Tourismusverein: Beim Fremdenverkehr liegt Potenzial brach

Von Alexander Hettich
Rund eine Million Übernachtungen zählte der Tourismusverein Kraichgau-Stromberg vergangenes Jahr in der Region zwischen Rhein und Neckar. Ohne weitere Investitionen sind der Entwicklung des Fremdenverkehrs Grenzen gesetzt. In Spitzenzeiten fehlt es bereits jetzt an Gästebetten.
„Wir haben 2005 Erfolgsgeschichte geschrieben“, frohlockte der Vereinsvorsitzende Paul Metzger, der gestern in Kürnbach die touristische Jahresbilanz vorstellte. Verglichen mit dem gesamten Bundesgebiet habe die Region Kraichgau-Stromberg beachtliche Wachstumsraten vorzuweisen, unterstrich der Brettener Oberbürgermeister.
Die teilnehmenden Beherbungsbetriebe, die mehr als neun Betten haben, verzeichneten in den Mitgliedsgemeinden von Januar bis September 595 000 Übernachtungen, ein Plus von fünf Prozent gegenüber demselben Zeitraum 2004. Zählt man Ferienwohnungen und Privatzimmer hinzu, die statistisch nicht erfasst sind, wurde 2005 die Schallmauer von einer Million Übernachtungen angekratzt, rechnete Geschäftsführerin Jana Kolodzie.

Insbesondere der Zustrom von Tagesgästen aus den Ballungsräumen erfeut die Touristiker, lässt doch jeder Kurzbesucher durchschnittlich 20 Euro in Restaurants und Geschäften der Region liegen.

Geht es nach Paul Metzger, ist das Ende der Fremdenverkehrs-Fahnenstange lange nicht erreicht. Eine Steigerung um 50 Prozent im Lauf der nächsten zehn Jahre sei realistisch. Vorausgesetzt, die Investoren ziehen nach: „Wir können nicht alle aufnehmen, die kommen wollen“, bemängelt der OB, „weil das Angebot immer noch unterdurchschnittlich ist.“ In Stoßzeiten, etwa im Sommer oder zur Weinlese, müssten Gäste abgewiesen werden. Vor allem bei kleineren Ferienwohnungen und Privatzimmern übersteigt dann die Nachfrage das Angebot. „Es wird weiter investiert werden“, zeigte sich Metzger zuversichtlich, „weil wir die Nachfrage weiter anheizen.“

Anzuheizen wäre auch der Elan so mancher Gemeinde im Vereinsgebiet, das vom Rhein bis zum Neckar, vom Schwarzwald bis zum Odenwald reicht. 48 Mitgliedskommunen zählt der Verein, dem auch das Sinsheimer Auto- und Technikmuseum, der Erlebnispark Tripsdrill und eine Anbietergemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof angehören. Drei Fünftel der Gemeinden im Gebiet machen nicht mit, beklagt Metzger „weiße Flecken auf der Landkarte“. Vier Euro pro Gästebett und 50 Cent je Einwohner tragen die Kommunen zum Jahresbudget der Gemeinschaft bei.

Auch 2006 hat sich der Verein mit Geschäftsstelle in Bretten einiges vorgenommen, um den Tourismus anzukurbeln. Die Pauschalangebote sollen im WM-Jahr ausgebaut, Gruppenreisen und Städtetouren forciert werden. Der Internetauftritt wird neu gestaltet. Bei mehreren deutschen Touristikmessen und erstmals auch in Basel will die Region mit einem eigenen Stand ihr Profil als „Kompetenzzentrum für naturnahes Reisen“ schärfen.

Damit Reisende in der Natur nicht verloren gehen, wird „Wander Walter“ auf den Weg gebracht. Das digitale System soll es ermöglichen, Informationen zu Routen, Gaststätten und Sehenswürdigkeiten auf den Taschencomputer zu laden oder vorab auszudrucken. Tripsdrill, eine der Hauptattraktionen im Vereinsgebiet, lockt ebenfalls mit Neuerungen. So sorgt etwa eine Dorfstraße für Fachwerkflair im Park bei Cleebronn. Am neuen Maibaum baumelnd, können Besucher in Gondeln durch die Luft sausen.

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