Schulwahl: Eltern sollen letztes Wort haben

Kultusminister lehnt Forderung des Landeselternbeirats ab
Staab: Viele Lehrer sind nur auf die Noten fixiert
Von unserer Mitarbeiterin Julia Giertz
Stuttgart/Karlsruhe. Kurz vor der Grundschulempfehlung fordern Eltern und Politiker von FDP, SPD und Grünen mehr Rechte für die Eltern bei der Wahl der weiterführenden Schule. „Die Eltern sollten das letzte Wort haben“, forderte die Vorsitzende des Landeselternbeirates (LEB) Christiane Staab (Karlsruhe) in Stuttgart. Die Pädagogen sollen nach ihrer Auffassung aber weiterhin die Eltern bei ihrer Entscheidung begleiten und beraten. Die FDP-Abgeordnete Birgit Arnold will ebenfalls den Eltern die letzte Entscheidung überlassen. Davor müsse aber ein differenziertes Verfahren stehen, in der der Elternwille entscheidend sein soll. Auch die SPD-Fraktion forderte eine „echte Partnerschaft von Schule und Eltern“ statt der verpflichtenden Zuordnung durch die Grundschule. Kultusminister Helmut Rau (CDU) lehnte die Forderungen ab: „Das Verfahren bietet genügend Raum, um den Elternwillen zu berücksichtigen.“

Die Grundschulempfehlung für die weiterführende Schule in Baden-Württemberg wird auf Grundlage der Noten in Deutsch und Mathematik von der Klassenkonferenz getroffen. Sie ist – anders als ihr Name suggeriert – eine verbindliche Zuordnung zu Gymnasium, Realschule und Hauptschule. Bei Widerspruch können Aufnahmeprüfungen für die nächsthöhere Schulart absolviert werden, in denen aber mehr als 90 Prozent der Schüler scheitern. Im März trudeln den Eltern die Schreiben der Schule ins Haus. Derzeit finden Informationsabende von Grundschulen und weiterführenden Schulen statt. Rau betonte: „Überließe man die Schulwahl gänzlich dem Elternwillen, würde sich der Zugang zum Gymnasium für Kinder aus bildungsfernen Familien deutlich erschweren.“ Die Grundschulstudie IGLU zeige, dass Eltern aus bildungsfernen Familien ihre Kinder erst bei deutlich höheren Leistungswerten als denjenigen von Kindern aus bildungsnahen Familien aufs Gymnasium schickten. SPD-Bildungsexperte Frank Mentrup sagte mit Hinweis auf die gleiche Studie dagegen, Kinder aus bildungsfernen Familien müssten deutlich höhere Leistungen erbringen, um eine Gymnasialempfehlung zu erhalten.

Dies wies der Verband Bildung und Erziehung (VBE) vehement zurück. „Es geht klipp und klar um den Notenschnitt – wer bis zu 2,5 hat, der bekommt eine Gymnasialempfehlung, egal ob Professorensohn oder Tochter einer türkischen Putzfrau“, sagte der Sprecher des VBE- Landesverbandes, Michael Gomolzig. Alles andere würde auch vor Gericht nicht standhalten. Elternvertreterin Staab hielt dem entgegen: „Viele Lehrer machen es sich zu leicht und sind nur auf die Noten fixiert.“ Einbezogen werden müssten auch Motivation, Lernbereitschaft und Organisationsfähigkeit. Zudem müsse auch das Kind zu Wort kommen.

Der VBE sieht in der verbindlichen Empfehlung einen Schutz der Kinder gegen Überforderung. „Hätten wir eine Freigabe, würden alle Eltern ihre Kinder aufs Gymnasium oder die Realschule schicken – viele Eltern überschätzen ihr Kind.“ Die Pädagogen vergeben die Empfehlung nach Überzeugung von Gomolzig sehr verantwortungsvoll.
Aus Sicht der Grünen im Landtag ist die Grundschulempfehlung für die Hauptschüler eine Zwangseinweisung. Die verbindliche Zuordnung müsse durch ein Orientierungsgespräch über Stärken und Schwächen der Schüler zwischen Lehrern und Eltern ersetzt werden, wobei das Elternvotum schließlich ausschlaggebend sein sollte, forderte die Grünen-Bildungsexpertin Renate Rastätter aus Karlsruhe.

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2 Antworten zu Schulwahl: Eltern sollen letztes Wort haben

  1. me sagt:

    Das letzte Wort bei den Kriterien der Schulwahl hat doch berechtigterweise Herr Schulminister Rau in Stuttgart!

  2. Ölg. sagt:

    Herr Rau ist bekannterweise resistent gegenüber allem, was von draußen kommt.

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