Schutzengel im Schweizer Hof

Stadt möchte Sammlung mit 650 Exponaten aus Bad Wimpfen ankaufen
Bretten (ba). Der stattliche Fachwerkbau des Schweizer Hofs in der Brettener Altstadt könnte Sitz des „Deutschen Schutzengel-Museums“ werden. Der Brettener Gemeinderat wird sich in seiner nächsten Sitzung am Dienstag mit diesem Thema befassen.
Der Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung sieht vor, dass die Stadt Bretten die Sammlungsbestände des bisher in Bad Wimpfen ansässigen Deutschen Schutzengel-Museums zum Preis von 30 000 Euro ankauft. Sie sollen dann als Dauerausstellung auf einer Etage des städtischen Museums im Schweizer Hof gezeigt werden.

Die Sammlung umfasst etwa 650 Exponate: Gemälde, Zeichnungen, Reliefbilder, Medaillen, Postkarten, Statuen und mehr, die vornehmlich aus der Zeit zwischen 1870 und 1920 stammen. Sie stehen zum Verkauf, weil der Eigentümer sich aus Gesundheits- und Altersgründen mittelfristig nicht mehr in der Lage sehe, das Museum auf privater Basis fortzuführen, heißt es in den Unterlagen für die Gemeinderatssitzung.

Das Schutzengel-Museum sei das einzige seiner Art in der Bundesrepublik und habe in den vier Jahren seines Bestehens rege Resonanz in den Medien gefunden. Nach Angaben des Eigentümers hatte es im vergangenen Jahr rund 14 000 Besucher.
Der Ankauf der Sammlung würde nach einschätzung der Stadtverwaltung die Möglichkeit eröffnen, zusätzlich zum Stadtmuseum mit seinen wechselnden Sonderausstellungen das „Deutsche Schutzengel-Museum im Schweizer Hof“ als dauerhafte eigene Abteilung einzurichten. Dies werde die Attraktivität des Schweizer Hofs für Besucher weiter steigern. „Das Deutsche Schutzengel-Museum wäre angesichts seiner Einmaligkeit und bei entsprechender Einbindung in die Werbung von Stadt und Touristikgemeinschaft ein weiterer populärer Publikumsmagnet für Bretten“, heißt es in den Beratungsunterlagen für den Brettener Gemeinderat.

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18 Antworten zu Schutzengel im Schweizer Hof

  1. -an-i- sagt:

    Um „Engel zu verstehen“ sollte man mystische Pfade verlassen und sich der modernen Forschung über den bikameralen Geist und die enorme Wichtigkeit der rechten Gehirnhälfte zuwenden. Dabei erfährt man beispielsweise, warum die Religionsführer und die Politiker seit 3000 Jahren so leicht die Menschen beherrschen – obwohl sie sich, biologisch gesehen, von niemanden unterscheiden.
    Im Goldenen Zeitalter um 500 v. Chr. glaubten selbst die gebildetsten Menschen Griechenlands, dass es einen Gott des Donners, einen Gott des Blitzes usw. gab.
    Der wichtigste Punkt, den ein Mensch, der den mystischen Pfad verfolgt erkennen sollte, ist dass objektive Realität, nicht ein höherer mystischen Bereich die endgültige Wahrheit ist.
    So wäre auch das Miteinander viel einfacher und ehrlicher.

  2. Peter Weiss sagt:

    Zeitungsartikel zu Brettener Schutzengelmuseum.
    Bretten hat entgegen den kleinkarierten Haushaltswächtern mit der Ausstellung eine gute und interessante Entscheidung getroffen. Die überwiegende Mehrheit der Menschen in christlichen und anderen Kulturen kennt Situationen, in denen sie auf unerklärliche Weise vor Schaden bewahrt wurden. Solange wir durch eigene Unerfahrenheit und Unvorsichtigkeit, durch Leichtsinn oder vorsätzliches Unrecht anderer täglich Gefährdungen ausgesetzt sind, hat der Wunsch nach einem Schutzengel als Kompensation solcher Defizite durchaus seine Berechtigung.
    Übrigens, der Schutzengel muß keineswegs eine Kitschfigur mit Flügeln und blonden Locken sein. Nach den Erfahrungen vieler Betroffener ist eher zu vermuten, dass er oder sie sich entsprechend den jeweilgen Umständen und Aufgaben auch ein entsprechendes Outfit zulegt. Vielleicht gibt es ja Situationen in denen auch jeder von uns einmal zum Schutzengel für einen anderen werden kann? Wäre doch toll. Sollte die Ausstellung zu einer Neubesinnung über unsere Mitverantwortung für unsere Mitmenschen führen, dann ist das Geld sehr gut angelegt und Schutzengel hätten weniger zu tun..

  3. Th. sagt:

    AUSSERPLANMÄSSIGE AUSGABE von 30.000 Euro für „Schutzengel“
    Deckung durch Mehreinnahmen? Mehr als was? Etwa mehr als geplante oder tatsächliche Einnahmen oder mehr als geplante oder tatsächliche Ausgaben?

    Für alles und jedes muß eine Begründung herhalten. Plan-Ist Vergleiche verzerren das Bild des Haushalts. Solange man meines Erachtens Haushalts – Ausgaben über Kredite finanziert, solange kann man von Mehreinnahmen nicht sprechen. Hat man mehr tatsächliche Einnahmen als tatsächliche Ausgaben, dann hat man ein Einnahmenplus und kann von Mehreinnahmen reden.

    Von dieser Wunschvorstellung ist Bretten weit entfernt.

  4. ak sagt:

    „Der Gemeinderat stimmt einer außerplanmäßigen Ausgabe in Höhe von 30.000,– € zu. Die Deckung erfolgt durch Mehreinnahmen.“

    Was ist eine Mehreinnahme? Mir sind nur Einnahmen bekannt. Was ist eine außerplanmäßige Ausgabe? Etwa eine Mehrausgabe? Eine außerplanmäßige Ausgabe kann keine Pflichtaufgabe begründen. Hier wird in der Tat nicht zur Verfügung stehendes Geld ausgegeben.

    Durch welche Mehreinnahmen erfolgt die Deckung, wenn es sich um eine außerplanmäßige Ausgabe handelt? Etwa durch Verrechnung der Verlustvorträge aus den Vorjahren bei der Kommunalbau GmbH? Oder durch den verbleibenden Verlust von ca. 1.500.000 Euro bei der Städtischen Wohnungsbau GmbH?

    Fragen, die gestellt sind, aber nicht beantwortet werden. Auch nicht von den Mitgliedern des Gemeinderates, die eigentlich ihrer Verwaltung derartige Fragen stellen müssen, um ehrliche Antworten zu kriegen.

  5. l-rd sagt:

    Bretten erfüllt seine Pflichtaufgaben auch mit Hilfe von Darlehen. Zinsen und Tilgungen sind ihr keine unbekannten Größen. Anders ist der immense Schuldenberg nicht erklärbar. Bretten ist bei seinen Gläubigern ein guter Schuldner. Für die Gläubiger bedeutet es gut ausgeliehenes Geld.
    Völlig unnötig soll heute der Gemeinderat der Übernahme von der genannten Sammlung für immerhin 30.000 EUR zustimmen. Sie ist allein schon deshalb überflüssig, weil sie Geld kostet, was Bretten nicht übrig hat. Mir kommt das Geldausgeben so vor wie das Entnehmen aus einer Wundertüte. Meistens ist noch etwas drin bis hin zur Bodenspitze. Die Brettener Wundertüte (Haushalt) hat schon lange keinen Bodensatz mehr, aus dem es etwas zu verteilen gibt. Aber man wurschtelt weiter vor sich hin. Inzwischen gleicht der städtische Haushalt einem Faß ohne Boden. Also – sehr geehrte Damen und Herren Gemeinderäte – folgen Sie nicht dem Beschlussantrag der Stadtverwaltung und stimmen Sie so zum Gemeinwohl aller Brettener Bürger ab.

  6. E/A sagt:

    Ankauf der „Schutzengel-Sammlung“

    Wenn der Ausgleich zwischen Einzelwohl (Verkäufer) und Gemeinwohl (Käufer = Grosse Kreisstadt Bretten) nicht gelingt, so muss um des Ganzen und Allgemeinen willen das Gemeinwohl den Vorrang haben. Das ist der Normalfall.
    Hier geht es aber ausschließlich um das Einzelwohl des Verkäufers. Das Gemeinwohl ist keineswegs betroffen. Wie denn auch? Da das Gemeinwohl bei diesem Geschäft überhaupt keine Rolle spielt, ist der Ankauf unter dem Gesichtspunkt der gemeinwohlorientierten Aufgaben einer Gemeinde eine finanzielle Gratwanderung. Begründungen wie Stadtwerbung und Ganz-Jahres-Museum können das Geschäft nicht gutheißen.

  7. dr sagt:

    Zum geplanten „Schutzengelkauf“
    Begrenzungen der Aufgabenwahrnehmungspflicht ergeben sich u. a. aus § 10 Absatz 2 Satz 1 GemO (in den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit) sowie aus § 102 GemO. Bevor sich die Große Kreisstadt Bretten freiwilligen Aufgaben zuwenden darf, muß die dauernde Erfüllung ihrer Pflichtaufgaben gesichert sein (sachlicher Vorrang der kommunalen Pflichtaufgaben). Ein Museum als kulturelle Angelegenheit oder als Stadtwerbung stellt eine freiwillige Aufgabe dar. Insoweit ist festzustellen, dass die Stadt die Finger davon lassen muß, weil sie ihre Pflichtaufgaben (z. B. Lehrerzimmer in der Max-Planck-Realschule usw.) nicht erfüllt.

  8. Lud. sagt:

    Morgen fällt die Entscheidung „Schutzengel im Schweizer Hof“.

    DIE VERWIRKLICHUNG DES GEMEINWOHLS ist die Aufgabe der Kommunen!

    Was hat der vorgeschlagene Kauf von „Schutzengeln“ damit zu tun?

  9. ak sagt:

    Die Große Kreisstadt Bretten ist nicht verpflichtet, den Brettener Tafelladen zu unterstützen. Sie ist ebenso nicht verpflichtet, die „Schutzengel“-Sammlung zu kaufen.

    Wenn sie sich die „Schutzengel“-Sammlung leisten will, kann sie sich ebenso den Brettener Tafelladen leisten, das heißt, ihn bevorzugt zu unterstützen.

  10. hjb. sagt:

    An die Adresse des Brettener Gemeinderates: Lassen Sie für 30000 Euro das Warenangebot im Brettener Tafelladen steigern. Es werden alle Kunden etwas davon haben. Und es kommt den wirklich bedürftigen Menschen zugute. Die Bevölkerung wird die außergewöhnliche gute Tat positiv bewerten. Und sie hätten etwas Besonderes für arme und hilfsbedürftige Brettener Bürger getan.

  11. K-DV sagt:

    Mir scheint, dass Bretten noch viel Geld übrig hat!
    Mein Vorschlag: Die Volksvertreter beschließen bereits in der nächsten Sitzung, 30000 Euro als zweckgebundene Spende für Weihnachten dem Brettener Tafelladen zu übergeben. Dort ist das zweckgebundene Geld als Weihnachtsgeschenk für die Käufer bestens angelegt. Über die genaue Verwendung kann das Gremium vorab entscheiden.

  12. S. sagt:

    Sogar die Große Kreisstadt Bretten unterliegt der Verpflichtung zur sparsamen Haushaltsführung. Diese Verpflichtung ist zur absoluten Bedeutungslosigkeit geworden.
    Denn anders kann sie es ihren Bürgern und Steuerzahlern nicht erklären, wenn sie ohne den Blick für die Sparsamkeit 30.000 EUR einfach so ausgeben will. Die Bürgerschaft fragt sich zu Recht, wie, wann und mit welchen Personen die Vereinbarung über die Höhe des Kaufpreises zustande gekommen sein mag und ob sich noch andere Kaufinteressenten um die Sammlung gestritten haben. Zumal seit dem vierjährigen Bestehen die Sammlung „rege Resonanz in den Medien gefunden habe“.
    Welche Gemeinde hat wegen der regen Resonanz in den Medien noch für die „Schutzengel“ geboten? Denn Stadtwerbung mit „Schutzengeln“ tut jeder Kommune gut. Eine Frage, die wohl nicht beantwortet wird.

  13. ghg sagt:

    All das verleiht der Stadtverwaltung immerhin einen Heiterkeitspunkt. Sie bemüht sich um mehr Werbung, mehr Museum und mehr Besucher. Die kommen dann auch wegen der „Schutzengel“ nach Bretten. Wenn die Verwaltung nicht mehr Werbung zu bieten hat als so eine, dann ist ihr vom Gemeinderat ein vergleichbarer Haushaltstitel vollends zu streichen. Eine vielleicht gut gemeinte Dauer-Ausstellung als Museum zu bezeichnen, kann sich ins Gegenteil verkehren und wird so zur Negativwerbung. Das kann doch niemand wollen. Übrigens verdient die Sammlung bestenfalls den Begriff „Ausstellung“.

  14. wf sagt:

    Der Brettener Gemeinderat wird über die Notwendigkeit einer Darlehensaufnahme im Jahr 2007 vorberaten. In derselben Sitzung soll er über den Ankauf von „Schutzengeln“ für 30.000 € entscheiden. Ich bin gespannt, weil für den Kaufpreis von 30.000 € noch in diesem Jahr eine Haushaltsstelle herhalten muß. Zu beantworten ist, welcher Haushaltsstelle im Haushalt 2006 die 30.000 € angelastet werden sollen.
    Ich kenne keine, wo so etwas unterzubringen ist. Es wird sich dabei um eine haushaltstechnische Meisterleistung handeln müssen. Doch wohl nicht unter dem weiten Begriff Stadtwerbung oder gar kulturelle Einrichtungen.

  15. JoSt sagt:

    Abbau der Schulden im Visier – Schutzengel im Schweizer Hof

    Zwei Schlagzeilen auf einer Zeitungsseite. Und beide sind voller Gegensätze. Auf der einen Seite kämpft man um Schuldenabbau, auf der anderen Seite will man Schutzengel kaufen. Vorstellbar ist natürlich, daß man zukünftig bei finanzwirtschaftlichen Entscheidungen im Gremium immer auch Schutzengel bemühen will. Dann hätte der Kauf einen einleuchtenden Sinn.

  16. hjg sagt:

    Wer sich so etwas einfallen läßt, hat doch jede Art von finanzieller und sprichwörtlicher Bodenhaftung verloren. Er schwebt doch nur noch. Vielleicht daher „Schutzengel im Schweizer Hof“.

  17. b.z. sagt:

    Ich frage mich ernstlich, was sich der Brettener Gemeinderat noch alles von seiner Verwaltung antun lassen muß. Irgendwann und irgendwo ist doch die Schmerzgrenze erreicht. Es wird in der kommenden Sitzung um einen ausgeglichenen Haushalt gerungen, und in der gleichen Sitzung wird sich das Gremium mit dem Schutzengel-Thema befassen. Das tut nur noch weh!

  18. mm sagt:

    Fragt sich doch, wer hier einen Schutzengel, oder gleich eine ganze Sammlung benötigt !
    Vielleicht noch ein Beitrag zur Entscheidungshilfe für die Gemeinderäte:

    „Faule Engel taugen weniger als fleißige Teufel.“ – Emil Gött,
    „Die Engel sind populär geworden, weil sie so andächtig zuhören und rein nichts verstehen.“ – Billy, Wir Kleindenker,

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