Streit um Lasterflut spitzt sich zu

Rathauschefs aus Neulingen und Bretten beklagen Wahrnehmungsdefizit der IHK bei Problemen des Mautausweichverkehrs

ENZKREIS/BRETTEN. Die Rathauschefs aus Neulingen und Bretten weisen den Vorwurf der Industrie- und Handelskammer (IHK) zurück, die Kommunen hätten beim Kampf gegen die Lasterfluten unehrlich diskutiert.
Nachdem die Landkreise Karlsruhe und Heilbronn sowie Städte und Kommunen aus der Region bei einem Gipfeltreffen in Bretten einen Modellversuch gegen den Mautausweichverkehr gefordert hatten, wehrte sich die IHK Nordschwarzwald gegen ganztägige Durchfahrtsverbote für Schwerlaster.

Neulingens Bürgermeister Michael Schmidt ließ den Vorwurf der IHK, die Kommunen hätten auf der Grundlage jahrzehntealter Planungen keine Einigung zu Ortsumgehungen gefunden, nicht auf sich sitzen. „Es ist vielmehr so, dass durch die Priorisierung auf andere Maßnahmen im Land Baden-Württemberg keine Mittel für eine Ortsumgehung Bauschlotts in Aussicht gestellt werden und noch nicht einmal ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet wurde“, schrieb Schmidt der IHK.

„Keine sachliche Grundlage“
Dass die Landtagsabgeordneten des Enzkreises entschieden dafür eintreten, die Umgehung vorzuziehen sei erfreulich. „Von Seiten der IHK Nordschwarzwald habe ich in dieser Richtung bislang noch keine Aktivitäten spüren können“, so Schmidt.
Die Unterstellung, die Kreise und Kommunen würden „eine unehrliche Diskussion führen“, entbehre „jeglicher sachlicher Grundlage“ und zeuge „ganz offensichtlich auch von einem Wahrnehmungsdefizit bei den Problemen, die aufgrund des Mautausweichverkehrs“ entstanden seien.
Auf der B 294 habe sich der Ausweichverkehr verdoppelt. Seit Einführung der Maut im Jahr 2005 rollen täglich rund 500 Laster über 12 Tonnen mehr durch Bauschlott als vorher.
Der Mautausweichverkehr sei eine handfeste Belastung für die regionale Wirtschaft. „Die zunehmende Verkehrsdichte durch Schwerlastverkehr behindert die ortsansässigen Unternehmen durch zusätzlich entstehende Fahrzeiten in nicht unerheblichem Maß“, hält Schmidt der Kammer vor.

„Wir sind keine einseitige Lobby“
„Erstaunlich ist, wie wenig sensibilisiert die IHK für die Berufspendler und den regionalen Wirtschaftsverkehr ist“, kritisierte Brettens Oberbürgermeister Paul Metzger. Die Bundesstraßen könnten „den Belastungen nicht standhalten“ und müssten „in immer kürzeren Abständen mit hohen Kosten“ ausgebessert werden. Das sei wohl entgangen, meint Metzger.
Von einer Industrie- und Handelskammer erwartet Metzger, dass sie „für eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene“ eintritt und die „Verteilung der Waren auf regionalen Straßen“ zu einem wichtigen Thema macht. Für die von Lasterfluten belasteten Kommunen an den Bundesstraßen bedauerte Oberbürgermeister Metzger „die wenig sachgerechte Stellungnahme“ und wies den „trivialen Vorwurf der Unehrlichkeit“ zurück.

„Die Kommunen sind keine einseitige Lobby wie die IHK, sondern stehen für intakte Rahmenbedingungen für die Wirtschaft und für das Wohnumfeld der Bevölkerung“, schrieb Metzger der Pforzheimer Einrichtung ins Stammbuch.

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7 Antworten zu Streit um Lasterflut spitzt sich zu

  1. d/s sagt:

    Damals war verkehrspolitische Weitsicht gefragt.
    Heute reicht es maximal zur kleinkarierten Kurzsicht und zum verbalen Schlagabtausch.

  2. diet.-Schw. sagt:

    Damals war verkehrspolitische Weitsicht gefragt.
    Heute reicht es maximal zur kleinkarierten Kurzsicht und zum verbalen Schlagabtausch.

  3. diet.-Schw. sagt:

    Verkehrspolitische Weitsicht wäre damals angebracht gewesen.
    Herausgekommen ist heute kurzsichtiger Schlagabtausch.

  4. diet.-Schw. sagt:

    Verkehrspolitische Weitsicht wäre damals angebracht gewesen.
    Kurzsicht ist heute als Resultat rausgekommen.

  5. volk.-zer. sagt:

    Dann hätten die beiden Rathauschefs (Metzger) schon damals konsequenterweise – für Bauschlott der Vorgänger von BM Schmidt (Raißle) – den Autobahnanschluß Pforzheim Nord mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern müssen.

  6. n-z sagt:

    „Die Kommunen stehen für intakte Rahmenbedingungen…. für das Wohnumfeld der Bevölkerung“, so Metzger. … Welcher Bevölkerung?

    Eine äußerst aberwitzige Aussage, wenn ich nur an die regelmäßigen Umleitungs-Verkehrsbelastungen im Wohngebiet Wanne in Bretten denke.

  7. mm sagt:

    „die Kommunen hätten auf der Grundlage jahrzehntealter Planungen keine Einigung zu Ortsumgehungen gefunden“, dieser Vorwurf der IHK muss Herrn Metzger natürlich treffen, denn damit war ganz direkt er gemeint. Seit seinem Amtsantritt 1986 versucht er sich an immer neuen Varianten von Umleitungen und Umgehungen, dabei will er keine großräumige Lösung, da er „Kaufkraftabfluß“ befürchtet. Die Meinung wirklicher Experten auf dem Gebiet holt er schon gar nicht ein und so sind die Verkehrsverhältnis in Bretten ein Spiegelbild seiner kleinkarierten Denkweise.

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