Rückfall in die Kleinstaaterei

Quelle: Bönnigheimer Zeitung

Verband Kraichgau-Stromberg fürchtet Zerschlagung
Der organisierte Tourismus im badischen Kraichgau und württembergischen Stromberg hat sich mühsam etabliert. Doch jetzt droht der Zerfall des Verbands. Im Kreis Heilbronn entstand eine eigene Touristikgemeinschaft, ähnliches ist im Kreis Ludwigsburg geplant.


HANS GEORG FRANK
BRETTEN Paul Metzger hat seine Vision von einem ,,Baden-Württemberg en miniature“ verwirklicht. Als er 1993 den Verein Kraichgau-Stromberg Tourismus (KST) initiierte, wollte er Urlaubern eine Reiseregion mit vielen landschaftlichen, kulturellen und kulinarischen Attraktionen bieten. Der Oberbürgermeister von Bretten (Kreis Karlsruhe) wollte durch die Zusammenarbeit der 48 Kommunen in fünf Landkreisen aber auch die Gräben landsmannschaftlicher Vorbehalte unter Badenern und Württembergern zuschütten.

Das ist dem umtriebigen KST-Vorsitzenden so gut gelungen, dass sein Verband auf überdurchschnittliche Zuwächse verweisen kann. Ins Gebiet zwischen Rhein und Neckar, Odenwald und Schwarzwald kamen 2005 über zwölf Prozent mehr Gäste, seit 1993 sind Metzger zufolge fast 20 000 Arbeitsplätze dem Tourismus zu verdanken. Der Erfolg war auch möglich, weil die Stadt Bretten bisher eine Million Euro in die Geschäftsstelle gesteckt hat.
Jetzt, da sich Metzger am Ziel wähnt, droht sein Lebenswerk zerstört zu werden. Seinem Verband gehören neun Kommunen aus dem Kreis Heilbronn an. Da aber Landrat Detlef Piepenburg mit Hilfe seiner 46 Kreisgemeinden eine eigene Touristikgemeinschaft namens ,,Heilbronner Land“ bastelte, fürchtet Metzger eine schwer zu verkraftende Schwächung des KST. Eine Doppelmitgliedschaft lehnt er strikt ab, weil dadurch die Werbung erschwert werde. Was Heilbronn betreibe, sei „Kreismarketing”, zeitgemäß aber sei ,,Landschaftstourismus“, da sich Urlauber nicht um Verwaltungsgrenzen scherten. In Metzgers Beritt fehlt nun das Zabergäu, das als ,,schwäbische Toskana“ vermarktet wird und mit Brackenheim über Deutschlands größte Rotweingemeinde verfügt. ,,Das tut uns saumäßig weh“, sagt Metzger über den Verlust.

Er sieht in Piepenburgs Alleingang einen Rückfall in die ,,Zeit der Kleinstaaterei vor Napoleon“. Angeblich macht das Heilbronner Beispiel Schule, wollen Metzgers Späher erfahren haben. Demnach soll es im Kreis Ludwigsburg mit neun KST-Mitgliedern ähnliche Bestrebungen geben: ,,Das wäre für uns der Todesstoß.“

SÜDWESTUMSCHAU aus der Bönnigheimer Zeitung vom 30.11.06

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Eine Antwort zu Rückfall in die Kleinstaaterei

  1. v/Z sagt:

    Die Stadt Bretten hat bisher eine Million Euro in die Geschäftsstelle gesteckt. Jetzt droht Metzgers Lebenswerk zerstört zu werden.
    Eine Million Euro in eine freiwillige städtische Aufgabe zu stecken, wird als Lebenswerk beschrieben. Nach 13 Jahren scheint nur noch ein Machwerk zu bestehen. Das mag Herrn Metzger zu Recht betrübt machen.

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