Kuschelige Wärme aus dem Abwasserkanal

Stadtwerke und Harsch praktizieren neue Technik
Pro Jahr 129 Tonnen weniger Treibhausgas
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier
Bretten. Wo die Heizwärme her stammt, die künftig in Wohnstuben und Klassenzimmern für ein angenehmes Klima sorgt, muss man zum Wohlfühlen nicht unbedingt wissen. Manche würde erst mal die Nase rümpfen: Die Heizenergie für über 50 Wohnungen im Bereich Husarenbaum/Egetmeyerweg sowie für Melanchthon-Gymnasium und Hebelschule wird bald direkt aus dem Abwasserkanal kommen. Das, was dort der Kläranlage entgegen fließt, hat stetig 15 bis 18 Grad, erläutert Stadtwerke-Chef Stefan Kleck. Einen Teil dieser Wärmeenergie werden die Stadtwerke künftig mit Wärmetauschern entnehmen, die ins Überlaufbecken Saarstraße eingebaut werden. Mittels Wärmepumpe wird sie so konzentriert, dass sie für Heizzwecke verwendet werden kann.
Den Strom, mit dem die Wärmepumpe betrieben wird, liefert ein kleines Blockheizkraftwerk, in dem zusätzlich Wärme anfällt. Das Blockheizkraftwerk wird zwar mit Erdgas betrieben. Doch unterm Strich produziert diese Anlage viel weniger klimaschädliches Kohlendioxid als konventionelle Heizanlagen: 129 Tonnen weniger Treibhausgas pro Jahr sagt Stadtwerke-Chef Kleck voraus, das entspricht einer 25-prozentigen Ersparnis.
Auch wirtschaftlich soll die neue Anlage attraktiv sein, zumal das Blockheizkraftwerk so viel Strom erzeugt, dass jährlich 110 000 Kilowattstunden ins Netz eingespeist werden können.

Dank der günstigen Umweltwerte gibt es für die auf insgesamt 595 000 Euro veranschlagte Anlage rund 80 000 Euro Zuschüsse. Die Stadtwerke werden mit ihrer neuen Anlage, die beim Regenüberlaufbecken Saarstraße entsteht, gegenüber der Firma Harsch Immobilien als Wohnungsbesitzer und der Stadt Bretten als Schul-Hausherr auftreten.
Die Wärmeleitungen in die Häuser am Egetmeyerweg und am Husarenbaum werden derzeit im Zuge der Straßenarbeiten verlegt. Dazu kommt noch eine Pipeline zur Heizzentrale des Gymnasiums, die auch die Hebelschule mit versorgt.
Die Wärmegewinnung aus Abwasser ist hierzulande noch unüblich, berichten Stadtwerke-Chef Kleck und Harsch-Prokurist Johann Busic. In der Schweiz werde sie schon häufiger praktiziert. Auch in Bretten hatte die Firma Harsch zunächst andere Pläne: Sie wollte Geothermie, also Wärme aus der Erde nutzen.

Doch Bretten ist Wasserschutzgebiet, da ist so etwas nicht erlaubt. Da kamen die Stadtwerke mit der Idee, den Abwasserkanal als Wärmequelle anzuzapfen. Sinnvoll ist das aber nicht für jeden: Erst bei großen Einheiten ist das Verfahren sinnvoll, nicht bei normalen Einfamilienhäusern, warnt Stefan Kleck.

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