Zerbricht Kraichgau-Stromberg-Touristik?

Neuer Heilbronner Verband bringt die Gemeinschaft unter Druck / Metzger erwägt Rücktritt
Doppelmitgliedschaft ist für den Vorsitzenden undenkbar
Von unserem Redaktionsmitglied Tina Kampf
Eppingen/Bretten. Der Kraichgau-Stromberg-Tourismusverband steht vor einer ungewissen Zukunft. Nachdem neun der derzeit 48 Mitglieder der Gemeinschaft der neu gegründeten Touristgemeinschaft Heilbronner Land beigetreten sind, sieht Brettens Oberbürgermeister Paul Metzger als Vorsitzender des Kraichgau-Stromberg-Tourismus dessen Möglichkeiten stark eingeschränkt. „Wir wollten unsere Landschaft als Einheit bewerben, über fünf Landkreise hinweg, das wird künftig schwerer, wenn einzelne Bereiche wegbrechen“, sagte er gestern nach der Mitgliederversammlung in Eppingen.
Indem der Landkreis Heilbronn eigene Wege gehe, würden Verwaltungsgrenzen aufgebaut, die der Gast nicht verstehe. Und das Modell könnte Schule machen: „Ich weiß, dass derzeit im Kreis Ludwigsburg überlegt wird, ob man nicht sein eigenes Ding macht“, berichtete Metzger. Sollte auch dort dieser Weg beschritten werden, zerfleddere die Gemeinschaft. „Dann wird vielleicht die historische Chance, einer Gemeinschaft über Grenzen hinweg, die Baden und Württemberg verbindet, vertan.“ Eine Doppelmitgliedschaft der betroffenen Gemeinden – konkret geht es im Fall Heilbronner Land um Brackenheim, Cleebronn, Eppingen, Güglingen, Lauffen, Nordheim, Pfaffenhofen, Schwaigern und Zaberfeld – sei für ihn undenkbar.
„Wer woanders einsteigt, hat die anderen Strukturen verlassen“, erklärte der Vorsitzende. Für ihn sei lediglich eine Kooperation bei einzelnen Projekten zwischen den beiden Touristverbänden denkbar. Das letzte Wort ist darüber indessen noch nicht gesprochen: Die Mehrheit der Mitglieder hat bisher lediglich entschieden, dass die Gemeinden, die im Heilbronner Land Mitglied sind, nicht aufgrund der dort zu entrichtenden Beiträge wegen der Doppelbelastung im alten Verband Rabatt bekommen. Erst bei einer Sondersitzung Anfang 2007 wird über eine mögliche Doppelmitgliedschaft abgestimmt. Bis dahin ist der Druck neuer Prospekte gestoppt. „Wenn die Gemeinden bei uns aussteigen, könnte das finanziell schwierig werden, vielleicht müssen die verbleibenden Mitglieder höhere Beiträge zahlen“, erklärte Metzger, der persönliche Konsequenzen nicht ausschloss: „Sollte die Doppelmitgliedschaft möglich werden, stehe ich nicht mehr als Vorsitzender zur Verfügung, weil ich diesen Weg nicht für gangbar halte.“
Denkbar sei zudem, dass Bretten sein finanzielles Engagement überdenkt. Die Stadt, in der die Gemeinschaft ihren Sitz hat, bezahlt zusätzlich zum Mitgliedsbeitrag die Sachkosten in Höhe von 30 000 Euro im Jahr. Die Tourismusgemeinschaft hat insgesamt ein Jahresbudget von 231 000 Euro, von dem mehr als die Hälfte in die Werbung fließt – die offenbar erfolgreich ist: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Übernachtungsgäste um 12,1 Prozent auf nunmehr 303 000 gestiegen. Auch die Zahl der Übernachtungen ist gestiegen, um 3,4 Prozentpunkte auf 766 000. Im kommenden Jahr sollte die Millionengrenze durchbrochen werden. Die Gemeinschaft wollte dies nicht zuletzt durch eine stärkere Präsenz auf bundesweiten Messen erreichen. Was den Besuchern künftig dort erzählt werden wird, ist derzeit offen.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Interkommunales, Tourismus abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

8 Antworten zu Zerbricht Kraichgau-Stromberg-Touristik?

  1. -el- sagt:

    Und doch gibt es keine Geschichtsbücher für die Zukunft – Unwissenheit ist alles, worauf man sich verlassen kann… und Regeln sind das einzige, woran man sich halten kann. Ich töte nicht… ich stehle nicht… und ich lüge nicht. Ich folge den Regeln, weil ich unwissend bin.

  2. - Za - sagt:

    Eventuell soll eine „gehorsame“ Mehrheit des Brettener Gemeinderates schon im voraus auf eine bevorstehende Trennung der Stadt Bretten von der KST vorbereitet werden. Ein derartiger schwerwiegender Schritt muß weit vor der Sitzungsvorlage in den Köpfen reifen. Dafür kann dieser Bericht gute Dienste leisten.

  3. pp sagt:

    Von den BNN – hier Brettener Nachrichten – wird möglicherweise Herrn Metzger frühzeitig der Weg geebnet, sich selbst und die Stadt Bretten aus der KST herauszunehmen. Anders kann ich den Bericht, der ihn als Opfer sieht, nicht auslegen.

  4. wf sagt:

    Zur sinnvollen Ergänzung des obigen Artikels ist die Tatsache aus dem Bericht von Herrn Alexander Hettich von der Heilbronner Stimme nachzutragen, daß die Stadt Lauffen bereits die KST verlassen hat.

  5. si/z sagt:

    Herr Alexander Hettich von der Heilbronner Stimme hat die bei Frau Tina Kampf von den BNN fehlende Ausgewogenheit in diesem Thema praktiziert. Er versuchte, abends jemand bei der Stadtverwaltung Eppingen für eine Stellungnahme zu erreichen. Zu dem Zeitpunkt leider ohne Erfolg.
    Das ist halt der bedeutende Unterschied in der journalistischen Recherche, auf die es ankommt.

  6. ul-d sagt:

    9 von 48 Gemeinden sind inzwischen beigetreten. Vielleicht gehört es zum kritischen Journalismus, sich um eine Ausgewogenheit in der Berichterstattung zu bemühen. An der fehlt es. Die neun Gemeinden haben bestimmt eine Meinung. Nicht nur die Stadt Bretten, für die Herr Metzger ganz allein spricht.

  7. Polak sagt:

    Wie ein kleines trotziges Kind : entweder du spielst bei mir mit oder ich mache überhaupt nie mehr mit! Menschliche Unreife gepaart mit Machtbesessenheit, kein Wunder, wenn man da ab und an und immer öfter „die Welt nicht mehr versteht“.

  8. hjb sagt:

    „Denkbar sei zudem, dass Bretten sein finanzielles Engagement überdenkt.“
    Wenn dies durch den Kopf des Vorsitzenden Metzger geht, fragt sich der Leser, was ihm in den Kopf gefahren ist und warum er mit demselben durch die Wand will.
    Fürs Überdenken braucht er immerhin noch die Zustimmung des Brettener Gemeinderates.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert