Krankenhaus Bretten: 20 Prozent weniger Betten

Regionaldirektorin Susanne Jansen äußert sich zur Zukunft der Kliniken des Landkreises Karlsruhe
BNN-Interview
Heute hier, morgen da. Seitdem Susanne Jansen (Foto: madl) als Regionaldirektorin für die Krankenhäuser Bruchsal und Bretten zuständig ist, hat sie täglich wechselnde Arbeitsplätze. Für die Krankenhäuser des Enzkreises in Mühlacker und Neuenbürg war sie schon bisher verantwortlich, außerdem hat sie einen Tisch in Ludwigsburg bei der Regionalen Kliniken Holding. Diese RKH managt seit Jahresbeginn auch die Krankenhäuser Bruchsal und Bretten. Vor allem in der Rechbergklinik stehen Veränderungen an. Im Gespräch mit unserem Redaktionsmitglied Matthias Kuld schilderte Susanne Jansen ihre Überlegungen, um die Häuser des Landkreises aus den roten Zahlen zu führen.

Vier anstatt wie bisher zwei Krankenhäuser zu steuern – ist das nicht zu viel?
Jansen: Das ist zwar eine große Aufgabe, aber ich bringe ja auch Erfahrung mit. Ich war schon 1994 bei der Gründung der Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim gGmbH und den damit verbundenen Strukturveränderungen beteiligt. 2004 war ich die Projektleiterin bei der Holdinggründung mit den Enzkreis-Kliniken. Seit 2006 bin ich als Regionaldirektorin in den Enzkreis-Kliniken.

Mit Bruchsal und Bretten sind aber zwei schwierige „Patienten“ dazugekommen. Für Sie dennoch eine kleine Hürde?
Jansen: Es ist sogar ein großer Berg, der vor uns steht. Doch ich bin zuversichtlich, dass wir es gemeinsam schaffen.

In den zurückliegenden Jahren hat der Landkreis den Klinikbetrieb permanent bezuschusst. Was war Ende 2008fällig?
Jansen: Das Betriebsergebnis 2008 ist durch die GmbH-Gründung mit Sonder- und Einmaleffekten belastet, die aktuell noch ermittelt werden. Dadurch ergibt sich, dass das Jahresdefizit 2008 über dem bisher überarbeiteten Wirtschaftsplan und prognostizierten Ergebnis von 5,2 Millionen Euro liegt.

Wo fängt man an, um diesen Zuschussbedarf zu verringern?
Jansen: Wir sprechen mit allen Budgetverantwortlichen darüber, dass wir 2009 vier Prozent des Budgets einsparen wollen. Das sind bei 80 Millionen 3,2 Millionen Euro.

Und was verändern Sie konkret in den Häusern?
Jansen: In Bretten geht es zunächst um ein medizinisches Konzept. Das soll Ende April vorliegen. Darauf bauen wir weitere Entscheidungen auf.

Wird es Überraschungen enthalten?
Jansen: Ich denke nicht. Innere Medizin und Chirurgie bleiben erhalten, die Gynäkologie ist vorhanden, die Geburtshilfe öffnet wieder.

Was ist mit den Investitionen in den Bau?
Jansen: Da sehen wir am Jahresende klarer.

Was heißt das?
Jansen: Dann können wir entscheiden, ob wir generalsanieren oder neu bauen.

Bleibt die Rechbergklinik im heutigen Umfang erhalten?
Jansen: Es gibt derzeit 240 Betten. Das ist deutlich zu viel.

Wie viel zu viel?
Jansen: Ich denke, dass wir unter 200 landen werden.

Geht das ohne Personalabbau?
Jansen: Ganz ohne Personalabbau wird es nicht gehen. Wir haben zugesichert, dass keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden.

Ist das in den Verhandlungen mit dem Landkreis so gesagt worden?
Jansen: In den Kreisgremien wurde das deutlich gesagt. Mehrfach.

Und was geschieht in Bruchsal?
Jansen: Da ist der Druck zu handeln nicht so groß. Medizinisch ist das Haus auch durch die Aufteilung der Chirurgie oder das Hinzunehmen der Psychotherapie gut aufgestellt. Die bislang geplanten Bauprojekte werden auch von uns weiter verfolgt. Was für beide Kliniken gilt, ist, dass wir Honorarärzte ins Haus holen wollen in Disziplinen, die wir nicht abdecken. Das lastet unsere Kapazitäten aus, es nützt dem Patienten und der Arzt bringt auch noch Patienten mit. Im Ergebnis eine klassische Win-win-Situation. In Bretten sind wir hierbei kurzfristig aktiv, in Bruchsal haben wir keine Eile.

Sie greifen tief in die Organisation und die Strukturen der Häuser ein, bauen diese um und verändern die Abläufe, reduzieren in Bretten die Bettenzahl. Hat der Landkreis in der Vergangenheit die Arbeit nicht richtig gemacht?
Jansen: Unsere Aufgabe lautet, nach vorn zu blicken und den Betrieb zumindest kostendeckend zu gestalten. Das versuchen wir mit viel Engagement.

Ziehen die Mitarbeiter mit?
Jansen: Mein Eindruck ist, dass es beim Personal eine große Offenheit für die Veränderungen gibt. Manche haben auch Ängste. Aber wir sind um eine offene Kommunikation bemüht, und das zahlt sich sicherlich aus.

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13 Antworten zu Krankenhaus Bretten: 20 Prozent weniger Betten

  1. Rd sagt:

    Dieses Investitionsprogramm orientiert sich an der Bettenzahl, Abteilungsstruktur sowie gesonderten Festlegungen zum Versorgungsauftrag.

  2. Rd sagt:

    An -el-
    Für von baden-württembergischen Krankenhäusern beantragte Investitionen hat das Sozialministerium in Stuttgart 310 Millionen Euro im Jahr 2008 bewilligt.

  3. -el- sagt:

    310 Millionen Euro…
    …nur in Württemberg oder auch in Baden?
    Und vor Allem – wofür?

    Zuschüsse sind ja wohl keine Investitionen!

  4. Rd sagt:

    310 Millionen Euro = 310.000.000 Euro hat Baden-Württemberg im Jahr 2008 für Investitionen in Krankenhäusern ausgegeben.

  5. Rd sagt:

    Folglich: Bettenabbau = Personalabbau!

  6. A. -By. sagt:

    Mit Bettenabbau schmälert man also den Investitionsförderungsbetrag des Bundeslandes.

  7. A. -By. sagt:

    Die Bettenzahl eines Krankenhauses ist entscheidend für seine Investitionsförderung durch das Land, weil die pro Planbett erfolgt!

  8. p-/-m sagt:

    BNN 21. Januar 2009

    Klinik Bretten ist weiterhin im Gespräch

    …“Landrat Christoph Schnaudigel betonte, dass nicht die Zahl der Betten eines Krankenhauses entscheidend sei. Wichtiger sei die Qualität der Behandlung.“

  9. Proll sagt:

    Geburtshilfe gerettet, jetzt wird dafür an anderer Stelle abgebaut, vielleicht gibt’s dann auf dem Rechberg bald nur eine Geburtshilfestation? Dann aber natürlich die Kreis-Geburtshilfe-Hauptstation. Chef-Entbinder : Paul Metzger 🙂

  10. kord. sagt:

    Einsparungen und nicht steigende Umsätze und Erträge sind das falsche Ziel.

  11. kord. sagt:

    Gesundschrumpfung ist angesagt.

    Betten weg – Mitarbeiter weg!

  12. Ut.rsl. sagt:

    Schnell lässt man die Katze aus dem Sack! 🙁

  13. xav. sagt:

    Dem angekündigten Bettenabbau wird zwangsläufig ein Personalabbau folgen.

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