Experten: Vorsorge vor Naturkatastrophen

Die Zahl der extremen Wetterereignisse hat sich in den vergangenen 40 Jahren verdreifacht
Deutsches Komitee tagt in Karlsruhe
Von unserem Mitarbeiter Martin Oversohl
Karlsruhe. In Zeiten des Klimawandels können die Folgen von Naturkatastrophen nach Ansicht von Experten nur mit weitsichtigen Vorsorgekonzepten gemindert werden. Die langfristig ausgelegten Planungen müssten sich regional anpassen lassen, forderte das Deutsche Komitee Katastrophenvorsorge (DKKV) in Karlsruhe. Auf Einladung des DKKV erörtern Fachleute bei einem zweitägigen Kongress, wie Infrastrukturen vor Naturkatastrophen geschützt und Frühwarnsysteme verbessert werden können.
„Mit dem Klimawandel und seinen Folgen müssen wir in den kommenden Jahrzehnten leben“, sagte die DKKV-Vorsitzende Irmgard Schwaetzer. Die Zahl extremer Wetterereignisse habe sich in den vergangenen 40 Jahren verdreifacht. „Die Folgen von Naturkatastrophen lassen sich in ihrem Ausmaß aber begrenzen“, sagte Schwaetzer. Beim 8. Forum Katastrophenvorsorge diskutiert sie mit anderen Experten über Modelle und Konzepte für einen besseren Schutz vor Naturkatastrophen wie Hochwasser, Wirbelstürmen oder Waldbränden. An einem System zur Vorhersage von Klimaveränderungen arbeitet zum Beispiel das „Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology“ (CEDIM) der Universität und Karlsruhe und des Geo-Forschungszentrums Potsdam. „Damit können wir prognostizieren, wo und wie stark Schäden auftreten“, sagte CEDIM-Sprecher Friedemann Wenzel von der Universität Karlsruhe. Dieses Instrument könne helfen, den Katastrophenschutz und das Krisenmanagement besser zu organisieren.

Ein Umdenken in Politik und Gesellschaft forderte Johann Goldammer, der das „Global Fire Monitoring Center“ (GFMC) in Freiburg leitet. Anhand der Waldbrände in Griechenland, die in diesem Sommer weite Landstriche verwüsteten, verdeutlichte der Professor das Ineinandergreifen von Trockenperioden und Handeln des Menschen. „Feuer findet heute mehr Brennmaterial als noch vor Jahrzehnten“, sagte Goldammer. Landflucht und Vergreisung ganzer Landstriche führten dazu, dass der Schutz von Waldressourcen vernachlässigt wurde.

Der Orkan „Lothar“ habe im Südwesten Deutschlands noch im Dezember 1999 gezeigt, wie eine intakte Forstverwaltung das Ausmaß der Folgeschäden abmildern konnte.
Durch Personalabbau und Outsourcing in der Waldbewirtschaftung hätten sich seitdem jedoch die Möglichkeiten zum Schutz der Wälder verschlechtert. Dies ist für Goldammer ein großes Problem weltweit: „So geht Know-how beim Katastrophenschutz verloren“, sagte der Professor.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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3 Antworten zu Experten: Vorsorge vor Naturkatastrophen

  1. Fragezeichen sagt:

    Wo findet Umweltzerstörung statt? Doch immer auf den Gemarkungen der Gemeinden! Diese haben einen Gemeinderat mit einem (Ober-)Bürgermeister als Vorsitzenden.
    Es muss mit aller Deutlichkeit gesagt werden, dass dieses Gremium auch alle umweltzerstörenden Maßnahmen beschlossen hat. Oft auch gegen die Warnung von Experten und gegen den Willen protestierender Bürger! Oberbürgermeister und Gemeinderäte müssen endlich zur Verantwortung gezogen werden: Wer umweltschädlichen Planungen auf die Tagesordnung setzt oder diesen zustimmt muss sofort seines (Ehren-)Amtes enthoben werden. Nur so können weitere Umweltschäden mit ihren – langfristig verheerenden – Folgen vermieden werden! Landespolitiker müssen ihren Parteikollegen in den Gemeinderatsgremien endlich konsequent auf die Füße treten, sonst machen sie sich mitschuldig.
    Sie sind doch gewählt „um Schaden von den Bürgern“ abzuwenden?

  2. RL sagt:

    Treffen sich zwei Planeten im All…

    Sagt der Eine Planet zum anderen Planet:“Du siehst aber überhaupt nicht gut aus!“

    Darauf antwortet der Planet:“Ja, ich hab Mensch…“

    Darauf meint der andere Planet:“Ja, das kenne ich. Hatte ich auch mal. Aber keine Angst! Das geht vorbei…“

    Eine Gesunde Umwelt ohne Arbeitsplätze funktioniert genau so wenig wie eine intakte Natur ohne Arbeitsplätze. Bleibt zu hoffen, dass man irgendwie beides hin bekommt und beide Interessen hohe Priorität haben.

  3. mm sagt:

    So sinnvoll die genannten Maßnahmen auch sind, sie zeigen aber auch, dass wir bereits die Folgen der Klimaveränderung nicht mehr bewältigen, von Ursachen und deren Vermeidung überhaupt nicht zu sprechen. Derweilen genehmigen die Behörden verantwortungslos weiter den kleinen und großen „Wald-Metzgern“ ihre Bau- und Gewerbegebiete.
    Die Evolution ist in ihren Selektionskriterien dagegen konsequent, geradezu brutal : was sich nicht zum Überleben qualifiziert, stirbt aus!

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