Genügend Trinkwasser trotz Klimawandel

Von Reto Bosch
Eberstadt – Dem Bodensee geht das Trinkwasser nicht aus. Trotz langer Trockenheit. Trotz abschmelzender Gletscher. Das betonte Professor Hans Mehlhorn gestern beim Regionaltreffen der Bodensee-Wasserversorgung (BWV) in der WG Eberstadt. „Ein generelles Absinken der Wasserstände ist nicht zu erwarten“, sagte der Technische Geschäftsführer weiter. Viele Kommunen im Landkreis Heilbronn sind Mitglieder der BWV. Über fünf Millionen Kubikmeter Bodenseewasser fließen jährlich ins Unterland.

„Wir haben im April so viel Wasser abgesetzt wie sonst in heißen Sommermonaten“, sagt Hans Mehlhorn. Er spricht von der höchsten April-Abgabe der BWV-Geschichte. Sorgen bereitet ihm das nicht. Dem See werde nur ein Bruchteil des Zuflusses entzogen. Auch vor einem Klimawandel ist Mehlhorn nicht bange. Derzeit würden im Winter die niedrigsten und im Sommer relativ hohe Pegelstände registriert. Die Klimaveränderung werde voraussichtlich zu mehr Regen und weniger Schnee im Winter und zu trockeneren Sommern führen. Die Pegelstände würden sich also annähern. Angesichts häufigerer Extremwetterlagen rechnet Mehlhorn allerdings mit deutlich höheren Spitzenabgaben. „Unsere Erfahrungen des Hitzesommers 2003 zeigen, dass dafür die Reserven vorhanden sind.“ Die BWV hat das Recht, 670 000 Kubikmeter pro Tag abzuzweigen, der bisherige Höchstwert liegt bei 530 000.

Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Wasserlieferungen an die 180 Verbandsmitglieder – Komunen und Verbände – um ein Prozent auf 131,3 Millionen Kubikmeter. Der Kaufmännische Geschäftsführer, Albrecht Geckeler, ist mit dem Wirtschaftsergebnis 2006 zufrieden. Der mittlere Wasserpreis liege fast unverändert bei rund 36 Cent pro Kubikmeter „und damit am unteren Ende der Skala vergleichbarer Versorger“. Die künftige Entwicklung hänge stark mit den Energiepreisen zusammen. Laut Mehlhorn benötigt die BWV 160 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich für ihre Anlagen. Das entspreche dem Verbrauch einer 30 000-Einwohner-Stadt. Gebührenerhöhungen würden wohl unter der allgemeinen Preissteigerungsrate bleiben.

Im Jahr 2002 hat die BWV wie viele andere Versorger und Kommunen ein stark umstrittenes Cross-Border-Leasing-Geschäft abgeschlossen. Sie vermietete ihre gesamten Anlagen für 99 Jahre an einen US-Trust und mietet dieselben für 30 Jahre zurück. Aus der Steuerersparnis des amerikanischen Partners hat die BWV viel Geld erhalten. Laut Geckeler wurden die 33 Millionen Euro angelegt und verbilligen den Wasserpreis um 2,3 Cent pro Kubikmeter. Geckeler betont auf Nachfrage, dass die BWV etwaige Risiken im Griff hat. Er bewertet die Entscheidung im Rückblick positiv.

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