Streit und enge Horizonte im „Land der tausend Hügel“

Von Thomas Senger und Uwe Mundt
heilbronn Tourismuskonzepte drohen an „Kleinstaaterei“ zu scheitern
Was immer Paul Metzger in Sachen Tourismusförderung im Sinne gehabt hat: Mit seiner Forderung „Keine Doppelmitgliedschaft in Kraichgau-Stromberg und Heilbronner Land“ hat er seit Dienstag nicht nur einen Keil zwischen die beiden Tourismusgemeinschaften getrieben, sondern sich auch von Mitgliedern seines eigenen Verbands entfernt. Der Brettener Oberbürgermeister ist Vorsitzender des Vereins Kraichgau-Stromberg-Tourismus (KST). Deutliche Kritik gab es gestern bei der regulären Mitgliederversammlung des Vereins Neckar-Zaber-Tourismus. Die Vereinigung ist Mitglied im KST.

Die KST sei doch „kein Paul Metzger e.V.“, sagte Volker Schiek. Der Bürgermeister von Nordheim und Vorsitzende des Neckar-Zaber-Tourismus will Metzgers Vorstoß in der nächsten Gemeinderatssitzung thematisieren. Eines zeichne sich bereits ab: Sei bislang der Neckar eine Nahtstelle zwischen den Tourismusgemeinschaften gewesen, so könnte diese in Zukunft im Oberen Zabergäu liegen. Dies klingt nach eindeutiger Positionierung: Hin zum Heilbronner Land, der Tourismusgemeinschaft, die in diesem Jahr auf Initiative von Landrat Detlef Piepenburg gegründet worden war, und weg vom KST.

Zunächst einmal will Schiek seinerseits auch nicht von einer Forderung abrücken: Jene Kommunen, die nun auch Mitglied im Heilbronner Land sind, pochen auf Beitragsermäßigung im KST. Sein Stellvertreter, Güglingens Bürgermeister Klaus Dieterich, führt zusätzlich ins Feld: „Diejenigen, die näher an Bretten sind, werden besser bedient“, sagt er mit Blick auf den Sitz von KST und das dortige Umland.

Eppingens Oberbürgermeister Klaus Holaschke zeigt sich verwundert darüber, dass Metzger eine kurz zuvor ausgegebene Marschroute des KST-Vorstands konterkariert habe. Schließlich habe das Gremium erst eine halbe Stunde vor der Versammlung am Dienstagnachmittag von Metzgers Position erfahren. Man habe hierüber – und über mögliche Konsequenzen – in einer weiteren Sitzung Anfang 2007 diskutieren wollen. Das Ausschließen von Gemeinden wegen Doppelmitgliedschaft sei ohnehin juristisch nicht darstellbar.

Der Brettener OB und KST-Vorsitzende seinerseits weist den Vorwurf eines „Metzger e.V.“ zurück: „Dieser Raum ist nicht Baden, nicht Württemberg, sondern Franken“, betont er den gebietsübergreifenden Charakter des KST. Als „Land der tausend Hügel“ wird das Gebiet beworben. Die TG Heilbronner Land sei aber Rückkehr zur Kleinstaaterei. Der Tourismusverband Baden-Württemberg habe dies geduldet und somit versagt . „Ich werfe niemanden raus, der schon gegangen ist“, sagt Metzger. Doppelmitgliedschaften seien mit ihm nicht zu machen, Kooperationen stünde er aber offen gegenüber. Allerdings: „Wenn sich das weiter zerfleddert, bin ich nicht derjenige, der in Zukunft an der Spitze von KST steht.“

Der Heilbronner Landrat Detlef Piepenburg wehrt sich gegen den Vorwurf der Abgrenzung: „Wir sind keine geschlossene Gesellschaft.“ Für Schwaigerns Bürgermeister Johannes Hauser geht die Diskussion an den Notwendigkeiten vorbei. Die Stadt sei Mitglied im Heilbronner Land, „weil wir uns hier verortet fühlen“. Doch auch im KST fühle man sich gut aufgehoben, „weil dort gute Arbeit gemacht wird“. Seine Forderung an beide Tourismusgemeinschaften: „Dass in einem guten Miteinander die Stärken herausgearbeitet werden.“

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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Eine Antwort zu Streit und enge Horizonte im „Land der tausend Hügel“

  1. wf sagt:

    Außerhalb vom Brettener Gemeinderat – dem erfüllungspolitischen Gremium – hat der KST-Vorsitzende Metzger fast keine linientreuen Gefolgsleute mehr. Das hat doch bestimmte Ursachen. Mit verbalem Draufschlagen und Rücktrittsdrohungen sind die Bürgermeister der benachbarten Gemeinden nicht zu überzeugen. Sie befinden sich, ganz nebenbei gesagt, auch in einer anderen Liga als diejenigen, mit denen Metzger das kommunalpolitische Geschäft auszutragen hat.

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