Mittagessen mit Blick in den Stadtpark

Die meisten berufstätigen Eltern sind sich mit Sicherheit darüber einig, dass eine Ganztagsschule mit einer schönen Mensa eine „wunderbare gute Sache“ ist, wie es der Landtagsabgeordnete Franz Wieser (CDU) lobte.
Eine „wunderbare gute Sache“ sollte das Ganze jedoch in erster Linie für die Kinder sein. Ganz richtig, betont Herr Wieser, dass es keinen Königsweg der Pädagogik gibt, da sich jede Gruppe und Klasse aus ganz unterschiedlichen Menschen zusammensetzt und differenziert unterrichtet werden muss.
Auch der Vorsitzende des Schulausschusses im Landtag, Peter Wintruff (SPD), hegte die Erwartung auf eine bessere Bildung durch Ganztagsunterricht. Er hatte sich bei einem Auftritt des Schulleiters Peter Dick in Stuttgart über das „hervorragende pädagogische Konzept“ der Hebelschule informieren lassen.
Wenn der Rektor einer Schule dabei im Hinblick auf zukünftige Schülerzahlen und die Gunst der Eltern „seine“ Schule im allerbesten Licht erscheinen lassen mag, ist dies verständlich. Wenn er aber an die Öffentlichkeit tritt und engagierte Lehrerinnen und Lehrer diffamiert, die auf die mangelnde Personalausstattung an der Ganztagesschule aufmerksam machen, ist dies nicht nachvollziehbar. Denn von individuellem Lernen und Lehren ist man an der Hebelschule und nicht nur dort ziemlich weit entfernt, wenn für sieben Klassen im Ganztagesbetrieb nicht einmal zwei zusatzliche Lehrerstellen zur Verfügung gestellt werden. Da die Klassen aber an fünf Tagen in der Woche bis 16 Uhr unterrichtet werden sollen, stimmt das Verhältnis nicht.

Zum Vergleich: Beim Pisa-Sieger Finnland kommen auf zirka 15 Schüler pro Klasse ein Lehrer und eine weitere Betreuungsperson. Weiterhin stehen Schulsozialarbeiter, Psychologen und eine Krankenstation an der Schule zur Verfügung. Im „Kinderland“ Baden-Württemberg gibt es dagegen nur einen Lehrer für bis zu 33 Kinder.
Dass das Kollegium der Hebelschule den Ganztagesbetrieb bei zahllosen unbezahlten Überstunden schultert und in Zusammenarbeit mit engagierten Elternvertretern eine hervorragende Arbeit leistet, steht außer Frage. Aber das kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Qualitativ hochwertige und auf Dauer erfolgreiche Bildungs- und Erziehungsarbeit sieht unseres Erachlcns anders aus.

Rolf Beier und Elisabeth Müller-Orschessek
Walzbachtal

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