Die „Wiege der Stadtbahn“ gefeiert

Von Peter Boxheimer
Wenn das Käthchen von Heilbronn den Eppinger Bahnhof unter Dampf setzt und in der Fahrzeug-Abstellhalle der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) „Rosamunde“ ertönt, dann ist etwas Besonderes los. In der Fachwerkstadt wurde am Wochenende der 125. Geburtstag der Kraichgaubahn gefeiert.

Eine Heilbronnerin würdigte die grenzüberschreitende Pioniertat des 19. Jahrhunderts. Die Dampflok Käthchen, samt Tender 135 Tonnen schwer, zog den historischen Jubiläumszug von Karlsruhe nach Eppingen – Symbol für den Schienenstrang, der vor 125 Jahren Baden mit Württemberg verbunden hat.

„Diese Bahn hat eine große Historie“, betonte der Stuttgarter Verkehrsminister Stefan Mappus beim Festakt. Die Jubilarin sei zu ihren Wurzeln zurückgekehrt: als Privatbahn von der Stadt Karlsruhe gebaut, dann vom Staat zurückgekauft und betrieben, nun mit dem Stadtbahnverkehr wieder privatisiert.

Mappus bescheinigte der Betreiberin AVG „eine exzellente Arbeit“. Die Kraichgaubahn stehe aber auch für die erfolgreiche Schienenverkehrspolitik des Landes, das den Ausbau der Strecke mit hohen Millionenbeträgen unterstützt habe. „Wir wollen den Öffentlichen Personennahverkehr weiterhin stark fördern – vor allem dort, wo er so hervorragende Ergebnisse hat wie hier“, versprach der Minister. Dank der Stadtbahn sei das Fahrgastaufkommen seit den neunziger Jahren verzehnfacht worden.

Eine Zahl, die AVG-Geschäftsführer Dieter Ludwig bestätigte. Zu Bundesbahnzeiten seien auf der Kraichgaubahn nur noch 2000 Passagiere am Tag befördert worden. Inzwischen benutzten 21 000 Menschen den Zug. Das Erfolgsgeheimnis der Strecke ist für Ludwig die umsteigefreie Verbindung vom Land in die Innenstädte Karlsruhes und Heilbronns: „Wir sind eingebunden in die großen Zentren.“

Dass es für die Linie nicht immer so rosig aussah, daran erinnerte Eppingens Oberbürgermeister Klaus Holaschke. In den sechziger Jahren riss die Bahn das zweite Gleis heraus. Ein Jahrzehnt später machten Stilllegungspläne die Runde. Das rief die Kraichgauer auf den Plan, die um den Schienenanschluss kämpften. 15 Sonderzugfahrten unter dem Motto „Eppingen fliegt aus, rettet die Bahn“ mobilisierten mehr als 12 000 Menschen. „Wir haben maßgeblich zum Erhalt der Strecke beigetragen“, resümierte Holaschke. Als ein Gutachten den Zugverkehr zwischen Eppingen und Bretten kappen wollte, brachte die Stadtbahn-Idee die endgültige Rettung des Schienenstrangs.

„Eine Erfolgsstory“, wie das Stadtoberhaupt bekräftigte. Dennoch sind die Eppinger noch nicht wunschlos glücklich. Die Grenzstadt hofft auf eine bessere Verknüpfung zwischen den Verkehrsverbünden Heilbronn, Karlsruhe und Rhein-Neckar. Und sie setzt auf die baldige Elektrifizierung der Elsenztalstrecke, damit bis 2009 die S-Bahn aus Richtung Heidelberg anrollen kann. „Dann ist Eppingen wieder ein gut ausgebauter Eisenbahn-Knotenpunkt“, befand Holaschke.

Für den Karlsruher Landrat Claus Kretz ist die Kraichgaubahn ein Paradebeispiel für eine sehr konstruktive Zusammenarbeit über Gebietsgrenzen hinweg. Lutz Mai, Vertreter des Heilbronner Kreischefs, bezeichnete die Strecke als „die Wiege unserer Stadtbahn“.

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