Fichten gibt es im Kraichgau bald nicht mehr

Trockenheit im Sommer macht dem Wald zu schaffen / Ämter kämpfen mit wirtschaftlichen Folgen
Von unserem Mitarbeiter Franz Lechner
Kreis Karlsruhe. Selbst Laien konnten bereits im Hochsommer an vielen Stellen erkennen, was der Waldschadensbericht 2004 wenige Wochen später bestätigte: Der deutsche Wald leidet. Mehr denn je. Bundesweit, in Baden-Württemberg und selbstverständlich auch im Landkreis. Ganz besonders im westlichen Landkreis. Schließlich waren die Gründe für die innerhalb kurzer Zeit stark angestiegenen Waldschäden in der Rheinebene mehr zu spüren, als in vielen anderen Regionen: Der Hitzesommer 2003 mit seiner Trockenheit und den hohen Ozon-Werten und die geringe Niederschlagsmenge im Jahr 2004.
Für ganz Baden-Württemberg gilt: Die klimatischen Extreme haben den Anteil der deutlich geschädigten Waldflächen innerhalb eines Jahres auf mehr als 40 Prozent ansteigen lassen und damit auf den höchsten Wert seit Beginn der Waldschadenserhebung 1983.
„In den drei Naturräumen des Landkreis, dem Kraich-gauer Hügelland, dem Schwarzwald-Vorland und der Rheinebene sind die Wälder der Hardt am meisten gefährdet“, erklärt der Leiter des Staatlichen Forstamt Hardt, Thomas Rupp, erklärt auch gleich warum. „Die Sandböden der Hardt haben eine sehr geringe Wasseraufnahmekapazität, folglich machen sich hier die fehlenden Niederschläge wesentlich stärker bemerkbar als in den Lehmböden des Kraichgau oder im Schwarzwaldvorland.“
Die Folgen sind drastisch. „Die Wälder haben derzeit an vielen Stellen gerade mal 60 bis 70 Prozent ihres normalen Blätterdaches“, so schätzten der damalige Leiter des Bruchsaler Forstamtes, Thomas Eichkorn und der stellvertretende Leiter der Ettlinger Forstabteilung, Ralph Göbel bereits im August. Laubbäume die ungewöhnlich früh ihre Blätter verloren waren typisch für den Altweibersommer und jetzt im Winter sind es die vielen stark ausgelichteten oder ganz vertrockneten Kiefer- und Fichtenkronen, die zeigen, wie stark der Hardtwald krankt. Trockenheit, Hitze und Luftschadstoffe schwächen die Abwehrkräfte der Bäume, Schadinsekten wie der Borkenkäfer geben den Bäumen dann oft den Rest.
„Wenn die Niederschlagsmengen in den nächsten Jahren weiterhin so gering bleiben, ist der Hardtwald ernsthaft gefährdet.“ Im Schwarzwaldvorland sieht es zwar besser aus, aber gesund ist der Wald auch dort schon lange nicht mehr. „Wir mussten einige geschädigte Tannen fällen und unsere Eichen waren weniger belaubt als in den Jahren zuvor“, sagt der kommissarische Leiter des Forstamtes Karlsbad, Henning Pfeiffer.
Am wenigsten leidet bisher wohl der Wald im Kraichgau. „Unsere guten Lößlehmböden halten das Wasser hervorragend“, bestätigt der Leiter der städtischen Forstverwaltung Bretten Ewald Kugler, dass sich die Waldschäden in seinem Zuständigkeitsbereich bisher noch in Grenzen halten. Allerdings schränkt er ein: „Fast alle Lärchen im Brettener Stadtwald sind vom Lärchenbockkäfer befallen, also abgestorben und mit der Tatsache, dass es die Fichte im Kraichgau bald nicht mehr geben wird, haben wir uns bereits abgefunden.“
Auch wenn sich die Schäden im Kraichgauer Hügelland und im Schwarzwaldvorland im Vergleich zum Hardtwald noch in Grenzen halten, mit den wirtschaftlichen Folgen des Waldsterbens haben alle Forstämter zu kämpfen. „Durch das Überangebot ist der Marktpreis für Holz stark gefallen“, beklagt Pfeiffer und Rupp erklärt: „In der Hardt ist die Forstwirtschaft zu einem Zuschuss-Geschäft geworden.“

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