Neue Strukturen greifen tief

Künftige Geschäftsleitung der Kreiskliniken plant viele Veränderungen
„Wir wollen die Stärken des Hauses herausarbeiten“
Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Kuld
Bruchsal/Bretten. Die zukünftigen Strukturen in den beiden Kreiskrankenhäusern Bruchsal und Bretten werden sich zumindest nach innen deutlich von denen unterschieden, die noch bis Jahresende gültig sind. Bekanntlich gehen dann die Häuser auf die Regionale Kliniken Holding (RKH) über, deren Gesellschafter der Landkreis wird. Die dann von Mühlacker aus für die beiden Standorte zuständige Regionaldirektorin Susanne Jansen erläuterte kürzlich dem Klinikausschuss des Kreistages, wie diese Strukturen verändert werden sollen – erheblich, das machte der Vortrag deutlich (siehe auch „Personalrat…“).

Die von Susanne Jansen stichwortartig vorgetragenen Veränderungen: Einführung eines Führungsinformationssystems mit Budget- und Kostenverantwortung, Einführung eines Medizincontrollings, Prozessmanagement, Laborkonzept, Management-/Versorgungsstruktur, Krankenhausinformationssystem. Mit Blick auf Bruchsal erwähnte die Regionaldirektorin den aktuellen Neubau der zentralen Notaufnahme und der Radiologie sowie die Aufstockung des B-Baus. Weiter verfolgt wird die Planung der Neuerrichtung des E-Baus.

Für das Haus in Bretten wird ein baulicher Sanierungsplan entworfen – eine allgemein unbestrittene Notwendigkeit, der bislang fehlende Eigenfinanzierungskraft entgegenstand. Die organisatorischen Überlegungen für die Rechbergklinik sind ausweislich des Vortrags schon weiter fortgeschritten. Die durchschnittliche Verweildauer der Patienten und ebenso die Bettenzahl wird als zu hoch empfunden. Aus zwei Intensivbereichen soll einer geformt werden, was Bürgermeister Thomas Nowitzki (Oberderdingen) zu einer Nachfrage veranlasste. Er höre, dass heute Bretten sehr oft angefahren werde, weil andernorts keine Intensivbetten frei seien. Angesichts der vielen Unfälle in der Region mit vielen Schwerverletzten wollte er wissen, ob die Versorgung trotz des Wegfalls von acht Intensivbetten sichergestellt sei. Seitens der RKH wurde das bejaht, weil nicht wenige intensiv liegenden Patienten dort nicht immer hingehörten.

Susanne Jansen führte noch weitere Neuerungen an. So werde daran gearbeitet, größere Pflegeeinheiten zu formen, das ambulante Operieren soll ausgebaut werden – insgesamt gehe es darum, die Stärken des Hauses herauszuarbeiten. Dazu gehöre auch eine intensivere Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten derjenigen Fachrichtungen, die noch nicht an der Rechbergklinik vertreten sind. Bürgermeister Eberhard Roth (Freie Wähler) forderte dazu auf, darauf zu achten, dass bei allem Reformeifer die Qualität nicht verloren geht.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Sonstiges abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

33 Antworten zu Neue Strukturen greifen tief

  1. osk. sagt:

    Es ist akutuell und zukünftig nun einmal so, dass die einen Krankenhäuser betreiben, um zurecht Gewinne zu erzielen. Und diese Gewinne lassen sich nur mit bestimmten Patienten erzielen. Während die anderen die gesundheitliche Versorgung des verbleibenden Teils der Patienten aus ihrem Versorgungsauftrag heraus erfüllen müssen, ohne dabei Gewinne einplanen zu dürfen.

    Denn dann würden sie die Bürgerinnen und Bürger als Steuerzahler und Beitragszahler der Krankenversicherungen unerlaubterweise übermäßig belasten.

  2. hjb sagt:

    Die Rechtsform, in der ein Betrieb arbeitet, sagt nichts über die Wirtschaftlichkeit.

    Der Einsatz von hochbezahlten Geschäftsführern (Holding) und bezahlten Aufsichtsräten (Holding) kostet Geld und bringt kein Geld ein. Der Beweis, dass diese klüger sind als mäßig bezahlte Verwaltungsangestellte und lediglich mit Sitzungsgeld ausgestattete Ausschussmitglieder, scheint mir erst zu erbringen zu sein.

    Vorteil der neuen Rechtsform soll sein, dass zeitraubende und möglicherweise behördliche Entscheidungsprozesse (Landratsamt) entfallen. Dabei bleibt die Frage, warum ist es bei der andauernden Diskussion über Verwaltungsvereinfachung nicht möglich, die behindernden Vorgabnen für Krankenhäuser und öffentliche Wirtschaftsbetriebe durch Beschluss der Träger aufzuheben, ohne die Gesellschaftsform zu ändern.

    Wenn man mit Recht von den Leitern öffentlicher Krankenhäuser das gleiche Verhalten wie von den Geschäftsführern von Wirtschaftsbetrieben fordert, warum ist dann nicht von den Vertretern der Träger das gleiche Handeln zu verlangen wie von Aufsichtsräten oder Eigentümern von Wirtschaftsbetrieben?

  3. zeller sagt:

    „Für das Haus in Bretten wird ein baulicher Sanierungsplan entworfen – eine allgemein unbestrittene Notwendigkeit, der bislang fehlende Eigenfinanzierungskraft entgegenstand.“

    Eigentlich haben Akutkliniken stabile Einnahmen und bei guter Führung ebenso eine gute Bonität = Eigenfinanzierungskraft! 🙂

  4. -warsch.- sagt:

    Ich erkenne kein besonderes Geschäftsmodell, lese nichts über Managerpersönlichkeiten und kaum etwas über effiziente Steuerungsinstrumente.

    Die Investitionsförderung spielt eine größere Rolle bei der Bewertung der Kapitalstruktur. Auch hier fehlen jegliche Hinweise auf die geplanten Neubauten in Bruchsal und die Sanierungen in Bretten.

  5. otto sagt:

    In den hiesigen Kreiskrankenhäusern gehen die Uhren tatsächlich anders als in den Krankenhäusern, die an der Befragung teilgenommen haben.

  6. n.-K. sagt:

    Die Gewerkschaft der Klinikärzte warnt vor einer unerträglichen Überlastung des Krankenhauspersonals.

    Ärzte, Pfleger und alle übrigen Klinikmitarbeiter sind nicht länger in der Lage, das Finanzdefizit mit einem übermenschlichen Einsatz zu kompensieren, so Rudolf Henke – der Vorsitzende des Marburger Bundes.

  7. -A-H. sagt:

    Das bestätigt auch der Marburger Bund!

  8. L.K. sagt:

    Nach den vorstehenden Kommentaren scheint die Lage nicht mehr normal zu sein.

  9. addi.- sagt:

    Diese Rationierung wird

    – glücklicherweise noch außerhalb des Landkreises Karlsruhe –

    leider zunehmend spürbar.

  10. Olg. sagt:

    Durch den allgemeinen Ärztemangel, von dem bisher die beiden Karlsruher Kreiskrankenhäuser verschont geblieben sind,

    steht am Ende die Rationierung in der Patientenversorgung.

  11. Jak. sagt:

    Hoffentlich nicht – wie von der Stadt Bretten – nach der „Insel der Glückseligkeit“.

  12. Soerg. sagt:

    „Neue Strukturen greifen tief“

    Wonach?

  13. kutt. sagt:

    Die erreichte Zertifizierung erinnert mich an den Eckwerte-Beschluss zum Doppelhaushalt 2009/2010 der Stadt Bretten unter dem Eindruck der internationalen Entwicklung.

    Im Brettener Gemeinderat war damals die Rede von der „Insel der Glückseligkeit“ – im Zeichen der Finanzkrise.

  14. f-h sagt:

    Von Bürgermeister Roth in Sulzfeld für die beiden Kreiskrankenhäuser als Problem richtig erkannt!

  15. Ils. St. sagt:

    Offensichtlich wird die Qualität der Patientenversorgung – mit oder ohne Reformeifer – verloren gehen.

  16. äth. sagt:

    Zur Patientenversorgung an bundesdeutschen Krankenhäusern

    Nach Meinung des Deutschen Krankenhausinstituts -DKI- können aus wirtschaftlichen Gründen schon derzeit rund 4000 Arztstellen nicht besetzt werden.
    Die Anzahl offener Arztstellen hat sich innerhalb von zwei Jahren etwa verdreifacht.

    Der Ärztemangel in Krankenhäusern entwickelt sich allmählich zu einem gravierenden Problem der stationären Versorgung. Ohne eine annehmbare (Re-)Finanzierung der Kostenlücke müssen auf Dauer weitere 20000 Arbeitsplätze abgebaut werden.

  17. walt. sagt:

    Patientenversorgung, Mitarbeiterorientierung, Sicherheit, Informationswesen, Krankenhausführung und Qualitätsmanagement waren die Kriterien.

  18. OS-T sagt:

    Das Kreiskrankenhaus Bretten hat sich nach KTO (Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen) zertifiziert.

    Ein schöner Erfolg!

  19. Klus./Rait. sagt:

    „Bürgermeister Eberhard Roth (Freie Wähler) forderte dazu auf, darauf zu achten, dass bei allem Reformeifer die Qualität nicht verloren geht.“

  20. -Burkh. sagt:

    Laut Studie vom Deutschen Krankenhausinstitut (DKI) steigen in den Jahren 2008 und 2009 die Kosten in den Krankenhäusern um insgesamt rund 8 Milliarden Euro.
    Dem stehen Vergütungszuwächse von rund 3 Milliarden Euro gegenüber.

    Das strukturelle Defizit der Häuser für diese zwei Jahre beträgt somit 5 Milliarden Euro!

  21. er. mei. sagt:

    „Wir wollen die Stärken des Hauses herausarbeiten.“

    Welche sind das?

  22. Mur- sagt:

    Verschärft wird die wirtschaftliche Not der Krankenhäuser nun zusätzlich durch die Finanzkrise, warnte die Geschäfsführung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG):

    „Die Kliniken berichten zunehmend über eine zögerliche Kreditvergabe durch die Banken.“

  23. j(Lim) sagt:

    Aufgrund von Widerständen der Vertragsärzte und ihrer Interessenvertretungen, überzogenen Ausführungsbestimmungen des Gemeinsamen Bundesausschusses und zögerlichen Antragsgenehmigungen durch die Landesbehörden haben bis zum Herbst 2008 aber nur wenige Häuser diese Leistungen tatsächlich erbracht, so das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI).

  24. bertl. sagt:

    Das versucht auch für Bruchsal und Bretten die Regionaldirektorin Susanne Jansen!

  25. ü sagt:

    Angesichts der ökonomischen Probleme versuchen inzwischen viele Krankenhäuser, neue Geschäftsfelder zu erschließen.

    Laut DKI-Studie ist ein Viertel aller Häuser daran interessiert, ambulante Behandlungen anzubieten.

  26. u/-d sagt:

    Antwort: Mit dem Anspruch auf die Berechtigung ihres eigenen Arbeitsplatzes?

  27. edd. sagt:

    Und die dann von Mühlacker aus für die beiden Standorte Bretten und Bruchsal zuständige Regionaldirektorin Susanne Jansen will Strukturen verändern?

    Wozu?

  28. Mur- sagt:

    „Die Häuser sind schon durchrationalisiert und haben keine Überschüsse, die man dafür verwenden könnte“, kritisierte die Geschäftsführung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

  29. val sagt:

    Zu ähnlich alarmierenden Ergebnissen war bereits Anfang des Jahres das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in seinem Krankenhaus Rating Report gekommen.

    Es hatte sogar für mehr als 50 Prozent der Kliniken Verluste vorausgesagt.

    Als Grund für die schlechten Aussichten gelten Sachkostensteigerungen, die etwa 36 Prozent der Gesamtkosten betreffen.

    Und natürlich die Explosion der Tarifkosten!
    🙁

  30. Ro. St. sagt:

    Die Krankenhausträger rechnen mit 30 weiteren Klinikschließungen!

  31. /Friedr- sagt:

    Für 2008, so das Ergebnis der Studie, erwarten nur noch knapp 32 Prozent der Krankenhäuser einen Gewinn.

    34 Prozent hingegen rechnen mit einem Verlust.

    Seit der Einführung des Fallpauschalensystems haben die Krankenhäuser nicht mehr so pessimistisch und sorgenvoll in die Zukunft geschaut.

  32. j(Lim) sagt:

    Im vergangenen Jahr machten rund 30 Prozent aller Häuser Verluste.

    Nur die Hälfte der Kliniken erzielte einen Überschuss.

    Quelle: Krankenhaus-Barometer 2008 des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI).

  33. a sagt:

    Die ökonomische Perspektive der Krankenhäuser ist so schlecht wie nie zuvor.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert