KVV-Kontrolleure stehen heftig in der Kritik

Casazza weist Vorwürfe zurück und entschuldigt Einzelfall
Am Abend mehr Dreier-Teams in den Straßenbahnen
Die Kontrolleure in der Straßenbahn sind bei BNN-Lesern stark in die Kritik geraten. Über Schikane und Unfreundlichkeit wird geklagt. Es fehle an Einfühlungsvermögen und Kulanz. Walter Casazza, Chef des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV), weist die Vorwürfe zurück.
Es gebe nur Fehlverhalten in vergleichsweise verschwindend geringem Maß. Vor allem an einem per Leserbrief bereits in den BNN dargestellten Fall entzündet sich der Protest. Da war kurz vor Weihnachten dem Daxlander Heinz Kohleisen die Seniorenkarte von einem Fahrscheinprüfer in der S 2 ohne Begründung weggenommen worden. Später stellte sich auch für den KVV heraus, dass dies und das ausgesprochene Bußgeld von 40 Euro völlig zu Unrecht erfolgt waren.
„Der geschilderte Vorfall ist unglaublich, geradezu unfassbar“, meint BNN-Leser Rudi Klipfel. Er fragt: „Wie können wir als Besitzer einer Seniorenkarte uns vor solchen Übergriffen schützen?“ Mit einem so „herabwürdigenden Vorgehen“ würden in aller Öffentlichkeit Menschenrechte verletzt. Durch diesen Vorfall, den ein anderer Senior erlebt hat, sei das Vertrauen in die Kontrolleure und das Ansehen des KVV belastet.

Casazza entschuldigt sich „für einen Fehler im technischen System“. Da habe sich der gewissenhafte Kontrolleur gar nicht anders verhalten können. Da der Fahrgast bereits eine Seniorenkarte fürs neue Jahr gekauft habe, „wurde seine alte Karte fälschlicherweise gesperrt, obwohl sie noch gültig war“. Als der Kontrolleur diese Karte einscannte, fand er sie demnach auf der Sperrliste. Er selbst habe dann also nicht falsch gehandelt, indem er die Karte einzog. „Das war ein Fehler im Büro“, entschuldigt Casazza einen Mangel, „der sich nicht wiederholen darf“. Das Problem sei abgestellt.

Casazza betont, dass die Fahrscheinprüfer geschult werden. Beim KVV sind rund 40 hauptamtliche Kräfte mit der Fahrscheinkontrolle beschäftigt. Dazu kommen rund 100 Teilzeitkräfte, etwa Studenten. Vor allem in den Abendstunden werden zusätzlich Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes eingesetzt. „Im Abendverkehr verstärken wir die Zahl von vier auf acht Dreier-Teams, um das subjektive Sicherheitsgefühl der Fahrgäste zu steigern“, berichtet er.

Dass eine Frau aus Kassel wegen falschen Gebrauchs einer Viererkarte vom Kontrolleur mit 40 Euro Strafgeld belegt wurde, findet Casazza zunächst in Ordnung. Schließlich sei die Viererkarte international, also auch in Kassel gängig. Allerdings verhalte sich der KVV in solchen Fällen „nachgeordnet, aber nicht auf offener Bühne“ kulant. Heinz Kohleisen ist indessen immer noch empört über das Verhalten des KVV-Kontrolleurs. „Stereotyp, ja roboterhaft und nicht menschlich“ habe er sich ihm gegenüber verhalten. Noch immer sei er betroffen von dem Vorfall. Er habe gemeint, „da geschieht, etwas Unglaubliches“. Mehrere Bürger hätten ihm inzwischen von ähnlichen Erlebnissen in der Straßenbahn berichtet. Rupert Hustede

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5 Antworten zu KVV-Kontrolleure stehen heftig in der Kritik

  1. -sol- sagt:

    Fahrscheinprüfer werden geschult – Es kommt so bei den Kunden nicht an.

  2. -Ürk. sagt:

    Fehler im technischen System, entschuldigte sich der Chef des KVV.
    Verständlich.
    Nicht nur dafür, sondern gerade für die unangenehmen Folgen gegenüber den betroffenen Fahrgästen haben seine Mitarbeiter und er einzustehen.
    Und genau diese Verantwortung vermisse ich bei Herrn Casazza.

  3. RL sagt:

    Wundert mich nicht. Es wird heute zu sehr der Technik vertraut. Das Beispiel mit dem Scanner und der Datenbank ist typisch. Es gibt immer weniger User, die in ihrem Hirn eine Plausibilitätsprüfung (Menschenverstand) mitlaufen lassen beim arbeiten mit IT Systemen. Es gibt ja auch Leute, die in U-Bahn Tunnels abbiegen, wenn dies das Navi sagt…

    Vor 15 Jahren bin ich als Schüler mit der DB nach Bruchsal gependelt. Wenn man damals die Monatskarte vergessen hatte, meinte der nette Schaffner: „Ich seh dich ja jeden Tag, zeigst mir das Ding einfach morgen“. Grinste und lief weiter… Da war noch „Mensch“ statt „Software + multidimensionale Datenbanken“.
    Ich vermisse die DB… Beinfreiheit, Raucherabteile, denkendes Personal, Fenster zum öffnen und FREUNDLICHES PERSONAL…

    Irgendwie erinnert mich die Sache an die Doku: Prisoner 345… Nur war es da kein Rentner, sondern ein Reporter und es ging nicht um eine Fahrkarte, sondern um eine Ausweiskontrolle… In der Datenbank war auch eine falsche Ausweisnummer hinterlegt. Der Mann sitzt seit 2002 in Guantanamo – den Computer irren ja nie! Nun setzt sich Amnesty International und Human Rights Watch für den Mann ein… Hoffen wir, dass sich diese Organisationen nicht auch bei der KVV mal umsehen müssen…

  4. g/L sagt:

    Anderswo hat eine (Über-)Quote = ein Über-Soll im ruhenden Straßenverkehr den Aufschreibern Fang-oder Kopfprämien eingebracht.
    Das äußerst kundenfreundliche Verhalten dieser dienstbaren Tätigkeitsgruppe im KVV erinnert mich sehr an die erstgenannte Gruppierung.

  5. M.-Zieb. sagt:

    Das Verhalten der Kontrolleure läßt sich leicht nach der Antwort auf die Frage beurteilen, weshalb sie sich zu einer solchen Tätigkeit berufen fühlen.

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