Christbaum ersetzt Buche

Waldschäden haben negative Folgen für die Region – Jogger spüren Dunstglocke der Großstädte

MÜHLACKER/MAULBRONN.Weil mit Buchen, Eichen und Fichten kaum noch Geld zu verdienen ist, entstehen im östlichen Enzkreis erste Christbaum-Kulturen. Drei Gemeinden bieten ihren Bürgern Weihnachtsbäume an.Angesichts des dramatischen Holzpreisverfalls als Folge der zunehmenden Waldschäden suchen Waldbesitzer in der Region nach neuen Einnahmequellen und haben die Christbäume entdeckt. Mehrere Hektar an Anbauflächen sind zwischen Wurmberg und Wiernsheim entstanden. Auch im Forstamtsbezirk Maulbronn sind bereits einige Hektar für Christbaum-Anpflanzungen umgewidmet worden. Private Waldbesitzer aus dem Heckengäu bieten ihre Enzkreis-Fichten in Mühlacker an. Auf dem Weihnachtsmarkt in Illingen will Bürgermeister Ulrich Hintermayer morgen um 14 Uhr Christbäume aus Schützinger Forsten versteigern, so Hauptamtsleiterin Heidi Schmid. In Maulbronn öffnet der Waldbauhof am 18. Dezember von neun Uhr an für drei Stunden für den Verkauf von Nordmannstannen.

Sowohl Maulbronns Forstamtschef Fritz Geiger als auch sein Mühlacker Kollege Guido Wölfle berichteten von „einer beunruhigenden Entwicklung“ in Sachen Waldschäden in der Region. Das Forstamt Mühlacker hat begonnen, die erkrankten Buchenbestände des Plattenwaldes am Abhang zum Enztal einzuschlagen. Der Bezirk Maulbronn stuft die Lage am Südhang des Strombergs vor allem in Sternenfels und IIllingen als „dramatisch“ ein. Die Bestände seien „extrem betroffen“.

Spruch: Wasser, Wälder, Wein

Jana Kolodzie, die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Kraichgau-Stromberg, in Bretten macht sich Sorgen um den Wald als Aushängeschild der Region.“Unser Leitspruch lautet: Wasser, Wälder, Wein laden in den Stromberg ein. Der Wanderer sucht bei uns den Wald als Abwechslung in der Landschaft“, so die Tourismus-Managerin, die jährlich drei Millionen Gäste in der Region erwartet.

Marathon-Läufer Harald Feierabend aus Illingen verspürt beim Jogging bereits Qualitätsverschiebungen. „Nur in unseren Wäldern kann ich der Dunstglocke von Stuttgart und Pforzheim entkommen“, sagt der umweltbewusste Läufer, der täglich 15 Kilometer zurücklegt.

Wegen abgestürzter Holzpreise benötigen die Waldbesitzer die Erlöse aus dem Christbaumgeschäft für die Verjüngung ihrer Forsten. Die einheimischen Weihnachtsbäume müssen aber gegen eine massive Import-Konkurrenz aus Dänemark, den Niederlanden und Polen, aus dem Odenwald und dem Sauerland bestehen, die in dieser Saison zwischen zehn und 30 Euro kosten sollen. Blaufichten, Nordmanns-, Weiß- und Küstentannen werden im östlichen Enzkreis zwischen Iptingen und Heimsheim gezogen. Angesichts langer Importwege sei der einheimische Christbaum „unbedingt konkurrenzfähig“, sagt Mühlackers Forstamtschef Guido Wölfle.

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