Wenn der Saalbach sein Bett verlässt

Abhilfe möglich?
Besserer Abfluß durch Fällen einiger Bäume?

(ba). Wochenlang glitzerte im Frühsommer 1983 ein regelrechter Teich in der Talaue bei Diedelsheim, nachdem nach starken Regenfällen der Saalbach über seine Ufer getreten war und das Wasser später nicht mehr abfließen konnte. In diesem Jahr hat es am Saalbach zwar keine Überschwemmungen mehr gegeben, trotzdem hat sich aber der Brettener Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung ausführlich mit diesem Problem auseinandergesetzt.
Direkter Anlaß für diese Diskussion war ein Gutachten, das ein Bruchsaler Büro im Auftrag der Stadt erstellt hatte, und das jetzt als Basis für eine Ausbauplanung dienen soll. Denn in diesem Gutachten wird festgestellt, daß durch eine Profilierung des Bachs an Engstellen eine Verbesserung des Wasserablaufs zu erreichen wäre.

Maximal 17 Kubikmeter statt bisher zwölf könnten dann pro Sekunde durch das Bachbett in Richtung Rhein fließen. Die statistische Häufigkeit eines Hochwassers würde damit von sieben auf elf Jahre zurückgehen.
Stadtbaumeister Lange erläuterte, daß es nicht möglich sei, im Bereich zwischen Diedelsheim und der Gondelsheimer Gemarkungsgrenze die Sohle des Bachs tieferzulegen und damit dessen Aufnahmevermögen zu steigern. Der Bach wird von drei Kanalisationsrohren unterquert, die dicht unter dem Bachbett liegen. Deshalb könne eine Verbesserung des Wasserabflusses nur durch eine Profilierung an den Engstellen des Bachbettes erreicht werden.

,,Eine Verbreiterung stellt immer einen Eingriff in den natürlichen Bewuchs dar“, sagte Länge. Er schlug vor, von einer generellen Verbreiterung abzusehen und leichte Profilierungen, geringe Geländeauffüllungen und einen niedrigen Begleitdamm mit Entwässerungsgraben vorzusehen. Dafür müßte eine Ausbauplanung samt Grünordnungsplan erstellt werden.

Ausführlich wurde im Gemeinderat über diese Angelegenheit diskutiert. So meinte Stadtrat Foos (CDU), der die Maßnahme an sich begrüßte, im Bereich des Wehrs müsse auch etwas für die Natur getan werden. Stadtrat Vogler (FWV) meinte, es werde auch der Naturschutzbehörde verständlich sein, daß Bäume, die mit ihren Wurzeln in den Bachlauf ragen, entfernt werden müssen. Er sah einen ,,gewissen Widerspruch“ der Interessen.

Stadträtin Gillardon (FDP) befürchtete sogar, aß die Interessen des Landschafts- und Naturschutzes untergeordnet würden und erinnerte daran, daß die Diedelsheimer Talaue zur Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet ansteht. Sie bezweifelte die Effektivität des vorgesehenen Bachausbaues und rechnete vor, daß dann statistisch statt 14 Überflutungen in 100 Jahren eben neun aufträten. ,,Von einer Bannung der Hochwassergefahr kann da wohl keine Rede sein.“ Stadträtin Gillardon schlug. vor, anstelle es Bachausbaues die Talaue als Uberschwemmungsgebiet auszuweisen und bedrohte Anlieger bei der Absicherung ihrer Häuser zu unterstützen.
Oberbürgermeister Leicht wies darauf hin, daß in dem Antrag der Verwaltung die Rede davon sei, daß bei der Planung die Belange der Wasserwirtschaft und des Naturschutzes zu beachten seien. Die Talaue sei als Schutzgebiet ausgewiesen, ,,sie soll ihren Charakter behalten“.

Auch Stadtrat Wirth (CDU) bezweifelte, daß eine Verbesserung des Hochwasserschutzes mit einer Kehrzeit von elf statt sieben Jahren nicht viel bringe. Er kündigte an, dem Vorhaben nicht zuzustimmen. Dagegen meinte Stadtrat Hochberger (CDU), man solle nicht vor lauter Rücksichtnahme auf die Ökologie den Menschen vergessen.

Fortschritt?
Spektakulär sieht es schon aus, wenn der Saalbach nach tagelangem Dauerregen über seine Ufer tritt, und im Tal zwischen Diedelsheim und Gondelsheim einen Teich bildet. Und ,,ordentlich“ im Sinne unserer aufgeräumten Landschaft ist es natürlich nicht, wenn das Wasser statt in den Rhein zu fließen, einen Tümpel bildet, in dem bald Kaulquappen schwimmen und Lausbuben spielen.
Statistisch geschieht dieses unerhörte Ereignis am Saalbach bei Diedelsheim alle sieben Jahre. Würde man einige Bäume fällen, die ins Bachbett ragen, Erde aufschütten und stellenweise das Ufer begradigen — was das kostet, weiß keiner — dann gäbe es nur noch alle elf Jahre einen Teich im Saalbachtal: Welcher Fortschritt!
Gewiß, dann bräuchten einige Anwohner, die ihr Haus nahe der Talsohle erstellt haben, nicht mehr ganz so oft um ihr Eigentum bangen (wenn nicht ohnehin schon ein Damm ihr Haus vor dem Wasser schützt) und Bauern könnten bis zum Jahr 2085 mit fünf Mißernten weniger rechnen.
Aber das Wasser, das sich dann nicht mehr bei Diedelsheim staut, würde anderswo erst recht Schaden anrichten. Denn je schneller die Regenfluten zu Tal fließen, umso stärker werden flußabwärts die Gefahren einer Überschwemmung. ba

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