

  23. sagt:

    Jeder finanzielle kommunale Saustall in baden-württembergischen Gemeinden gehört dringend ausgemistet!

  24. Grus) sagt:

    Steuergelder in Risikoanlagen!

    Sind diese Kommunen von allen guten Geistern verlassen?

  25. Völl. sagt:

    „Zudem sind andere Kommunen in riskante Leasinggeschäfte verstrickt, die von der Bankenkrise betroffen sein könnten.“

    RISKANTE LEASINGGESCHÄFTE?

    Was sind das für Geschäfte für die Kommunen?

  26. i-L sagt:

    All diesen kommunalen Finanzgenies ist anzukündigen:

    Wenn ein Unfall bei der Geldanlage passiert ist, muss man ehrlich Kassensturz machen.
    Man muss sich aber ebenso mit der Frage der Verantwortung und deren zwingend notwendigen Folgen auseinandersetzen.

  27. ed./La. sagt:

    Möglich ist alles. 🙂

  28. Cam. sagt:

    Interessant zu erfahren, ob sich die Stadt Bretten auch als Finanzjongleur mit Steuergeld betätigt hat, um Geld zu mehren.

  29. Tab. sagt:

    Den jeweiligen Kämmerern und deren Vorgesetzten – Oberbürgermeistern sowie Bürgermeistern – muß man zu derartigen finanziellen Glanzleistungen mit Steuergeldern geradezu gratulieren.

  30. k-St. sagt:

    Freiburg, Karlsruhe, Pforzheim und weitere sind nach der Maxime vorgegangen:

    Mehr und immer noch mehr.

    An Augenmaß und Risikobewußtsein ließen sie es gänzlich fehlen.

    Jetzt ist das Fiasko groß!

  31. N./P. sagt:

    Es wäre also für die Brettener Bevölkerung sehr hilfreich wegen ihres Vertrauens in die Transparenz der kommunalen Finanzen, auf journalistische Anfrage so etwas seitens der Stadtverwaltung strikt zu verneinen! 🙂

  32. -rl- sagt:

    „…50 Kommunen…“ waren dabei – oder mehr?

    Ist die Stadt Bretten (oder/und die eigenen GmbH’s) auch betroffen?

    Nach den Erfahrungen mit der Koch-Affäre wäre das nicht verwunderlich. Hieß es damals nicht zunächst – nee, wir haben damit nichts zu tun…?

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