Wenn’s Bähnle kommt

Manche Brettener Einzelhändler sehen die Schreckensvision schon vor sich: Unweit des Rathauses am Seedamm hält fast lautlos ein moderner Straßenbahnwagen, automatisch öffnen sich die Türen, mit Päckchen und Tüten beladene Brettener steigen aus, vom Großeinkauf in Karlsruhe zurückkehrend. Derweilen warten an der Haltestelle schon wieder Leute, geradezu begierig darauf, in der Residenzstadt die Ladenkassen klingeln zu lassen. In Brettens Innenstadt gleichzeitig geisterhafte Ruhe…

So schlimm wird es wohl nicht kommen, wenn vielleicht noch in diesem Jahrzehnt die erste Straßenbahn aus Karlsruhe nach Bretten (und zurück) rollen sollte. Aber gewiß müßten sich die Brettener Geschäftsleute ganz gewaltig ins Zeug legen, um mit der näher herangerückten Konkurrenz Schritt halten zu können.
Vielleicht wäre dies dann die Konkurrenz, der man gemeinhin belebende Wirkung auf die Geschäfte nachsagt. Vielleicht könnte man sich dann in Bretten schneller entscheiden, eine Fußgängerzone einzurichten, vielleicht gäbe es dann eher ein ausreichendes Parkplatzangebot im Westen der Altstadt, vielleicht wären dann die Geschäfte in der Melanchthonstadt auch Mittwoch nachmittags geöffnet, vielleicht gäbe es in Bretten sogar einen langen Samstag!
All dies könnte zum Nutzen der Geschäftsleute sein, genauso wie zum Nutzen der Verbraucher. Denn was sie“ in Bretten vor der Haustüre bekommen, werden sie nicht nach halbstündiger Trambahnfahrt in Karlsruhe kaufen.
Auswirkungen hätte die Straßenbahnlinie Bretten — Karlsruhe aber sicher auf den Grundstücks- und Wohnungsmarkt in Bretten. Manchem Karlsruher könnte es gefallen, sich in der idyllischen Kraichgaulandschaft niederzulassen und seinen Arbeitsplatz in der Großstadt auf dem Schienenweg problemlos zu erreichen. Die gesteigerte Nachfrage nach Wohnungen und Baugrundstücken würde aber die ohnehin happigen Brettener Preise sicher noch weiter nach oben treiben. ba

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