Oettinger: Risiken bei der LBBW sind überschaubar

Belastungen von rund 800 Millionen Euro / „Hälfte der Verluste durch die Landesbank Rheinland-Pfalz“
„Das Ganze ist überhaupt nicht spektakulär“
Stuttgart (dpa). Die Folgen aus der US-Hypothekenkrise haben nun auch die größte deutsche Landesbank getroffen. Die Landesbank Baden-Württemberg berichtete gestern in Stuttgart von Belastungen in Höhe von 800 Millionen Euro.


Damit wurde ein Bericht der „Financial Times Deutschland“ (FTD) bestätigt. Die LBBW betonte, dass der Großteil des Betrages ergebnisneutral in der Neubewertungsrücklage verbucht werde. „Eine verlässliche Prognose der Belastungen für das Gesamtjahr ist wegen der Marktschwankungen zum heutigen Zeitpunkt nicht möglich“, hieß es allerdings.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) sagte in Stuttgart: „Das Ganze ist überhaupt nicht spektakulär.“ Die Situation sei beherrschbar. „Die Landesbank Baden-Württemberg ist auch nicht von einer anderen Welt. Die Risiken sind überschaubar.“ Vermutungen, der LBBW könnte in diesem Jahr einen Verlust ausweisen, wies er zurück. „Ich schätze, es wird ein Überschuss in Höhe eines sehr guten dreistelligen Millionenbetrages.“ Dem Land gehören 35,611 Prozent der LBBW. Weitere große Anteilseigner sind der Sparkassenverband Baden-Württemberg (35,611) und die Stadt Stuttgart (18,932).
Die LBBW berichtete, dass auf HGB-Basis trotz der Turbulenzen an den Kapitalmärkten im dritten Quartal ein Vorsteuergewinn von 656 Millionen Euro ausgewiesen werden konnte (minus 14,9 Prozent). Für das Gesamtjahr 2007 bilanziert die LBBW erstmals nach dem internationalen Standard IFRS. Die Belastung von 800 Millionen Euro durch die aktuelle Finanzkrise reflektiere weniger als ein Prozent des gesamten Wertpapierbestand des LBBW-Konzerns. Rund die Hälfte der Verluste seien durch Engagements der LBBW-Tochter Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) entstanden, schrieb die „FTD“.
Die LRP wollte sich zu den konkreten Zahlen nicht äußern. Ein Sprecher sagte jedoch, die Bank sei „aus eigener Kraft in der Lage, die bilanziellen Auswirkungen“ zu bewältigen. Die LBBW äußerte sich nicht. Mit knapp zwölf Milliarden Euro Eigenkapital und stillen Reserven in Höhe von etwa einer Milliarden befinde sich die LBBW in einer komfortablen Lage, schreibt die Zeitung.
Die LRP hatte nach den „FTD“-Informationen gemeinsam mit ihrer Luxemburger Tochter LRI einen hohen einstelligen Milliardenbetrag in Kreditderivaten und risikoreichen Wertpapieren investiert.
Eine Belastung in dieser Größenordnung kann die LBBW zwar verkraften, es wäre dennoch ein herber Dämpfer für das Institut, das eine Führungsrolle unter den deutschen Landesbanken beansprucht und sich als Vorzeige-Adresse präsentiere.

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31 Antworten zu Oettinger: Risiken bei der LBBW sind überschaubar

  1. Berl. sagt:

    Nun hat es auch die „mustergültigste“ deutsche „Vorzeige“-Landesbank erwischt.

  2. ü sagt:

    Sie prüft sogar die Annahme von staatlichen Garantien und/oder einer Kapitalspritze.

  3. nurs./-Ma. sagt:

    Aktuelle Schreckensmeldung der Landesbank Baden-Württemberg

    LBBW setzt 350 Millionen Euro in Island in den Sand!

  4. wf sagt:

    EINE (FINANZIELLE) WOHLTAT FÜR DIE LANDESBANK SACHSEN

    Die Landesbank Baden-Württemberg gewährt ihr rückwirkend zum 31. Dezember 2007 einen Ertragszuschuss von 391 Millionen Euro.
    Das soll jedoch nicht der Jahresfehlbetrag der SachsenLB sein.

  5. pp sagt:

    Für mögliche Ausfälle bürgen die Steuerzahler im Freistaat Sachsen mit 2.750.000.000,00 €.

    Da kommt echte (Steuerzahler-)Freude auf.

  6. mfr. sagt:

    Ich habe am 27.12.2007 folgendes kommentiert:
    Der Freistaat Sachsen gewährt eine Ausfallbürgschaft von 2,75 Milliarden Euro. Das hat die Landesregierung beschlossen.

    Die Sachsen LB war nach riskanten Geschäften auf dem US-Hypothekenmarkt im Jahr 2007 in erhebliche Schwierigkeiten geraten. Sie konnte daher nur durch den schnell vereinbarten Verkauf an die LBBW gerettet werden.
    Das Land Sachsen bürgt also für mögliche Ausfälle riskanter Fonds mit 2,75 Milliarden Euro.

  7. -Ger.-Luk.- sagt:

    Mein Kommentar am 27. Dezember 2007

    Aber klar doch. Denn die öffentlichen Banken, welche (noch) als solvent gelten, kaufen diejenigen, welche bankrott sind.

    Der Verkauf der Landesbank Sachsen an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) wurde inzwischen abgewickelt.

  8. si/z sagt:

    Parteibuchwirtschaft und Ämterpatronage sind aus unserem politischen System dankenswerterweise oder leider nicht wegzukriegen.

  9. pet. my. sagt:

    Anmerkung zum 11. Kommentar von -fc-

    Frau Matthäus-Maier (SPD) ist seit Oktober 2006 KfW-Cefin.

    Ich kann mich einfach nicht des Eindrucks erwehren, dass bei der Chefsessel-Vergabe nicht nach Qualifikation, sondern nach Parteibuch an „Günstlinge“ gefragt wurde.

  10. fr.-zurh. sagt:

    Was ist die Folge von Untreue bei der Vergabe von Millionenkrediten? Immerhin eine Bewährungsstrafe!

  11. Berth.-Arg. sagt:

    60 MILLIARDEN EURO – Finanzieller Schaden für die Berliner Steuerzahler

  12. joh./mü. sagt:

    Die Klage des Landes Berlin vor dem Bundesverfassungsgericht um Hilfe beim Abbau von 35 Milliarden Euro wegen so genannter Haushaltsnotlage scheiterte kläglich.

  13. D/F sagt:

    Kapitalzuführung von 1,7 Milliarden Euro, Immobilienrisiken von 21,6 Milliarden Euro!

  14. V.Q. sagt:

    Nur zur Erinnerung: Berliner Bankenskandal = landeseigene Bankgesellschaft Berlin = Diepgen (Regierender Bürgermeister), Landowsky (Berlin-Hyp-Chef) usw.

  15. ed./La. sagt:

    Ein klassisches Musterbeispiel dafür, wie das öffentliche (Banken-)System geschmiert und so über Wasser gehalten wird.

  16. cl. sagt:

    …Und damit die Steuerzahler in Sachsen, die die totale Unfähigkeit eines Teils ihrer gewählten Volksvertreter noch bitter honorieren müssen.

  17. Ottm.Schu. sagt:

    Der Haushalt des Freistaates Sachsen trägt das Risiko der Ausfallbürgschaft.

  18. mfr. sagt:

    Der Freistaat Sachsen gewährt eine Ausfallbürgschaft von 2,75 Milliarden Euro. Das hat die Landesregierung beschlossen.

  19. -A-H. sagt:

    Man will mir hoffentlich nicht vormachen, dass die Vorstände und Aufsichtsräte der Westdeutschen Landesbank (WestLB) in Düsseldorf und der Sächsischen Landesbank (SachsenLB) in Dresden wegen Unwissenheit bestraft werden müssen.

  20. -Ger.-Luk.- sagt:

    Aber klar doch. Denn die öffentlichen Banken, welche (noch) als solvent gelten, kaufen diejenigen, welche bankrott sind.

  21. -fc- sagt:

    Unwissenheit schützt vor Strafe nicht – dies gilt nicht, wenn sie eine staatliche Bank wie die KfW leiten und rd. 5 Milliarden Euro versenken.
    Dann aber nur dann können sie wie die KfW-Chefin Ingrid Matthäus-Maier ihre Unwissenheit des Jahres als Rechtfertigung vor sich hertragen.
    WirtschaftsWoche vom 17.12.07
    Gilt das für alle Banken mit öffentlichen Charakter?

  22. B-L sagt:

    Belastungen von 800 Millionen Euro

    Ich frage mich, warum die Studenten an den Hochschulen im Land überhaupt Studiengebühren zahlen müssen.
    500 Euro pro Semester!
    Jeder Student im Land kann ausrechnen, wie lange er keine Studiengebühr bis zum Verbrauch dieser 800 Millionen Euro bezahlen müsste.

  23. Gust./Fo. sagt:

    Wir können alles – außer durchblicken!

  24. Chr./Leh. sagt:

    -rl- schreibt im 1. Kommentar von der maroden IKB.

    Die Großaktionärin der Industriekreditbank (IKB) ist die staatseigene KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau).
    Wer kontrolliert(e) eigentlich die KfW? – Deren Aufsichtsrat etwa?

  25. Ull.Mü. sagt:

    Wie hoch beziffert sich denn der nicht unerhebliche Vermögensschaden, über den vom Kommentator im 5. Kommentar geschrieben wurde?

    Um welche Art(-en) von Geldgeschäften handelte es sich im Einzelnen?

    Was wußte die Brettener Bevölkerung davon?

    Wurden die Fakten jemals öffentlich im Gemeinderat behandelt und im Amtsblatt der Stadt Bretten veröffentlicht, Herr OB Metzger?

  26. b.z. sagt:

    Frage an den LBBW-Chef Siegfried Jaschinski:
    Kann er jemanden aus Bretten einstellen, der ihn dabei unterstützt, sein derzeit leidendes Bankimage aufzupolieren.

  27. walt. sagt:

    Wie es die LBBW im Großen konnte, so konnte es die Stadt Bretten im Kleinen.

    Auszug aus dem Prüfungsbericht der Gemeindeprüfungsanstalt Baden-Württemberg vom 20. Juni 2006 über die allgemeine Finanzprüfung der Stadt Bretten … im Prüfungszeitraum 1999 – 2004:

    Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesen

    Feststellung der GPA:

    Der Stadt verbleibt aus der Rückabwicklung der auf Vermittlung der Finanzberatung Koch getätigten Geldgeschäfte nach derzeitigem Stand ein nicht unerheblicher Vermögensschaden.

  28. Qua. sagt:

    Unter diesen Zuständen genügen der LBBW sicherlich mehrere Großkunden und ihr Eigenhandel. Darauf kann sie sich dann vollends konzentrieren.

  29. E/A sagt:

    „Die Belastung von 800 Millionen Euro durch die aktuelle Finanzkrise reflektiere weniger als ein Prozent des gesamten Wertpapierbestand(s) des LBBW-Konzerns.“

    Diese Größenordnung muß man sich erst einmal vorstellen können.
    Risikoreiche Geschäfte wie das Investment in US-Subprimehypotheken lassen sich nicht so ohne weiteres rechtfertigen. Auch nicht unter dem Begriff des Shareholder-Value.

  30. pp sagt:

    „Die LBBW betonte, dass der Großteil des Betrages ergebnisneutral in der Neubewertungsrücklage verbucht werde.“

    Das erinnert mich lustigerweise an die Stadt Bretten, wo manches „kostenneutral“? behandelt wird.

    (Seriös) zur Landesbank zurück: Wenn sich die Wertminderung von sage und schreibe 800 Millionen Euro als nachhaltig erweisen sollte, ist eine Abschreibung zwingend notwendig.

  31. -rl- sagt:

    “Das Ganze ist überhaupt nicht spektakulär“

    Vielleicht noch nicht. Wie schnell es aber gehen kann, haben die Sachsen LB und die IKB gezeigt.

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