In Stuttgart und Karlsruhe ist es am lautesten

Lärmuntersuchung des Umweltministeriums: Experten sehen „gravierende Versäumnisse“
Stuttgart (dpa/BNN). In Baden-Württemberg leiden mehr als 150 000 Menschen dauerhaft unter gesundheitsschädlichem Lärm. Dies gehe aus den bisherigen Ergebnissen der Lärmkartierung im Südwesten hervor, teilte Umweltministerin Tanja Gönner (CDU) gestern in Stuttgart mit. Ein erhöhtes Gesundheitsrisiko besteht nach Einschätzung von Fachleuten, wenn Menschen andauernd Lärm von mehr als 65 Dezibel am Tag und 55 Dezibel in der Nacht ausgesetzt sind. Ein Staubsauger ist rund 70 Dezibel laut, ein Auto mit einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde verursacht in einem Meter Abstand 80 Dezibel.

Ein Lärmschwerpunkt im Land ist nach Gönners Worten Stuttgart. In der Landeshauptstadt mit gut 591 000 Einwohnern sei die Lärmbelastung allein für 27 000 Menschen so hoch, dass ein Gesundheitsrisiko bestehe. Als zweitlauteste Stadt gilt demnach Karlsruhe. Hier sind den Angaben zufolge rund 19 000 Menschen nachts durch Lärmwerte von über 55 Dezibel belastet.
Die Umweltexperten des Nachhaltigkeitsbeirats monierten unterdessen „gravierende Versäumnisse“ in der Lärmschutzpolitik. Der Vorsitzende des vom Land eingesetzten Gremiums, Ortwin Renn, wies auf die EU-Vorschrift hin, die bis Mitte des Jahres für alle Ballungsräume und stark belasteten Verkehrswege Aktionspläne zur Lärmbekämpfung vorschreibt. Der Beirat forderte die CDU/FDP- Landesregierung auf, wesentliche Lärmschutzziele des eigenen Umweltplanes 2000 „nunmehr energisch umzusetzen“. Das Land solle den Kommunen Geld für ein Programm zur Lärmbekämpfung geben.

Gönner räumte ein: „In den vergangenen 50 Jahren ist die Lärmbelastung kontinuierlich gestiegen.“ Mit der Lärmaktionsplanung und der weiteren Umsetzung der EU-Umgebungslärmrichtlinie werde eine Trendwende eingeleitet. Die Entlastung gelinge allerdings nicht von Heute auf Morgen. Die CDU-Politikerin appellierte an die Städte und Gemeinden im Land, sich in einem ersten Schritt auf die örtlichen Lärmschwerpunkte zu konzentrieren. Bis Mitte des Jahres sollen Aktionspläne für Ballungsräume mit mehr als 250 000 Einwohner erstellt werden. Ballungsregionen mit mehr als 100 000 Einwohner haben nach den EU-Vorgaben noch bis zum Jahr 2012 Zeit.

Renn sagte, Lärm sei aktuellen Umfragen zufolge für knapp ein Drittel der Bevölkerung das am stärksten wahrgenommene lokale Umweltproblem. „Gleichzeitig ist Lärm das ungelöste Umweltproblem Nummer eins im Land“, erläuterte der Umweltökonom Lutz Wicke. Er ist Verfasser eines Gutachtens, das der Nachhaltigkeitsbeirat der Umweltministerin übergab.

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3 Antworten zu In Stuttgart und Karlsruhe ist es am lautesten

  1. Polak sagt:

    was den Herrn Metzger nicht daran hindert, überall lautstark Lärmschutz einzufordern. Dabei muss er doch mit der Erstellung des Lärmaktionsplans den ersten Schritt machen! Bürgertäuschung ist wohl Normalität geworden in Bretten ??

  2. BAK sagt:

    Aus „Häufig gestellte Fragen zur Umgebungslärmrichtlinie“ des Umweltbundesamtes :
    Ich wohne an einer stark befahrenen Straße – was bringt mir die Umgebungslärmrichtlinie?
    In der Richtlinie ist festgelegt, dass nur Straßen mit mehr als 6 Millionen Kfz im Jahr (bzw. ab 2012 mit mehr als 3 Millionen Kfz im Jahr) zu berücksichtigen sind. Wenn das Verkehrsaufkommen auf der Straße, an der Sie wohnen, diesen Wert überschreitet, werden Sie in den strategischen Lärmkarten erfasst. Mit den strategischen Lärmkarten wird ermittelt, ob bei Ihnen eine Überschreitung des Schwellenwertes vorliegt und in der Aktionsplanung müssen dann entsprechende Maßnahmen vorgesehen werden. Die Umgebungslärmrichtlinie bringt vor allem eine systematische Erfassung der Gebiete, in denen die Schwellenwerte überschritten sind, um gezielt Maßnahmen setzen zu können.
    Demzufolge haben die Brettener Bürger/Innen, die in der Nähe der B35 wohnen (mehr als 6Mill KFZ jährlich!), Anspruch auf entsprechende Massnahmen. Entsprechende Anfrageformulare sind beim BAK erhältlich. Die Stadt Bretten hat nach unseren Informationen jedoch noch keine Massnahmen ergriffen, um die erforderlichen Lärmkarten zu erstellen.
    Siehe dazu auch den Artikel „Umgebungslärmrichtlinie: Land verhindert wirksamen Lärmschutz„, der ein entlarvendes Licht auf die Populistin Gönner wirft!

  3. mm sagt:

    Auch Bretten ist verpflichtet, wegen der Belastungen der B35 auf die Anwohner, einen solchen Aktionsplan aufzustellen! Der Antrag an die Stadt ist kostenfrei und als Formular beim BAK erhältlich !

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