Vorerst keine weitere Ganztagsschule

Keine Mehrheit im Gemeinderat für zusätzliches Angebot in Diedelsheim
OB spielt nicht das Zünglein an der Waage
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier
Bretten. An der Diedelsheimer Schule gibt es seit eineinhalb Jahren eine flexible Nachmittagsbetreuung für Grundschüler, ein Angebot, das auf Initiative von Diedelsheimer Eltern eingerichtet worden ist und das sich wachsender Beliebtheit erfreut. 45 Schüler nehmen mittlerweile daran teil. Kein Wunder, dass die Schulleitung den Antrag stellte, aus der Nachmittagsbetreuung eine Ganztages-Grundschule zu machen. Platz dafür wäre schließlich vorhanden, hat doch die im selben Gebäude untergebrachte Hauptschule schon vor drei Jahren den Betrieb eingestellt.

Doch so einfach ist das nicht. Wie so oft, hängt es hier wieder am Geld: für die Nachmittagsbetreuung werden die Eltern zur Kasse gebeten, der Besuch der Ganztagesschule wäre dagegen kostenlos für sie. Aber nicht für die Stadt. Sie müsste vor allem zusätzliche Erzieherinnen bezahlen, für die das Land nicht aufkommt. Auf insgesamt 62 000 Euro ist das jährliche Defizit einer Ganztagesschule für 80 Kinder in Diedelsheim veranschlagt. Aber viele Mitglieder des Gemeinderats fürchten, dass es dabei nicht bleibt, dass dann auch die anderen Stadtteile ihre Ganztags-Grundschule fordern werden – mit enormen Kosten für die Stadt.

So gab es bei der Abstimmung am Dienstagabend ein Patt: Zehn Ratsmitglieder stimmten nach einstündiger Debatte dafür, zehn dagegen. Fünf, unter ihnen OB Paul Metzger, enthielten sich der Stimme. Damit hat der Antrag keine Mehrheit bekommen und ist erst einmal abgelehnt.

„Wenn wir heute zustimmen, wird in ein bis zwei Jahren die Hebelschule einen vergleichbaren Antrag mit vergleichbaren Folgekosten stellen. Und auch an den kleineren Stadtteil-Grundschulen wird der Gemeinderat kein Argument mehr gegen eine kostenfreie Nachmittagsbetreuung haben“, sagte CDU-Sprecher Michael Nöltner voraus.
Frank Altenstetter (FWV/LUB) regte an, mit zwei statt drei Erzieherinnen auszukommen und dadurch Kosten zu sparen.
Heinz Lang (SPD) plädierte dafür, in Diedelsheim erst einmal den Versuch der flexiblen Betreuung weiter laufen zu lassen. “Wir können uns das eigentlich nicht erlauben“, sagte er zum Ganztagsunterricht und sorgte sich, die Stadt werde sonst künftig eine Million mehr aufwenden müssen.
Ulrike Jäger sprach sich gegen eine gebührenpflichtige Nachmittagsbetreuung aus. Die Ganztagsschule sei auch für Eltern, die sich eine Betreuung nicht leisten können. Heidemarie Leins (FWV/LUB) stellte fest, der Bedarf in Diedelsheim sei so groß, „dass die derzeitige Form der Betreuung nicht mehr geleistet werden kann“.

„Wenn man allen Kindern gerecht werden will, wird es in Zukunft neue Ausgaben geben. Und wenn das ehrenamtlich nicht zu leisten ist, steigen die Kosten für den Steuerzahler“, resümierte OB Metzger. Renate Knauss (SPD) schlug vor, die Stadt solle sich weigern, die Kosten zu übernehmen, um das Land zum Einlenken zu bewegen. Frank Altenstetter entgegnete aber, man dürfe keinesfalls „die Kinder zu Geiseln nehmen“.

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3 Antworten zu Vorerst keine weitere Ganztagsschule

  1. Quer. sagt:

    Eltern, Schüler und Schule bleiben in Bretten ohne jede Lobby!

  2. denk nix sagt:

    Ach nee, der CDU-Sprecher (und damit die Partei?) könne dem nicht zustimmen? So schnell hat man wohl vergessen, was vor kurzem der von ihnen präsentierte und unterstützte OB-Kandidat in seinem Programm forderte.

  3. tx sagt:

    Bildungs-Politiker-Spruch

    Wir tun alles für die Bildung!

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