Diskussion ist ausgeufert

Hitzige Debatte um das berufliche Gymnasium in Bretten
Von unserem Redaktionsmitglied Ulrich Schweizer

Karlsruhe/Bretten. Die Sache ist zwar gelaufen und wenn der Kreistag am nächsten Donnerstag in Philippsburg zusammenkommt, wird er das neue Informationstechnische Gymnasium (ITG) in Bretten (wir berichteten) absegnen, doch die Diskussion im Verwaltungsausschuss zeigte die Brisanz des Themas.
Da war zunächst der Standpunkt der Verwaltung: Kein Bedarf, zu teuer und weder Kultusministerium noch Oberschulamt sehen die Notwendigkeit, ein ITG am Beruflichen Bildungszentrum in Bretten einzurichten. Otmar Gutmann, Sprecher der Schulleiter aller Kreisschulen, legte in einem Pro und Kontra-Papier die Vor- und Nachteile dar, begrüßte aber das „Erfolgsmodell Berufliche Gymnasien“. Dennoch, so der Schulleiter, müssten auch die Einwendungen bedacht werden. Er beobachte eine Nachfrageverlagerung der vom ITG an das normale Technische Gymnasium (TG). Der Beweis: Die ursprünglich zweizügig angelegten ITG in Bruchsal und Ettlingen sind dort mangels Nachfrage nur 1,5 beziehungsweise einzügig. „Und das obwohl es in Karlsruhe kein ITG gibt“, betonte Gutmann.

Nicht ganz ohne Schärfe die Diskussion zwischen Brettens OB Paul Metzger und Landrat Claus Kretz: Der verbat sich, die Auseinandersetzung als „Machtkampf zwischen Landrat und OB“ hoch zu schaukeln und schob die Schuld dafür Bretten zu. Als kleine Spitze wünschte sich Kretz, Bretten möge in Sachen Platzmangel an der Körperbehindertenschule Gölshausen doch das gleiche Engagement wie für das ITG an den Tag legen.
Für Metzger eine unzulässige Vermischung „völlig unterschiedlicher Dinge“ schimpfte der und hob die Bedeutung eines beruflichen Gymnasiums für Bretten hervor. Schließlich müsse mit der „permanenten Benachteiligung des Beruflichen Bildungszentrums“ endlich einmal Schluss sein.

Das war den übrigen Parteien denn doch zu starker Tobak: „Die Diskussion ist leider etwas ausgeufert“, befand für die CDU Josef Offele und auch Eberhard Roth (Freie Wähler), Bürgermeister in Sulzfeld, hatte die Auseinandersetzung „nicht gefallen“. Für ihn ist das von Kretz beschworene finanzielle Risiko eines ITG „sehr gering“. Da sowieso 21 neue Klassenzimmer für das Bildungszentrum gebaut werden (Investition: acht Millionen Euro) und darüber hinaus angemietete Räume im ehemaligen Ma-lag-Gebäude zur Verfügung stehen, sei mit die- , sem Bestand auch genügend Platz für ein neu eingerichtetes ITG vorhanden. Überdies starte das Gymnasium erst im September 2005 mit ein bis zwei Klassen. Die Mieträume seien ein idealer „Puffer“ und somit erst in fünf bis sechs Jahren ein Ausbau notwendig.

Für die CDU war es laut Offele nie strittig, dass Bretten auf den Stand der Schulen in Ettlingen und Bruchsal gebracht werden muss. Im Übrigen setze sich seine Partei dafür ein, „auch in schwierigen Zeiten etwas für die Bildung zu tun“. Deshalb sei die CDU für das ITG. Allerdings nur unter der Bedingung, dass es ohne Aufstockung des beschlossenen Raumprogramms geht. „Das gab für uns den Ausschlag“, betonte Offele.
Auch für die SPD seien „Schulen immer wichtig „, so ihr Sprecher Markus Rupp, Bürgermeister in Brettens Nachbarort Gondelsheim. Auch seine Partei wolle keine neuen Klassenzimmer über den beschlossenen Neubau hinaus. Im Übrigen sei Bretten bei Schülerprognosen hinsichtlich des Bedarfs schon immer von den tatsächlichen Zahlen überholt worden.

„Nicht umfallen“ wollte FDP-Sprecher Manfred Will. Es müsse endlich die Finanzlage des Landkreises „ offen und ehrlich “ beurteilt und nach draußen signalisiert werden, dass das ITG nicht zu bezahlen sei. Der Antrag, dass der Landkreis ein zweizügiges ITG ohne Neubau aber mit Anmietung von Räumen ab dem Schuljahr 2005/06 einrichtet, fand dann aber doch eine klare Mehrheit.

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