Kinder können wieder an der Haustür abgeholt werden

Landratsamt kommt Eltern geistig behinderter Schüler entgegen / Neues Beförderungskonzept wird diskutiert
Eltern, Lehrer und Politik suchen eine gemeinsame Lösung
Von unserem Mitarbeiter Arndt Waidelich
Kreis Karlsruhe. Über Veränderungen beim Transport geistig behinderter Kinder zu den Sonderschulen des Landkreises denkt derzeit das Landratsamt Karlsruhe nach. Bernhard Böser, Leiter des Amtes für Schulen und Kultur, bestätigte gegenüber den BNN entsprechende Überlegungen. Während einer Schulkonferenz in der Eduard-Spranger-Schule in Bretten-Gölshausen ist das Thema der umstrittenen Abholung an speziellen Sammelhaltestellen gemeinsam mit Eltern, Schulleitung und Vertretern der Lehrerschaft nochmals erörtert worden (die BNN berichteten).
Grundsätzlich sei dabei für die Schülerbeförderung die Abholung an Haltestellen bestätigt worden, sagt Böser. Gleichzeitig habe man den Vorschlag diskutiert, Kinder in Ausnahmefällen von zu Hause abzuholen. Werde ein entsprechender Antrag der Eltern von der Schulleitung befürwortet, stünde dem künftig nichts entgegen, so Böser. Er müsse dies allerdings noch mit den anderen Schulen erörtern. Böser zeigt sich aber zuversichtlich, „dass wir damit eine von allen Beteiligten akzeptierte Lösung erreichen können“. Er selbst werde auf Wunsch der Eltern auch an einer Veranstaltung in Ettlingen teilnehmen. Dazu hat die Lebenshilfe am 28. Februar nicht nur die Elternbeiräte und Rektoren aller vier Sonderschulen des Kreises, sondern auch alle Kreistagsfraktionen eingeladen.
An dem Termin wird auch Uli Roß teilnehmen. „Ich gehe fest davon aus“, so kündigte der sozialpolitische Sprecher der CDU im Kreistag an, „dass unsere Fraktion sich dafür einsetzen wird, den Beschluss so zu verändern, dass den berechtigten Anliegen der Eltern Rechnung getragen wird.“ Roß wies aber auch darauf hin, „dass der Beschluss nicht grundlos gefasst wurde.“ Über die Hintergründe werde sich die CDU vor dem Termin informieren.
Die SPD habe mit ihrer Initiative den Finger in eine offene Wunde gelegt, meint Dagmar Elsenbusch. Inzwischen sei deutlich geworden, „dass alle die ungute Situation ändern wollen“. Der jetzt auf dem Tisch liegende Vorschlag sei richtig, „denn die Schulen verfügen über den pädagogischen Hintergrund und sind der direkte Ansprechpartner der Eltern“.
Dagmar Elsenbusch ist den Eltern der geistig behinderten Kinder dankbar, dass sie auf den „handwerklichen Fehler“ des Beschlusses aufmerksam gemacht haben. Es müsse jetzt aber sichergestellt werden, dass die Schulentscheidungen dann auch vom Landratsamt akzeptiert würden und der Ärger nicht wieder von vorne beginne.
Für die „Grünen“ sei es selbstverständlich, dass die Eltern ohne Druck entscheiden können, ob eine Sammelhaltestelle für ihr Kind in Frage komme oder gesundheitliche und familiäre Gründe es unmöglich machen, meint deren Vertreterin im Landtag, Renate Rastätter. Eltern behinderter Kinder wollten keine „Privilegien“ für ihre Kinder. Sie hätten aber aus guten Gründen einen Anspruch auf vollständige Beförderung. Die Eltern könnten am besten entscheiden, ob ein Schulweg oder ein Weg zu einer Sammelhaltestelle zumutbar sei.
Eine sofortige Veränderung fordern die Freien Wähler. Die gegenwärtige Praxis sei keineswegs das Ziel des Kreistagsbeschlusses gewesen, kündigte Fraktionsvorsitzender Eberhard Roth entschiedenen Widerstand an. Entweder müsse die Satzung flexibler gehandhabt oder – falls das nicht praktikabel sei – geändert werden. Wie Bernhard Böser bestätigte, werde er dem Verwaltungsausschuss am 19. April das neue Konzept vorstellen und beraten lassen.

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2 Antworten zu Kinder können wieder an der Haustür abgeholt werden

  1. Rd sagt:

    Herr Arndt Waidelich hat die Problematik um die „Sammelstellen“ aufgegriffen. Die Verantwortlichen scheinen nach drei veröffentlichten Artikeln begriffen zu haben. Normalisierung kann einkehren.

  2. B-L sagt:

    Das ist der dritte Bericht von Herrn Waidelich über das Thema „Sammelstellen“. Auch die Brettener Leser haben mühelos davon Kenntnis nehmen können. Auf der Seite „Bretten“ hat man auf die Seite „Aus der Region“ mit dem obigen Bericht hingewiesen. Und die Politiker haben sich zahlreich zu Wort gemeldet.
    Den gründlichen Ausführungen in allen drei Berichten des Verfassers ist es zu verdanken, daß die „Sammelstellen“ abgeschafft werden.

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