Lutz hat noch Platz zum Wachsen

Möbelhändler investiert 30 Millionen Euro in neuen Standort bei Pforzheim-Nord
PFORZHEIM. Das Möbelhandelsunternehmen Lutz/Neubert will seine Pforzheimer Niederlassung mit 130 Beschäftigten im Herbst 2008 eröffnen. Geschäftsführer Rudolf Christa hat am Montag die Pläne vorgestellt.

42 500 Quadratmeter sind eine ganze Menge Land. Sechs Fußballplätze könnte man darauf anlegen. Oder ein Möbelhaus, eine baumbestandene Grünanlage und einen Parkplatz für 600 bis 650 Autos bauen. Und dann lassen diese 42 500 Quadratmeter Land im Winkel zwischen der Kieselbronner Straße und der A 8 bei Pforzheim noch Raum für Visionen.

„Sie sehen, dass es reichhaltigen Platz gibt“, sagt Rudolf Christa, der Deutschland-Chef der Unternehmensgruppe Lutz/Neubert, die dieses Areal aus einer Konkursmasse erworben hat. 3000 Quadratmeter seien für weitere Bebauung vorgesehen. Falls es landesplanerisch eines Tages möglich werde, könnte dort weitere Verkaufsfläche entstehen. „Oder vielleicht ein regionales Logistikzentrum“, sagt Christa. Aber das sei Zukunftsmusik.

Genau genommen sind es Untertöne, die in die Vergangenheit weisen. In den Sommer 2006, als das Regierungspräsidium Karlsruhe mitteilte, es werde zwar 31 000 Quadratmeter Verkaufsfläche für Möbel genehmigen und 2500 Quadratmeter für Lampen und Leuchten, aber nur 800 statt der gewünschten 6500 Quadratmeter für Randsortimente wie Heimtextilien und Geschenkartikel.

Bis zum 20. Oktober hüllte sich Lutz/Neubert in Schweigen, ob es unter diesen Umständen nach Pforzheim kommen werde. Die ganze gestrige Pressekonferenz ist nicht frei davon. Es sei nicht leicht gewesen, auch für das Unternehmen nicht, sagt Christa. Was nun entstehe, nahe der A 8-Auffahrt Pforzheim-Nord, schaffe 130 Arbeitsplätze auf Vollzeitbasis. Das sind weniger Jobs, als das ursprüngliche – vom Regierungspräsidium nicht genehmigte – Lutz-Konzept vorgesehen hatte: Zunächst war von über 200 Arbeitsplätzen die Rede gewesen. Und von zwei zusätzlichen Möbelmitnahmemärkten auf dem Areal, die nun nicht kommen.

30 Millionen Euro Umsatz als Ziel

Nun will Lutz/Neubert rund 30 Millionen Euro investieren, um ein XXXLutz-Möbelhaus mit einer Verkaufsfläche von netto 27 500 Quadratmetern auf insgesamt vier Etagen zu schaffen. Erwarteter Jahresumsatz laut Christa: Rund 30 Millionen Euro. Auch ein Vollservice-Restaurant, also eines mit Bedienung am Tisch, für bis zu 330 Gäste ist geplant. Die Eröffnung ist für Oktober, November 2008 vorgesehen. Es ginge wohl früher, die Stadt kann vermutlich im April kommenden Jahres grünes Licht geben. Für die anschließende Bauzeit kalkuliert Christa ein knappes Jahr, aber ein Möbelhaus eröffnet man eben am liebsten im Herbst.

Der Standort in Autobahnnähe war aus Sicht des Unternehmens ideal. Strategische Überlegungen hatten letztlich den Ausschlag gegeben: Lutz/Neubert wollte laut Christa die Lücke zwischen seinen Standorten im Raum Karlsruhe und in der Region Stuttgart schließen, seine Präsenz in Baden-Württemberg und überhaupt in Deutschland ausbauen. Nach der ersten Kontaktaufnahme im Jahr 2003 hatte Lutz/Neubert im Pforzheimer Rathaus offene Türen vorgefunden. Der örtliche Einzelhandel allerdings und auch die Nachbarn im Enzkreis sahen das Vorhaben mit, gelinde gesagt, gemischten Gefühlen.

„Ich bin der Überzeugung, dass das Projekt dem Enzkreis nutzt“, sagt demgegenüber der FDP-Landtagsabgeordnete für den Enzkreis, Hans-Ulrich Rülke. „Alles, was dem Oberzentrum nutzt, nutzt auch dem Umland“. Und das Oberzentrum Pforzheim hat so seine Probleme in wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht, wie Rülkes christdemokratischer Kollege Stefan Mappus aus Pforzheim weiß. „Es ist wichtig, dass wir jede Chance nutzen, den Standort attraktiver zu machen“, sagt der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion. „Wir haben das eine oder andere, was da als Barriere im Weg lag, vermittelnd aus dem Weg geräumt“, sagt Mappus über Rülke und sich.

„Käufer zurückgewinnen“

Dafür ist ihnen der Dank der Oberbürgermeisterin gewiss. Kundschaft und Kaufkraft müsse an den Standort Pforzheim gebunden werden, sagt Christel Augenstein. Von beidem habe Pforzheim abgegeben, in Richtung Karlsruhe und Stuttgart. „Wir müssen verloren gegangene Käuferschichten zurückgewinnen“.

Bei all dem soll ein roter Stuhl helfen. Lutz/Neubert hat sich das überdimensionale Möbelstück als Markenzeichen auserkoren, und so steht es, um die 20 Meter hoch, auf den Grundstücken vieler Lutz-Niederlassungen. Für Pforzheim aber hat sich der Geschäftsführer Besonderes ausgedacht. Der Stuhl im Obsthof soll 28 Meter hoch werden. „Damit kommen Sie ins Guiness-Buch der Rekorde“, verspricht Christa, „das ist dann der größte Stuhl der Welt“.

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