Paul Metzger verließ Saal und ging lieber zur Blutspende

Die Brettener Baulandwünsche für den Flächennutzungsplan lehnt der Regionalverband weitgehend ab
Schutzbedürftige Bereiche für Landwirtschaft reklamiert
Von unserem Redaktionsmitglied Werner Schoger

Die Wünsche und Vorstellungen der Stadt Bretten bei der Fortschreibung ihres Flächennutzungsplans bis zum Jahr 2010 (in einem ,,zweibändigen Werk“ sehr umfassend erarbeitet) stößt beim Regionalverband auf Widerstand. In der jüngsten Verbandsversammlung in Karlsruhe wurde eine weitgehend ablehnende Stellungnahme vorgelegt.
Dabei kam es zu einem Eklat zwischen Verbandsvorsitzenden Dr. Bernhard Ditteney und Oberbürgermeister Paul Metzger, der damit endete, daß Brettens OB der Verbandsversammlung den Rücken kehrte und ,,statt dessen lieber zum Blutspenden ging“, wie er Dr. Ditteney protestierend mitteilte. (Siehe den Kommentar ,,Der grobe Klotz“.)

Bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplans will die Stadt Bretten 74,68 Hektar Fläche für Wohnungsbau ausgewiesen haben, weitere 20,01 Hektar für gemischte Bauflächen und nochmals 20,53 Hektar für gewerbliche Bauflächen. Diese Flächengrößen liegen auch nach der Brettener Bedarfsermittlung weit über dem, was notwendig ist. Die Stadt wollte sich aber mit diesem „Streich” jeweils eine Alternative eröffnen, wenn ihr in dem einen oder anderen Ortsteil bei der Baulandumlegung Schwierigkeiten gemacht werden sollten. So sparte man sich jeweils eine Änderung des Flächennutzungsplans. Nach Angaben der Verwaltung war das auch mit dem Regionalverband so abgesprochen.
Davon liest man nun aber in dessen Stellungnahme zu den Brettener Wünschen kein Wort. Auch die Zusicherung, daß der Regionalverband auf der Diedelsheimer Höhe der Aufhebung der Grünzäsur zustimmt, scheint so nicht zu stimmen, ist bestenfalls ,,Zukunftsmusik“: Der Regionalverband sagt: ,,Die geplante Sonderbaufläche für ein Einkaufszentrum liegt in der Grünzäsur zwischen Diedelsheim, Rinklingen und Bretten. Eine Bebauung ist gemäß Regionalplan zur Zeit nicht möglich.“
Viele Brettener Wünsche nach Bauflächen begegnet der Regionalplan mit dem klaren Hinweis darauf, daß dort ein ,,schutzbedürftiger Bereich für die Landwirtschaft der Stufe 1“ verplant werden soll, ,,der von Bebauung freizuhalten ist“. Solche Bereiche sind klare Zielsetzungen des Regionalplans, die im Konfliktfalle, so meint der Regionalverband, Vorrang haben werden.
Die Rücksicht auf diesen Landwirtschaftlichen Schutzbereich reklamiert der Verband beispielsweise für ein Drittel des Gebiets ,,Neibsheimer Weg“ in Büchig, für den Süden des Gebiets ,,Vor der Scheuerwiese“ in Bretten, für den Neuansatz der ,,Wolfsgrube“ in Bauerbach, für den westlichen Teil des ,,Näheren Kirchbergs“ in Neibsheim‘ für zwei Drittel des ,,Letzenwingert“ in Gondelsheim für die 7,7 Hektar zwischen Bahn und B 293 in Gölshausen‘ für das Gebiet ,,Hinter der Jost“ in Gondelsheim und für einen Teil des Gebiets ,,Ob der Heidelsheimer Straße“ in Gondelsheim.

Landwirtschaftliche Konflikte tun sich auch im Sondergebiet Steinäcker in Gölshausen und ,,In den Buchklingen“ in Sprantal auf, wo der Regionalverband zwar nichts gegen einen Sportplatz hätte, ein Vereinsheim aber nicht dulden will.
Beim Golfplatz in Gondelsheim signalisiert der Regionalverband Zustimmung – nach dem Bürgerentscheid und nach einem Raumordnungsverfahren. Er schlägt jedoch vor, die Golfanlage auf 80 Hektar zu beschränken, statt der beantragten 247 Hektar.

Probleme wegen des Eingriffs in Grünzäsuren stehen der Verwaltungsgemeinschaft ebenfalls ins Haus. Solche Schutzzonen reklamiert der Regionalverband für ,,Eichholz II“ in Diedelsheim‘ ,,wenngleich derzeit untersucht wird, inwieweit eine künftige bauliche Entwicklung im Bereich der Diedelsheimer Höhe mitgetragen werden kann“.

Auch das Gebiet Brühlstraße in Diedelsheim liegt in einer Grünzäsur. Dort würde der Regionalverband nur der Erweiterung um eine Bautiefe im Anschluß an die vorhandene Bebauung zustimmen. Bebauung ist ,,derzeit“ wegen der Grünzäsuren auch nicht möglich ,,Bei der Brunnenstube“ in Bretten und in der ,,Katzenhälde“ in Diedelsheim.

Auch Gondelsheim drohen Probleme: ,,Die Realisierung eines 18,5 Hektar großen Gewerbegebiets zwischen Gondelsheim und Helmsheim würde das Siedlungsband fortsetzen, das sich bereits durch die Fläche ,Altenwingert‘ andeutet. Aus regionalplanerischer Sicht sollte hier unbedingt ein größerer durchgehender Freiraum zwischen Gondelsheim und Helmsheim erhalten bleiben.“
Nach dem Eklat in der Verbandsversammlung hat Brettens Oberbürgermeister Paul Metzger auf die Stellungnahme des Regionalverbands von seinem Stadtplaner eine Antwort erarbeiten lassen, die nochmals konzentriert die Brettener Baulandwünsche vorträgt.

Ulrich Braun weist grundsätzlich darauf hin, daß es unsinnig sei, Entwicklung in einzelnen Stadtteilen zu drosseln, vorhandene Strukturen abzubauen, um sie anschließend mit viel Geld in Bretten wieder aufzubauen. Bretten wolle im Flächennutzungsplan die Entwicklung über das gesamte Stadtgebiet verteilen. Der Schwerpunkt liege dabei auf Bretten, Diedelsheim, Rinklingen und Gölshausen.
Dort lebten 75 Prozent aller Bürger und dorthin werde man auch die bauliche Entwicklungen konzentrieren, außerdem sollten die restlichen Stadtteile ihrer Einwohnerzahl entsprechend an der Entwicklung teilhaben können.
,,Tatsächlich ausgewiesen werden nicht die 75 Hektar Wohnbauflächen in Bretten, sondern lediglich die berechneten 35 Hektar“, schreibt Ulrich Braun.

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Eine Antwort zu Paul Metzger verließ Saal und ging lieber zur Blutspende

  1. mm sagt:

    und dann gab es plötzlich einen neuen Regionalverbands-Direktor und schwupps, alles wurde genehmigt, sogar der Eingriff in den Rüdtwald! Böse Zungen behaupten, Paul Metzger hätte sich besonders für die Kandidatur des jetzigen Amtsinhabers Dr. Hager ins Zeug gelegt : Honi soit qui mal y pense !

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