Streit um Vollmer-Ansiedlung geht weiter

Etwa 30 Kritiker und Neugierige bei Werksführung
Bürgerinitiative sammelte bislang 1700 Unterschriften
Von unserem Redaktionsmitglied Joachim Schultz
Bruchsal/Oberderdingen. Der Plan für einen Recycling-Betrieb im Oberderdinger Ortsteil Flehingen spaltet die Gemeinde. Die einen freuen sich auf die neuen Arbeitsplätze und Investitionen, doch etliche Flehinger würden den Betrieb gerne anderswo sehen, weil sie Lärm- und Geruchsbelästigungen befürchten. Am Samstagnachmittag gab es für Interessierte aus Flehingen die Möglichkeit, sich mit dem Vorhaben auseinander zu setzen. Ulrich Vollmer, Geschäftsführer eines Entsorgungsbetriebs im Bruchsaler Stadtteil Helmsheim, will dieses neue Werk im Flehinger Industriegebiet Kreuzgarten bauen. Er erläuterte bei einem Rundgang durch das Helmsheimer Werk etwa 30 Kritikern und Neugierigen seine Vorstellungen und versuchte, länger als zwei Stunden Aufklärung zu betreiben.

Viele Punkte blieben auch am Ende strittig zwischen Vollmer und den Gegnern des Projekts, doch konnten zuweilen auch kritische Argumente ausgeräumt werden, die „auf Missverständnissen“ basierten. Peter Lingenfelser, ein Mitglied der Flehinger Bürgerinitiative, zeigt sich zum Schluss der Werksbegehung zufrieden mit dem Verlauf. „Vollmer äußert sich sehr offen. Wir bekamen viele Sachinformationen, die uns von der Gemeindeverwaltung nicht mitgeteilt wurden.“ Lingenfelser spricht von einem großen Unbehagen in Flehingen. Nach eigenen Worten hat die Bürgerinitiative bis jetzt 1 700 Unterschriften gesammelt, um die geplante Ansiedlung des Entsorgungsbetriebs zu verhindern.

Wie groß die Unsicherheit, Angst und Furcht vor dem Bau des Recycling-Betriebs ist, spiegelt gleich der Beginn des Rundgangs wider. Schon nach wenigen Sätzen zur Begrüßung prasseln auf den Unternehmer Vollmer Fragen und Anmerkungen ein. Etwa 90 Minuten lang steht Vollmer dem kleinen Menschenpulk in einer Lager- und Werkshalle gegenüber. So sehr er sich bemüht, die Diskussion sachlich zu führen, manchmal heben die Widersacher fast normal Ton und Argumente auch auf eine emotionale Ebene. Die Ansiedlung bewegt die Gemüter im Ort, was bei den Frage-Antwort-Runden deutlich durchdringt.
Insbesondere zwei, drei Kritiker aus den Reihen der Bürgerinitiative fallen auf, die Vollmer löchern und immer wieder mit den Ängsten und Befürchtungen der Menschen konfrontieren. Der Betrieb der Anlage brächte Lärm, Gestank und Feinstaub, monieren mehrere Flehinger. Auch der Lkw-Verkehr bei der An- und Abfahrt von Plastik, Altholz oder Altpapier werde zu Belastungen und Nachteilen führen, wirft ein Protestler ein. Andere sprechen Vollmer auf Schadstoffe an, die in Flehingen zwischengelagert werden sollen, aber auch die Lagerflächen, die Lagerkapazität oder der Brandschutz sind weitere Themen. Eine Frau schildert ihre Furcht: „Ich wohne nur 300 Meter von dem neuen Betrieb weg. Werde ich dann morgens um 5 Uhr von den anrollenden Lkw geweckt?“

Vollmer versucht, auf die Fragen einzugehen und schildert, was geplant sei. „Sie können sicher sein, dass alle gesetzlichen Auflagen, um die Anwohner vor Lärm und Gerüchen zu schützen, erfüllt werden“, betont Vollmer. Vollmer hat nach eigenem Bekunden Gespräche mit der Bruchsaler Verwaltung über seine Erweiterungspläne geführt, doch gebe es in Bruchsal keine verfügbaren Flächen in einem Industriegebiet, um sich dort anzusiedeln. Deswegen sei er an die Gemeinde Oberderdingen herangetreten, fährt Vollmer fort.

Die Bürgerinitiative verlangt nun auch von Bürgermeister Thomas Nowitzki Aufklärung über den Stand des Verfahrens, betont Lingenfelser. Dies solle am besten in einer Bürgerinformationsveranstaltung geschehen.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Sonstiges abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

12 Antworten zu Streit um Vollmer-Ansiedlung geht weiter

  1. si/z sagt:

    Obwohl in der CDU diese Praxis nicht nur bekannt ist, sondern auch vom „großen“ Vorsitzenden angewendet wurde.

  2. a sagt:

    Diese Problematik ist nicht mit politischem Aussitzen zu erledigen!

  3. OS-T sagt:

    Bis heute jedenfalls hat es keine (ver-)öffentlich(-t)e Antwort gegeben!

  4. jos.pr. sagt:

    Um die 1700 Unterschriften der Bürgerinitiative kümmern sich doch die Oberderdinger Gemeindevertreter nicht!

  5. Pet. Wag. sagt:

    Eine neue Art von der mit viel Eigenlob bedachten Bürgernähe.

  6. av sagt:

    Voll gegen die Interessen von betroffenen Bürgern!

  7. b sagt:

    Von der langjährigen Bürgerinitiative Rüdtwald mal ganz abgesehen!

  8. ziel-insk. sagt:

    Ich denke da an die sehr unzufriedenen Anwohner in der Bürgerinitiative Georg-Wörner-Straße.

  9. vonA. sagt:

    Man erinnere sich nur an die Bürgerinitiative Ortsumgehungsstraße West. 🙂

  10. A. -By. sagt:

    In der Nachbarstadt Bretten sieht das Informationsverhalten seines Amtskollegen ähnlich aus.

  11. /schw.-schust./ sagt:

    Einfach Klasse – Bürgerinformation durch Herrn Nowitzki (CDU) – wie aus dem Lehrbuch!

  12. Tess. sagt:

    BM Nowitzki (CDU) mit einer nicht gerade schmeichelhaften Informationspolitik für die Oberderdinger (Flehinger) Bevölkerung! 🙁

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert